02.12.2014
Es ist mein
Hochzeitstag. Ich und mein Zukünftiger machen unsere Hochzeitsfeier zusammen
mit einem anderen Paar. Alles aus wirtschaftlichen Gründen. Unsere Trauungen
finden gleichzeitig statt und alle treffen wir uns, samt Hochzeitsgäste, in dem
gemieteten Saal in einem der Bürogebäude in einem Neubaugebiet.
Ein Tag vorher
habe ich bereits alles für die Feier vorbereitet. Kuchen und Torten gebacken,
Schnitzel mit Kartoffelbrei, Hähnchen Geschnetzeltes mit Reis und eine Nudelsuppe.
Abends haben wir alles mit meinem Mann in den Saal gebracht und in der kleinen
Küche abgelegt. Als wir gerade gehen wollten ist das andere Paar mit ihrem
Hochzeitsessen und Kuchen gekommen. Kurz haben wir uns unterhalten, ein wenig
über die Organisation gesprochen und dann verabschiedet.
Jetzt ist es
endlich soweit, ich bin offiziell verheiratet. Mit der ganzen
Hochzeitsgesellschaft laufen wir zu Fuß zu dem feierlich geschmückten Saal und
freuen uns auf die Feier. Das andere, frisch getraute, Ehepaar mit ihren Gästen
sitzt schon an einem der vorbereiteten Tische und warten auf unsere Ankunft, um
mit der Feier zu beginnen. Ich finde es eine sehr nette Gäste.
Das andere
Brautpaar kommt ursprünglich aus der Türkei und hat einige Jahre in Indien
gelebt, dementsprechend bunt ist auch ihre Hochzeitsgesellschaft. Es sind viele
bunte Kostüme dabei, wie man sie aus den Bollywood Filmen kennt. Ich finde es
richtig toll und interessant. Wir sind ja auch eine Multi-Kulti Familie. Von
meiner Seite ist die Belegschaft vorwiegend italienisch, von meinem Mann
französisch.
Nachdem wir uns
alle begrüßt haben und eine Runde mit den Gästen gesprochen haben, machen wir
uns in der Küche an das Essen. Wir müssen alles nur noch aufwärmen, auf die
Teller und dann zu den Gästen bringen. Wenn ich den großen Topf mit der
Nudelsuppe auf den Herd stelle, mache ich den Deckel auf und traue meinen Augen
nicht. Anstatt meiner leckeren Nudelsuppe ist ein Bohneneintopf drin. Ich kann
doch auf einer Hochzeit keine Bohnen servieren! Vielleicht können wir die Suppe
überspringen und den Schnitzel mit Kartoffeln gleich servieren. Wenn ich den
Deckel von der Schüssel, wo die Schnitzel sein sollen, hebe, sehe ich…
Bohneneintopf. Ich werde bei dem Anblick ganz nervös und hektisch. Ich schaue nach
und nach in jeden Topf, Schüssel und Behälter rein, die wir ein Tag vorher
gebracht haben, und stelle fest, dass überall sich nur Bohneneintopf befindet.
Verzweifelt und nah den Tränen lasse ich mich auf den Boden fallen und starre
vor mich hin. Mein Mann versucht mich zu trösten, vergeblich.
Plötzlich kommt
das andere Ehepaar in die kleine Küche rein. Sie schauen mich an und fragen,
was passiert wäre. Ich schaue die Braut in ihrem breiten weißen Kleid an und
stehe langsam auf. Sie müssen unser Essen vertauscht haben, es hat doch niemand
anderer Zugang seit gestern gehabt. Voller Wut und ganz rasend gehe ich auf die
Braut los. Zum Glück behält mein Mann einen kühlen Kopf und stoppt mich. Er
redet kurz mit den beiden und schaut mit denen zusammen in deren Töpfe. Dort
ist offensichtlich alles in Ordnung. Sie sind genauso wie wir ahnungslos, was
da passiert sein könnte.
Am Ende bieten
sie uns an, dass ihr Essen unseren Gästen auch serviert werden kann, sie haben
mehr als genug davon. Ich, immer noch wütend, bin letztendlich einverstanden
und die Feier kann endlich losgehen.
Alle Gäste
amüsieren sich prächtig, die verschiedenen Kulturen bringen auch verschiedene
Hochzeitsbräuche mit sich und somit ist für gute Laune und viel Spaß gesorgt.
Um Mitternacht nimmt mich der Bräutigam der anderen Seite mit. Wir laufen durch
die anderen Stockwerke des Gebäudes. Dort sieht alles noch zu sehr nach
Baustelle aus. In einer kleinen Wohnung im ersten Stock bleiben wir dann
stehen. Er zeigt mir ganz stolz sein Hochzeitsgeschenk für seine Frau. Die
Wohnung ist wirklich nicht groß, mit einer kleinen Küche, einem Schlafzimmer,
wo gerade mal ein Bett reinpasst und einem Wohnzimmer mit einem winzigen Balkon
zu Straße hin.
Dann führt er
mich aus der Wohnung wieder raus und in das Gebäude gegenüber. Dort laufen wir
in ein Tattoo Studio rein. Ich wundere mich, was wir dort sollen, die Antwort
kommt umgehend. Er möchte mir auch ein Hochzeitsgeschenk machen und hat für
mich ein Henna Tattoo organisiert. Ich soll mir nur die Stelle aussuchen, wo ich
es haben möchte und mich auf den Stuhl hinsetzen, der Meister kommt gleich. Es
kommt zwar überraschend, finde ich aber eine sehr nette und witzige Idee. Ich
mache meine Wade frei und setze mich auf den Stuhl.
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