26.02.2015
Ein großer Charité Event. Ich bin eine der
studentischen Aushilfen. Die Veranstaltung ist schon seit längerer Zeit
geplant, das Geld soll einem guten Zweck zufließen. Viele Leute sind
eingeladen, meistens reiche und prominente aus der Gegend.
Das alte Opernhaus wurde als Veranstaltungsort gewählt, da es einerseits
den meisten Platz bietet und andererseits ist es repräsentativ genug. Am Abend
wird der Empfang vorbereitet, ein roter Teppich vor dem Eingang ausgerollt und
das Buffet im ersten Stock aufgestellt. Langsam kommen die Gäste an.
Ich bin zu der Spendetheke zugeteilt, ich soll
helfen die Schecks entgegen zu nehmen und zu registrieren. Alles muss ganz
genau mit Namen und Betrag in ein großes Buch eingetragen werden. Der Andrang
ist groß und wir haben alle Hände zu tun.
Irgendwann mal am späten Abend soll das gespendete
Geld, bzw. die Schecks, in einen Tresor in einem der hinteren Büroräume des
Theaters gebracht und eingeschlossen werden. Ich bekomme die Aufgabe die
eingesammelten Schecks dorthin zu bringen. Auf dem Weg zu dem Tresorraum denke
ich drüber nach, wie einfach es wäre ein paar von den Schecks an sich zu
nehmen.
Wie ich die Gänge und Flure mit dem Metallbehälter
voll mit Spendengelder durchlaufe, wird der Gedanke ein paar von den Scheck zu
entwenden immer realer. Ich bin alleine, keiner schaut zu und die Gelegenheit
ist ja einmalig. Wenn ich endlich an dem Tresorraum ankomme und das Büro
betrete, stelle ich den Metallbehälter auf den Tisch und mache ihn auf. Jetzt
oder nie…
Als ich dabei bin die Schecks aus der Kiste
rauszunehmen, kommt eine ältere Dame zu mir. Jetzt ist die Gelegenheit vorbei.
Sie schaut mir über die Schulter, zählt die Schecks mit mir mit. Irgendwie
fühle ich mich nicht wohl dabei, versuche immer wieder aus ihrem Blickfeld zu
verschwinden. Sie klebt aber an mir wie eine Klette. Dann wird es noch
extremer. Ich nehme den Behälter und laufe in einen anderen Raum, schließe die
Tür hinter mir zu und denke, ich habe jetzt endlich meine Ruhe. Plötzlich steht
die Alte wieder hinter mir. Ich kann regelrecht ihren Atem an meinem Genick
spüren.
So geht es dann den ganzen Abend, ich versuche der
Dame zu entkommen, aber egal wo ich hingehe, sie ist dicht hinter mir. Als nur
noch die letzten zwei Schecks übrig sind, verwerfe ich meinen Gedanken
letztendlich und stecke sie in den Tresor rein. Kurz danach kommt ein bewaffneter
Sicherheitsdienst von der Geldtransportfirma. Zusammen füllen wir den
Sicherheitsbehälter mit den Spendeschecks und fahren sie zu der örtlichen Bank.
Am nächsten Tag komme ich nochmal zum Opernhaus,
eine Nachbesprechung der Belegschaft und der Aushilfen liegt an. Ich stelle
mich in eine Ecke und warte die Ansprache des Organisationsdirektors ab. Er
bedankt sich bei allen Freiwilligen für die gute Arbeit und den perfekten
Ablauf des Abends. Dann plötzlich fängt er an die fleißigsten Mitarbeiter
aufzuzählen. Ich bin sogar eine der besten.
Ich weiß nicht ob ich es wirklich verdient habe, in
seinen Augen habe ich aber eine gute Arbeit geleistet und dank mir sind alle
Spendengelder sicher in der Bank angetroffen. Nach der Rede kommt er persönlich
zu mir, gibt mir die Hand und spricht von einer Belohnung. Ich spüre wie es mir
ganz heiß wird und mein Gesicht in roter Farbe versenkt.
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