Mein Traumtagebuch

Dienstag, 12. Mai 2015

Das Dorf und die alte Tradition



04.05.2014

Es ist Sonntag, ich wohne in einem kleinen Dorf und alle Bewohner müssen heute zur Kirche. Nicht nur, dass die Sonntagsmesse heute stattfindet, sondern auch das traditionelle Ritual des „Monatssterbens“. Es ist eine sehr ungewöhnliche Tradition, wird aber auf dem Dorf seit Jahrhunderten praktiziert.

Ich und ein paar meiner Bekannten singen in dem Kirchenchor und für uns ist ein wirklich anstrengender Tag angesagt. Schon früh morgens kommen wir in die Kirche und bereiten unseren Auftritt vor. Die Messe verläuft ohne weitere Vorkommnisse und nach einer kurzen Mittagspause geht es gleich mit den Sterbensritualen weiter.

Es geht hier darum, dass alle alten Leute, die fühlen, dass sie kurz vorm Sterben sind, an diesem Nachmittag in die Kirche kommen. Sie werden von dem Pfarrer und dem Dorfbestatter in einen Sarg gelegt und warten auf ihren Tod. In der Regel geschieht alles innerhalb unseres Auftrittes, während wir die Begräbnislieder singen. Die Leute schlafen einfach ein und wachen nicht mehr auf. Anschließend werden sie gleich auf dem Friedhof hinter der Kirche begraben.

Heute sind mehrere Begräbnisse geplant. Ein paar alte Damen und ein sehr reicher Herr. Es sind auch viele Zuschauer und Verwandte gekommen, die Kirche ist wirklich voll. Wir haben kaum noch Platz für unseren Chor und müssen uns mit sehr wenig zufrieden geben. Nach und nach legen sich die Sterbenden in die Särge und der Bestatter, macht es denen so bequem, wie es nur geht.

Ich weiß nicht wirklich wie es funktioniert, es ist aber schon sehr verwunderlich, dass die Leute hier im Dorf auf Kommando, an einem bestimmten Tag, sterben!

Nach dem anstrengenden Tag, fahre ich zu Anna, meiner Freundin, und ihrer Familie. Ich habe ein kleines Zimmer bei ihr unterm Dach, wo ich zu Untermiete wohne. Als ich mein Zimmer betrete, sehe ich die Kinder, wie sie alle meine Sachen aus dem Schrank rausgenommen haben und mit denen spielen.

Es ist jedes Mal das gleiche, irgendwie geht es langsam zu weit. Ich habe Anna schon mehrmals gesagt, die Kinder sollen meine Sachen in Ruhe lassen und mein Zimmer auf keinen Fall in meiner Abwesenheit nicht betreten. Ich habe sie wirklich gern, aber dies ist zu viel des Guten. Anna nimmt die Kinder wieder mit nach unten und ich fange an aufzuräumen.

Am Abend sitzen wir alle gemütlich auf der Sofa vorm Fernsehen, als wir plötzlich komische Geräusche vom Dachboden hören. Wir alle sind neugierig, was das sein könnte und Annas Mann traut sich hochzugehen und nachzuschauen. Ich bin sehr gespannt, denn ein paar von meinen alten Schuhen und Klamotten sind dort untergebracht.

Nach einer Weile hört das Geräusch auf und die Wohnung beherrscht eine totale Stille, die mir langsam Angst macht. Dann plötzlich kracht es ganz laut und wir alle hören Annas Mann aufschreien. Schnell eilen wir in mein Zimmer, der sich direkt unterm Dachboden befindet und sehen Thomas mitten auf dem Boden liegen und vom Schmerz stöhnen. Als wir nach oben blicken, entdecken wir ein riesen Loch in der Decke, in dem sich ein paar von meinen alten Stiefeln verhakt haben.

Erst einmal stehen wir erschrocken da, später, als wir feststellen, dass Thomas nichts Ernstes passiert ist, fangen wir an zu lachen. Irgendwie ist es schon eine komische Situation…

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