22.04.2015
Mit Steve sind wir auf dem Weg zu einem großen
Pokerturnier. Es geht um eine Qualifikation zu dem Finale, wo man um das ganz
große Geld spielen wird. Wir sind schon sehr aufgeregt und können es nicht
abwarten uns an die Tische zu setzen.
Leider läuft es heute nicht ganz wie gedacht. Schon
in der ersten Hälfte des Turniers, noch vor der Pause, scheiden wir beide
unglücklich raus. Enttäuscht und traurig, sitzen wir dann an der Bar und
schlürfen an unseren Getränken. Da kommt Marcel, der Pokermanager, zu uns und
erzählt uns ganz im Vertrauen, dass wenn wir möchten, bekommen wir noch eine
Chance von ihm.
Morgen will er mit einem Bekannten in dem Wald
hinter der Stadt angeln gehen. Wir können uns den beiden anschließen und
sollten wir bis zum Schluss aushalten, kriegen wir unsere Qualifikation für das
große Finale. Mit Steve schauen wir uns kurz an und fast zeitgleich antworten
wir mit „JA“.
Ich habe zwar mit Fischen nicht viel am Hut, dafür
ist Steve ein begeisterter Angler. Schon am Abend bereitet er seine komplette
Ausrüstung und freut schon sehr auf den darauffolgenden Tag. Gleich morgens
sind wir pünktlich auf der verabredeten Stelle im Wald, direkt an dem kleinen
Bach. Mit Marcel ist noch ein junger Mann gekommen. Er sieht irgendwie krank
aus und ist nur am Grinsen. Der Tag verläuft ohne weiteres, wir fangen zwar
keinen Fisch, können aber mit Marcel in aller Ruhe über seine Liga sprechen.
Auf dem Weg zurück zum Wagen, verschwindet der junge
Mann plötzlich im Wald. Wenn wir es feststellen, rufen wir nach ihm, bekommen
aber keine Antwort. Nach einer Weile fange ich mir Sorgen zu machen und
überzeuge Steve und Marcel davon das Waldstück durchzusuchen. Vielleicht ist
dem Jungen was passiert und er kann nicht antworten.
Ich suche wirklich in jedem Busch, hinter jedem
Baum, in jeder Hecke. Letztendlich finde ich ihn auf einer kleinen Wiese, auf
dem Boden liegend und auf den Himmel starrend. Er scheint komplett abwesend zu
sein und wenn ich näher komme, höre ich ihn wie er etwas vor sich hin summt.
Ich versuche ihm auf die Beine zu helfen, er strebt sich aber dagegen und fällt
wieder hin. Ich rufe nach Steve und Marcel. Sie sind ja nicht weit weg von mir
und sind umgehend da. Gemeinsam tragen wir dann den jungen Mann bis zum Auto
und setzen ihn rein.
Erst jetzt kommt Marcel mit der Sprache raus und
entschuldigt sich bei uns. In erstem Moment verstehe ich nicht ganz, was er uns
erzählt, aber später ergibt alles einen Sinn. Der junge Mann ist voll auf
Droge. Ohne seine tägliche Ration, würde er gar nicht überleben. Seine
Abhängigkeit begann vor ein paar Jahren. Er traf ein junges Mädchen, es war
Liebe auf den ersten Blick. Sie verbrachten zusammen die ganzen Tage und unternahmen
viele Spaziergänge im Wald.
Eines Tages hat sie ihm ein Versteck gezeigt, wo
ganze Berge von Drogen untergebracht waren. Ab diesem Tag sind sie öfters hin
und haben sich selbst bedient. Wem das Versteck, bzw. der Inhalt der Hölle,
gehört, darüber haben sich die beiden keine Gedanken gemacht. Irgendwann mal
sind sie auch noch auf die Idee gekommen ein Teil davon in der Stadt zu
verkaufen. Sie sind in einem Nachtlokal rein und wollten sich unter die Leute
mischen. Leider, haben sie das falsche Lokal erwischt. Dieses war für
Homosexuelle und die haben gerade eine Antidrogen Party gegeben. Als die beiden
mit ihrer „Ware“ kamen und diese auf den Toiletten den Gästen angeboten haben,
rief Jemand umgehend die Polizei.
Als die Wagen mit Blaulicht vorfuhren, versuchten
die Beiden zu fliehen. Über die Garagendächer, den Kinderspielplatz bis hin zu
der Hauptstraße. Dort gab es dann eine Schießerei. Das Mädchen wurde
unglücklicherweise getroffen und starb noch auf Ort und Stelle. Er hatte dann
keinen Grund mehr zu fliehen und blieb bei ihr. So wurde er verhaftet und
verbrachte die nächsten Jahre im Gefängnis. Seit dem ist er nicht mehr er
selbst und ist den Drogen komplett verfallen. Ohne sie denkt er nur noch an
Selbstmord und schwebt in tiefen Depressionen.