Mein Traumtagebuch

Mittwoch, 17. September 2014

Das rote Kleid und der Geist



13.09.2014

Ich bin heute wieder in Offenbach, bin zu der Hochzeit von Giulia eingeladen. Ich werde die paar Tage in meiner alten Wohnung wohnen. Mit dem Vermieter habe ich bereits gesprochen, er sagte mir, dass er aus dem einem Zimmer eine Abstellkammer gemacht hat, aber das andere und die Küche zur Verfügung stehen. Ich muss mich halt aber damit zufrieden geben, dass die Toilette im Treppenhaus ist. Für die paar Tage stört es mich nicht und es wird auf jeden Fall schön wieder in vertrauter Umgebung zu übernachten.

Auf dem Weg halte ich noch kurz bei meinem alten Freund Aldo an, er ist hier auch nur zu Besuch (er ist auch von Offenbach weggezogen, nachdem er geheiratet hat) und hat mir eine Adresse gegeben, wo ich ihn treffen kann. Das Haus ist ein Altbau und hat lediglich drei Stockwerke. Im zweiten klingle ich und die Tür geht sofort auf. Es steht dort ein junges Mädchen und bittet mich sofort herein. Im Wohnzimmer sitzt Aldo mit einem anderen jungen Mädchen und erklärt ihr etwas. Als er mich sieht steht er auf und kommt mir entgegen, um mich zu begrüßen. Wenn wir uns wieder hinsetzen, erzählt er, dass wenn er hier ist, gibt er den Mädels (es sind Kommilitoninnen von seiner Nichte) Mathe Nachhilfe. Ich soll ihm noch 10 Minuten geben, dann ist er fertig und wir können irgendwo was essen gehen. Ich lasse ihn also seine Nachhilfe Stunde zu Ende  führen und gehe mit dem anderen Mädchen in die Küche. Sie setzt sich an den Tisch und starrt auf einen Haufen von ungeöffneten Briefen. Ich frage, was los ist und sie erzählt, dass dies alles Rechnungen und auch schon  Mahnungen sind, sie hat nur Angst sie aufzumachen. Ich biete ihr an, dass ich sie für sie aufmache und vielleicht ist es nicht so schlimm, wie sie denkt. Als ich die Briefe aber öffne und durchlese, stelle ich fest, dass die Wahrheit in Wirklichkeit noch schlimmer ist. Eine Lösung gibt es aber noch. Ich biete ihr an, dass ich für sie einen Brief aufsetze, sie muss ihn nur unterschreiben und abschicken. Es geht darum, dass wo nichts ist, kann man auch nichts holen. Dies teilen wir allen mit und sie wird ihre Ruhe kriegen. Sie darf aber nirgendwo mehr was bestellen. Sie ist damit einverstanden und ich lege los. Nach einer Weile steht Aldo in der Tür und wundert sich was ich da mache. Ich erkläre es ihm und jetzt muss er wiederum die 10 Minuten auf mich warten. 

Nach dem Essen mit Aldo gehe ich in meine alte Wohnung, die Eingangstür ist offen, also gehe ich gleich ins Haus. Den Vermieter finde ich in der Abstellkammer, wo früher mal mein Schlafzimmer war. Die Tür ist halb offen und ich kann dort Eimer, Besen, viele Lappen und Gartengeräte erkennen. Zusammen gehen wir dann in den umgebauten Rest der Wohnung und der Vermieter zeigt mir, wo was ist, händigt mir die Schlüssel aus und verschwindet wieder.

Ich schaue mich dann in aller Ruhe in der Wohnung nochmal um und entdecke einen begehbaren Kleiderschrank mit ganz vielen Abendkleidern. Sie sind alle sehr schön und scheinen kaum benutzt zu sein. Eins fällt mir aber besonders auf, es ist ein rotes schulterfreies Kleid mit Pailletten versetzt, die sich von der linken Seite oben bis nach unten rechts ziehen. Vorne ist es kürzer als hinten und rund um in eine Art Zick Zack Form geschnitten. Der Rücken ist frei und in der Mitte quer mit einer roten Schleife sehr elegant zusammen gebunden. Ich nahm das Kleid von dem Schrank und dachte mir, ich könnte es zu der Hochzeit von Giulia anziehen. Als ich es gerade anprobieren wollte, höre ich die Tür aufgehen. Hinter dem Vorhang am Fenster versteckt, kann ich kleines Mädchen beobachten, wie sie das Zimmer betritt und in den Kleiderschrank geht. Sie setzt sich auf den Boden und fängt an mit den Kartons auf dem Boden zu spielen. Innen drin sind Schuhe und sie probiert sie der Reihe nach. Dabei erzählt sie  eine Geschichte dazu, die sie sich gerade ausgedacht hat. Ein wenig später sehe ich den Vermieter reinkommen. Er findet das Mädchen in dem Schrank, nimmt sie an die Hand und schimpft mit ihr, sie soll nie wieder hierher kommen und mit den Sachen spielen. Das Mädchen ist seine Tochter, die Mutter ist vor ein paar Jahren gestorben und dies ist alles, was der Kleinen von ihr als Erinnerung blieb. Plötzlich sehe ich ein ganz helles Licht mitten im Zimmer und als es aufhört mich zu blenden, sehe ich eine wunderhübsche Frau in der Mitte stehen. Das Mädchen springt zu der Frau und versucht sie zu umarmen, es geht aber nicht, es scheint, als ob sie nur eine Nebelerscheinung wäre und die Hände des Mädchens nur nach Luft schnappen würden.  Ich sehe den Vermieter an, er kann seine Gefühle nicht verbergen und ich erkenne ein paar Tränen in seinen Augen. Es kommt mir unmöglich vor, es ist aber Wahr, ich sehe einen Geist seiner verstorbenen Frau. 

Mit einer sehr netten und lieben Stimme erzählt sie ihm, da wo sie ist, geht es ihr gut, er soll sich keine Sorgen machen und dem Mädchen erlauben dort zu spielen. Die Kleider, sagt sie, kann er verschenken, wenn er will, sie braucht sie ja nicht mehr und andere können ihre Freude an den schönen Stücken finden. In dem Moment spüre ich ihren Blick, ohne dass sie sich zu mir dreht. Es ist ein ganz komisches Gefühl und ich bekomme Gewissensbisse, dass ich mir das Kleid ausleihen wollte. Ich trete aus meinem Versteck heraus und laufe mit dem Kleid in der Hand zu dem kleinen Mädchen. Ich will es ihr zurück geben und mich entschuldigen, dass ich es ohne Erlaubnis aus dem Schrank genommen habe. Da sagt der Vermieter zu mir, ich kann das Kleid behalten und sich auch noch von den anderen welche aussuchen, die mir gefallen. In dem Moment realisieren wir alle, das der Geist nicht mehr da ist. So plötzlich wie erschienen ist er auch verschwunden. 

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