16.12.2014
Es ist der Tag des Klassentreffens. Es findet in der
Wohnung meiner Freundin und ehemaligen Mitschülerin Zuzana statt. Am Abend
gegen 18 Uhr kommen langsam alle an. Ich bin eine der ersten und setze mich im
Wohnzimmer auf das große Sofa hin. Nach und nach füllt sich der Raum. Alle
stehen rum, unterhalten sich und bedienen sich an der kleinen Bar in der Ecke.
Ich muss für kurz die Party verlassen, da heute auch
die Versammlung der Wohnungseigentümer in dem Haus meiner Mutter stattfindet.
Ich muss unbedingt hin. Meine Mutter hat mir die Vollmacht gegeben in ihrem
Namen alle wichtigen Entscheidungen zu treffen und sie voll zu vertreten. Sie
hat die Schnauze voll und will mit den Vertretern der Wohneigentümer nichts zu
tun haben. Sie ist der Meinung, wie ich auch, dass sie die älteren Herrschaften
auf Strich und Faden betrügen. Zusammen mit meiner Mutter haben wir
herausgefunden, dass mehrere fiktive Firmen irgendwelche Reparaturarbeiten
durchgeführt und dafür Geld kassiert haben. Bei Recherchen hat sich dann
ergeben, dass diese Unternehmen ganz neu auf dem Markt und alle Inhaber die
Mitglieder der Eigentümervertreter sind. Ob die Reparaturen tatsächlich und
fachgerecht durchgeführt worden sind kann man nicht mehr nachvollziehen.
Ich verlasse also die Party und gehe schnell zu der
Versammlung. Schon unterwegs überlege ich mir, wie ich die Betrüger entlarven kann
und das den alten Wohneigentümern beibringen soll. Es ist keine einfache
Situation, die meisten haben keine Ahnung von den Machenschaften und ihre
Abrechnungen zahlen sie einfach, um ihre Ruhe zu haben. Ich weiß, es wird eine
harte Nuss.
Die Versammlung startet ganz ruhig, ich halte mich
erst einmal zurück. Ich will zuerst abwarten und mir anhören, was die Vertreter
zu sagen haben. Später in der Diskussion melde ich mich dann zu Wort. Ich lege
die Beweise und alle Zahlen auf den Tisch und versuche den Leuten zu erklären,
wie das hier läuft und dass es nicht mit rechten Dingen zugeht. Irgendwie habe
ich aber den Eindruck, dass mir keiner zuhört und sehe sogar ein paar von den
alten Leuten gelangweilt und fast schon am einschlafen. Irgendwann mal habe ich
genug und bringe meinen Vortrag zu Ende. Der Vorsitzende bedankt sich bei mir
für meinen Beitrag und macht weiter als ob nichts wäre. Das ärgert mich. Er
fährt mit anderen, eher unwichtigen, Dingen fort. Das gibt mir den Rest. Ich
stehe auf und verlasse die Versammlung. Es hat überhaupt keinen Sinn dort
weiter zu sitzen, ich alleine gegen die unwissenden und alles akzeptierenden
Leute. Ich habe einfach keine Chance etwas zu bewirken. Meine Mutter wird
wieder sehr enttäuscht sein.
Zurück auf der Party mische ich mich wieder unter
das Volk. An der Bar will ich mir gerade einen Drink holen, um die Niederlage
bei der Versammlung runter zu spülen, wenn ein ehemaliger Mitschüler sich zu
mir hinstellt. Ich erkenne ihn auf den ersten Blick nicht, er ist ganz dick
geworden, hat jetzt kaum noch Haare und nuschelt irgendetwas vor sich hin. Ich
versuche ihn mit einem netten Lächeln abzuspeisen. Wenn das nicht funktioniert,
stehe ich auf und versuche in der Menschenmenge und dem gedämmten Licht die
Gastgeberin zu finden. Der Mann will aber keine Ruhe geben und folgt mir auf
Schritt und Tritt. Auf einmal fällt mir wieder ein, wer das ist. In der Schule
war er schon damals ein „Dickerchen“, ein netter Junge, aber sehr oberflächlich
und nicht gerade sehr helle.
Ich laufe zu dem Ausgang, dort läuft ein festlicher
Paradeumzug die Straße runter, viele geschmückte Wagen und Leute in Uniformen
und bunten Kostümen. Ich versuche meinem Verfolger immer noch zu entwischen und
werde immer schneller. Ich laufe kreuz und quer zwischen den Leuten, bis auf
die andere Straßenseite. Dort verstecke ich mich in einem dunklen Hauseingang.
Als ich den Aufdringling endlich los werde, kehre
ich in die Partywohnung zurück und stelle ich mich wieder an die Bar. Da kommt
auch meine Freundin Zuzana wieder. Ich erzähle ihr die ganze Geschichte mit
der Eigentümerversammlung, um meinen
Frust etwas abzulassen. Als ich dann auch noch mit der Story über den dicken
Mitschüler komme, müssen wir beide ganz laut lachen. Endlich kann ich entspannen,
ein paar leckere Cocktails mit meiner Freundin trinken und die Party richtig
genießen.
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