25.02.2015
Vor ein paar Tagen habe ich eine sehr nette junge
Frau kennengelernt. Wir sind zufällig beim Einkaufen in dem großen Supermarkt
ins Gespräch gekommen. Sie war dort mit ihren drei kleinen Kindern und stand
hilflos vor den Regalen mit Umzugskartons. Durch ihre ganz bunte Kleidung ist
sie mir sofort ins Auge gefallen. Nach einer Weile habe ich sie dann
angesprochen und ihr meine Hilfe angeboten. Sie war sehr dankbar und wollte
sich unbedingt revanchieren.
Für heute hat sie mich zu ihr nach Hause auf eine
Tasse Kaffee und Kuchen eingeladen. Die Adresse, die sie mir gegeben hat, kenne
ich gar nicht und merkwürdig ist, dass meine Navi mich hinter die Stadt führt.
An Ort und Stelle verstehe ich dann wieso. Meine neue Bekannte wohnt in einer
Wohnwagenanlage. Die Gegend hier ist nicht die Beste und viele haben Angst
hierher zu kommen. Es soll eine Zigeunerwohngegend sein und sie sind nicht
gerade die freundlichsten Genossen.
Trotz allem traue ich mich aus meinem Wagen, den ich
etwas weiter weg geparkt habe, auszusteigen und die Wohnanlage zu betreten.
Alle Wohnwagen sind mit Nummern beschildert und so finde ich ganz einfach den
Richtigen. Ich klopfe an die Tür und ein kleiner Junge macht mir auf. Die
Familie lebt hier praktisch in einem Raum, der so groß ist, wie mein Wohnzimmer.
Alles auf ein paar Quadratmetern untergebracht, die Küche, die Wohn- und
Essecke, sowie die Schlafgemächer.
Als mich die junge Frau sieht, freut sie sich
unheimlich, dass ich ihre Einladung doch wahr genommen habe. Wir setzen uns bei
einer Tasse Kaffee hin und sie fängt an zu erzählen, wie sie hierher gelandet
ist.
Vor ein paar Jahren hat sie einen jungen Zigeuner
kennengelernt. Es war Liebe auf den ersten Blick und ein paar Monate später
waren sie auch schon verheiratet. Die Kinder kamen kurz danach. Sie sind die
meiste Zeit mit dem Wohnwagen unterwegs gewesen, auf der Suche nach anständiger
Arbeit für ihren Mann. Leider, nicht so einfach, wie gedacht. Letztendlich sind
sie hier gelandet. Mit der Arbeit hat es nicht geklappt, die Vorurteile der Gesellschaft
gegenüber Zigeuner sind doch noch zu groß. Um etwas Geld in die Familie zu
bringen musste er dann nachgeben und ist auf die schiefe Bahn geraten. Er hat
sich auf die illegalen Geschäfte der Zigeuner Community eingelassen und jetzt
ist er zu tief drin. Sie will aber damit nichts zu tun haben und hat ihn vor
die Wahl gestellt. Entweder seine kriminellen Freunde oder die Familie.
Jetzt kann ich endlich verstehen, wieso die vielen
Umzugskartons. Sie konnte für sich und die Kinder eine neue Bleibe finden und
verlässt den Mann. Solange er nicht zum Verstand kommt, bleibt sie auf jeden
Fall weg. Morgen ist es mit dem Umzug soweit. Ich biete ihr natürlich meine
Hilfe an, sie wird sie bestimmt gut gebrauchen können.
Am nächsten Tag, als ich ankomme, steht neben dem
Wohnwagen ein anderer, kleinerer dran. Jetzt verstehe ich, wie sie es mit der
neuen Bleibe gemeint hat. Wir holen alle Sachen nach und nach aus dem alten
Wohnwagen in das neue Wohnmobil. Es dauert den ganzen Vormittag und als wir
fertig sind, setzt sie sich ans Steuer, wir verabschieden uns und sie
verspricht sich bei mir zu melden, sobald sie in der neuen Wohnanlage
angekommen ist.
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