22.09.2014
Ich bin in
Eile. Ich muss den Zug Richtung Ostslowakei erwischen. Es gibt dort ein Treffen
mit meinen ehemaligen Kommilitoninnen Ivana und Tania. Nach Jahren werden wir
uns endlich wieder sehen. Ich freue mich schon sehr.
Da ich
mehrmals umsteigen muss, habe ich nur
wenig Gepäck dabei. Die Züge sind relativ leer, also mache ich es mir gemütlich
in einem der Abteile. Offensichtlich war ich müde, weil ich eingenickt bin.
Fast hätte ich den Umsteigebahnhof verpasst. Ganz in Panik verlasse ich den Zug
und laufe zu dem Bahnsteig mit dem Anschlusszug. Ich nehme dabei die Abkürzung über
die Gleise. Auf die letzte Sekunde erwische ich den Anschluss und nach einer
halben Stunde bin ich endlich am Zielbahnhof.
Von dort gehe
ich direkt in Ivanas Wohnung. Sie ist leider nicht da, ihre Mutter macht mir
auf und sagt, dass sie bereits zu der Skipiste gefahren ist. Ich soll es mir inzwischen
in einem der Zimmer gemütlich machen und mich ausruhen. Als ich meine Sachen
soweit auspacke und will mich kurz hinlegen, kommt Tania an. Die
Wiedersehensfreude ist groß. Sie ist auch enttäuscht, dass Ivana auf uns nicht
gewartet hat, aber so ist sie eben. Sobald Schnee irgendwo liegt, muss sie
sofort hin… Wir entscheiden uns zu dem Berg zu fahren und nach Ivana suchen.
Wir nehmen
unsere Ski und steigen in den nächsten Bus. Am Berg können wir viele Leute
sehen, es ist mitten in Saison, überall sehr viel Schnee und der Skilift
scheint überfordert zu sein. Da wir keine Lust haben in der Warteschlange
anzustehen, laufen wir, samt Skiausrüstung, den Berg zu Fuß hoch. Es dauert
eine Ewigkeit. Unterwegs halten wir ständig Ausschau nach Ivana, konnten sie
aber bis jetzt unter den vielen Skifahrern nicht entdecken. Die Strecke ist
steil und sehr eng. Rechts und links dichter Wald und in der Mitte der Skilift.
Die Skifahrer fahren Zick Zack zwischen dem Lift und den Bäumen am Rande des
Waldes. Jeden Moment erwarte ich, dass mich einer von denen mit runter reißt.
Zum Glück passiert uns aber nichts, offensichtlich sind sie alle wirkliche
„Profis“.
Endlich ganz
oben angekommen bin ich komplett aus der Puste und habe keine Kraft mehr. Ich
lasse meine Ski auf den Boden fallen und setze mich erst einmal hin, um nach
der Luft zu schnappen. Tania läuft um mich rum, ist ganz nervös und sagt, dass
wir bei den Menschenmassen Ivana nie finden werden. Sie schlägt vor, dass wir
wieder runter fahren und doch auf sie zu Hause bei ihrer Mutter warten. Damit
bin ich auf Anhieb einverstanden, ich bin total erschöpft, mir ist es kalt und
ich wünsche mir nichts mehr als eine heiße Tasse Tee.
Ich binde mir
die Ski an, nehme die Skistöcke in die Hände und stelle mich auf für die
Abfahrt. Erst jetzt schaue ich den Berg runter. Es ist sehr steil und ich kann
das Tal unten nicht sehen. Dazu fängt es auch noch an zu schneien. Ich kriege
es mit der Angst zu tun und sage zu Tania, dass ich den Berg lieber runter
laufe. Also nehme ich die Ski wieder ab, hoch auf die Schulter und Schritt für
Schritt steige ich den Berg wieder runter. Als ich unten ankomme ist es
mittlerweile abends und es wird schnell dunkel. Der Lift ist auch schon außer
Betrieb gesetzt worden und die letzten Skifahrer warten bereits auf den Bus.
Ich bin heil
froh, wenn ich bei Ivana zu Hause bin, Tania wartet schon seit Stunden auf mich
und mittlerweile hat sie sich langsam Sorgen gemacht, ob mir nicht etwas
passiert ist. Ivana ist immer noch nicht da, also machen wir es uns in der
Küche am Esstisch mit ihrer Mutter gemütlich und trinken einen heißen Kakao.
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