01.05.2015
Ich bin bei meiner Freundin Anna und ihrer Familie.
Ich habe sie schon seit langer Zeit nicht mehr gesehen und freue mich wieder
bei ihr zu sein. Die Tage meines Besuches neigen sich langsam zu Ende und mit
Anna werden wir deswegen immer trauriger.
An einem Abend nach dem Essen sitzen wir im
Wohnzimmer bei einem Gläschen Wein, wenn plötzlich das Telefon klingelt. Annas
Mann, Thomas, geht dran und als er auflegt, sieht sein Gesicht weißbleich aus.
Mit Anna schauen wir uns gegenseitig an und dann fragen wir, was passiert ist.
Thomas setzt sich erst einmal hin, atmet tief durch
und erzählt uns, dass das Finanzamt dran war. Es gibt Probleme mit der letzten
Steuererklärung und der Angabe, dass er und Anna die Familie in Russland
finanziell unterstützen. Die Papiere, die sie eingereicht haben, reichen leider
als Beweis nicht aus. Sie sollen entweder die notwendigen Unterlagen besorgen,
oder der Betrag wird komplett gestrichen und nicht anerkannt.
Wir sitzen noch die ganze Nacht und überlegen, was
die beiden tun könnten. Erst wenn die Sonne langsam aufgeht fällt die
Entscheidung. Es hilft nichts, Thomas muss nach Russland und dort sich die notwendigen
Dokumente ausstellen lassen. Ich habe noch ein paar Tage Urlaub und biete ihm
an mitzukommen. Er und Anna können sich momentan kein Flugticket leisten, so
werden wir mit dem Wagen fahren müssen.
Gleich am Nachmittag, als alles Nötige eingepackt
ist, geht es los. Wir verabschieden uns von Anna und den Kindern und starten
unsere Reise. Thomas fährt und ich navigiere ihn. Am Anfang ist es nicht schwer,
in der Gegend kennen wir uns beide gut aus. Wir fahren durch bis in die Nacht,
denn wir möchten so schnell wie möglich ankommen.
Plötzlich merke ich, dass Thomas ganz müde wird. Ich
schlage vor eine kurze Pause zu machen, er verneint aber diese Idee. Wir fahren
gerade durch ein Bergdorf durch, mit ganz engen und kurvigen Straßen. Plötzlich
bleiben wir an einer Kreuzung wegen Bauarbeiten stehen. Es rührt sich nichts
mehr. Ich steige aus und frage einen der Bauarbeiter, wie lange die
Straßensperrung noch dauern kann. Die Antwort lautet: „Die ganze Nacht“. Nicht
gerade eine erfreuliche Nachricht.
Mit Thomas schauen wir in die Straßenkarte und
suchen gemeinsam nach einem anderen Weg, um doch noch weiter zu kommen. Leider
führt es keine andere Straße an diesem Dorf vorbei. Wir haben keine Wahl und
müssen bis morgen früh abwarten. Thomas legt sich also auf dem Rücksitz hin und
schläft sofort ein. Ich schaue noch kurz in die Karte und rechne nach, was wir
noch vor uns haben. Wir konnten bis jetzt ein gutes Stück der Strecke hinter
uns lassen, leider erwarten uns noch weitere 11.000 Kilometer. Es ist noch ein
sehr weiter Weg!
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