11.12.2014
Ich bin irgendwo im Süden auf einem riesigen Feld,
voll mit Obstbäumen, Fruchtsträucher und eingepflanztem Gemüse. Rund um zieht
sich ein hoher Zaun. Ganz hinten ist ein kleiner Frischmarkt aufgebaut. Ich
soll dort Obst verkaufen. Die Marktständer befinden sich auf einem riesigen
Gelände, ich finde unseren Stand nicht auf Anhieb, muss quer durchlaufen und
ganz am Ende in der vorletzten Reihe kann ich endlich meinen Chef erkennen. Er
lädt gerade die Kisten mit Obst und Gemüse aus.
Hinter dem Markt zieht sich ein Zaun hoch, der oben
mit Stacheldraht versehen ist. Es ist das Gefängnis Gelände. Die Häftlinge
helfen sehr oft bei dem Frischmarkt aus, ob als Verkäufer oder beim Stand
aufbauen, Ware einpacken, Aufräumen und ähnlichen leichten Arbeiten. Heute ist
uns ein Schwarzer Häftling zugeteilt. Er ist ein Netter, ich kenne ihn schon
von letzter Woche. Er bleibt heute aber nicht sehr lange, weil im Gefängnis ein
Zahnarzt vorbei kommt, um die Zähne der Häftlinge zu kontrollieren. Da der Arzt
nicht so oft kommt, muss er auf jeden Fall hin. Kann ich auch verstehen, wenn
ich mir seinen halb leeren Mund anschaue.
Am Nachmittag ist er wieder zurück und sagt, ich
soll mich auch durchchecken lassen. Irgendwie ist mir dabei nicht ganz wohl,
ich tue es aber trotzdem. Der Arzt schaut sich meine Zähne an, wackelt an denen
ein wenig und sagt zu mir, dass sie fast alle sehr locker sind und mit der Zeit
ausfallen werden. Voll erschrocken, verlasse ich die Ambulanz und sehr unsicher
kehre ich zu unserem Stand zurück. Ich habe ständig das Gefühl, das meine Zähne
sich jeden Moment verabschieden. Da muss ich sehr viel arbeiten, um Geld für
den Zahnarzt nachher zu haben, wenn ich neue Zähne brauchen werde. Solche
Gedanken gehen mir den ganzen Tag durch meinen Kopf.
Am nächsten Tag laufen die Geschäfte nicht so gut. Von
meinem Chef wird mir gesagt, dass es heute nichts wird, wir haben zu wenig Obst
und Gemüse, also soll ich inzwischen zu einem Kurs für Marktverkäufer gehen, zu
dem er mich vor ein paar Tagen angemeldet hat. Er gibt mir ein Zettel mit der
Adresse in die Hand und ich mache mich auf den Weg.
Die kleine Schule, die die Kurse organisiert, ist
nicht sehr weit. Das Gebäude ist eher klein und mein Kurs, wie ich am Empfang
erfahre, findet heute draußen statt. Im Hof sind ein paar Tische aufgestellt
und die zierliche Lehrerin, eine ältere Dame, ist gerade dabei die Stühle
rauszubringen. Ein paar von den Kursteilnehmern helfen ihr dabei.
Die Klasse füllt sich nur langsam. Am ersten Tisch
setzen sich Freunde von mir, Gabriela und Peter, mit denen ich früher studiert
habe. Gabriela winkt mir zu und fragt, ob ich nicht Schminkzeug dabei habe, sie
hat es nicht geschafft sich heute Morgen zu schminken. Ich werfe ihr mein
kleines Täschchen mit Wimperntuschen, Eyelinern, Lippenstift und anderem Zeug,
zu. Ihr Mann fängt es auf und macht es sofort auf. Er schaut rein und nimmt den
Spitzer raus. Er fängt plötzlich an, den Tisch damit zu hobeln. Wenn ich das
sehe, werde ich total sauer. Der Spitzer ist der beste, den ich je hatte und er
ist nur für meine Schminksachen bestimmt. Ich springe vom Stuhl und laufe schnell
zu ihm und will ihm den Spitzer aus der Hand reißen. Er bewegt seine Hand zur
Seite und ich erwische ihn nicht. Dabei kann ich den Tisch sehen, wie er auf
einmal wie neu erstrahlt. Irgendwie macht es doch Eindruck auf mich und die
Lehrerin findet es auch sehr gut, also lass ich ihn weiter machen, ist ja für einen
guten Zweck.
Als sich die Klasse endlich füllt und alle ihren
Platz einnehmen, läuft die Lehrerin zwischen den Tischen und geht die
Teilnehmerliste durch. Sie liest die einzelnen Namen laut vor und schaut ob
alle da sind. Die Namen kommen mir alle irgendwie bekannt vor, die Leute, die
zu den Namen gehören, kenne ich aber nicht. Erst später erfahre ich, dass dies
alles Kinder und Enkelkinder von meinen ehemaligen Mitschülern vom Gymnasium
und Kommilitonen von der Uni sind. Auf einmal übergeht mich ein schlimmes
Angstgefühl und will nicht glauben wie alt wir alle geworden sind…
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