10.12.2014
Ich fahre zu meinem Bekannten Julius nach Kassel.
Ich habe einen Zwischenstopp bei meiner Freundin Anna in der Nähe von Frankfurt
am Main gemacht. Jetzt bin ich auf dem Weg zur Autobahn, wenn mein Auto
plötzlich den Geist aufgibt. Ich habe Glück und bleibe direkt vor einer
Autowerkstatt stehen.
Ich steige aus und laufe zu dem Haupteingang. Innen
drin spreche ich einen Herrn an, der ist aber in Eile und kann mir nicht
helfen. Er verweist mich an den Meister in der Garage. Der Werkstattmeister ist
ein älterer und ganz ruhiger Herr. Er empfängt mich sehr freundlich und kommt
sofort mit mir zu meinem Wagen. Er macht die Haube auf und findet den Fehler
sofort, zum Glück ist es nur eine Kleinigkeit und er verschwindet wieder in der
Werkstatt.
Während ich auf die Reparatur warte, vertreibe ich
mir die Zeit in der Empfangshalle. Ich lese mir die ganzen Prospekte durch, die
auf der Theke rumliegen. Erst jetzt realisiere ich den Namen der Werkstatt. Sie
steht wirklich überall: „HESSENGARAGE“. Meine Gedanken über den Namen werden
durch einen lauten „Gespräch“ unterbrochen. Ein junger Mann beschwert sich an
dem Empfang. Er will unbedingt mit dem Manager sprechen, der aber, laut der
Empfangsdame, momentan nicht da ist.
Ich gehe etwas näher, um besser zu verstehen worum
es da geht. Plötzlich läuft der junge
Mann los und rennt mich fast um. Wir stoßen zusammen und ich bekomme
Schwierigkeiten mit meinem Gleichgewicht. Der Fremde hält mich auf und
entschuldigt sich. Erst jetzt, wenn ich ihn so von ganz Nah sehe, kommt er mir
sehr bekannt vor. Dann verschwindet er auch wieder.
Wenn mein Wagen fertig ist, mache ich mich auf den
Weg zu Julius nach Kassel. Ich komme sehr spät an und mein Bekannter ist noch
nicht zu Hause. Er arbeitet als Arzt im örtlichen Krankenhaus und hat gerade
Nachtschicht. Er soll mir aber die Schlüssel vorbei bringen. Also warte ich in
einem kleinen Pub unter seinem Haus. Da kommt plötzlich der junge Mann von der
Hessengarage mit ein paar Kumpels rein. Er geht direkt zu der Theke und spricht
mit der älteren Bedienung dahinter. Er ist offensichtlich sehr betrunken und
kann sich kaum auf den Beinen halten. Seine Kumpels versuchen ihn zu stützen.
Nach der lauten Auseinandersetzung mit der Dame an der Bar, geht er wieder. In
dem Moment fällt mir auch ein, woher ich den jungen Mann kenne. Er ist
Darsteller bei GZSZ gewesen. Seine Rolle hieß John Bachmann, wenn ich mich gut
erinnern kann. Er ist wieder im Alter, in dem er bei GZSZ angefangen hat, ein
Teenager.
Da kommt auch schon Julius mit seinem Schlüssel
rein. Auf dem Weg zu seiner Wohnung erzählt er mir, dass der „John“ sein
Nachbar und die Dame in dem Pub seine Mutter ist. Sein Vater ist vor Jahren
weggelaufen und sie haben kein Kontakt mehr. Er ist ein Rebel und macht seiner
Mutter nur Schwierigkeiten. Die Geschichte gibt mir die ganze Nacht keine Ruhe.
Am nächsten Tag gehe ich zu der Wohnung von dem „John“ und seiner Mutter. Ich
finde sie in der Küche, während er noch am Schlafen ist. Ich traue mich in sein
Zimmer einzutreten und setze mich an den kleinen Schreibtisch in der Ecke um.
Vor mir steht ein kleiner Laptop. Ich schalte ihn ein und komme in „Johns“
Facebook Konto. Ich lese die Post, was er verfasst hat und am Ende wird mir
klar, wie sehr er seinen Vater vermisst. Und dass sein ganzes Verhalten nur
eine Antwort auf die Situation zu Hause ist. Vater weg, Mutter ständig am
arbeiten und er ganz allein und verlassen auf sich selbst gestellt. Für einen
jungen Mann eine schlimme Situation.
Ich verlasse sein Zimmer und gehe zu der Mutter in
die Küche. Ich versuche ihr die Situation zu erklären und was alles schief
gelaufen ist. In ihren Augen kann ich ein paar Tränen erkennen, als ihr Sohn
plötzlich in der Tür steht. Er kommt zu ihr, nimmt sie in den Arm und tröstet
sie. Irgendwie scheint es, dass die Beiden jetzt endlich begreifen, was sie
aneinander haben und ich kann nur hoffen, dass in das Haus wieder Ruhe
einkehrt.
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