15.05.2015
Mit Steve haben wir einen kleinen Auftrag in der
Stadt bekommen. In der Fußgängerzone sollen wir ein paar Ecken vermessen, für
eine Firma die Werbetafeln und Straßen Billboards herstellt. Es ist ein relativ
schöner Tag, also sollte der Regen uns nicht in die Quere kommen.
Das Stadtzentrum ist voll wie immer. In einer
schmalen Gasse, hinter dem großen Einkaufszentrum, stellen wir unsere Messlatte
hin und lesen die Werte ab. Die Messlatte, die wir momentan benutzen ist ein
etwa 20cm breites Brett, auf dem ein bunter Clown aufgemalt ist. Die Skala geht
von seinen Füßen, von Null, bis zu seinem Kopf, bis 150cm. Wir mussten
kurzfristig auf dieses Messgerät zugreifen, da unser Lasermesser kaputt
gegangen ist und momentan repariert wird.
Nachdem wir den Platz des ersten Billboards vermessen
haben, verschieben wir uns schnell zu der zweiten Stelle, die uns von dem
Auftraggeber aufgeschrieben wurde. Es ist in der Nähe der U-Bahn Station. Ich
stelle die witzige Clown Messlatte an die Wand des Eckhauses und mein Mann
liest die Werte ab. Da kommt ein fremder Mann vorbei, schaut uns kurz zu und
dann sagt er zu Steve, dass die Angaben auf der Messlatte nicht stimmen können.
Steve unterhält sich noch kurz mit dem Mann und dann
kommen beide zu mir, nehmen die Latte und messen sie mit einem Maßband nach.
Ich schaue auf die Skala und lese 180cm ab. Es kann nicht sein! Die Messlatte
ist doch nicht viel größer als ich, und ich bin genau 163cm. Also 180cm können
unmöglich stimmen. Wir messen nochmal nach, nochmal und nochmal. Immer das
gleiche Ergebnis und keine Erklärung dazu.
Während ich und Steve mit dem Mysterium der
Messlatte beschäftigt sind, bemerken wir gar nicht, dass die Leute um uns immer
weniger werden. Plötzlich ist die ganze Straße wie leer gefegt. Ich schaue mich
um und verstehe nicht wieso. Erst wenn ich meinen Blick nach rechts wende, da
sehe ich eine ziemlich große schwarze Schlange, die auf uns zukommt. Sie zischt
vor sich hin und ganz langsam bewegt sie sich in meine Richtung. Steve schnappt
sich die Messlatte und unsere anderen Sachen, nimmt mich an die Hand und wir
laufen von der Stelle weg.
Wieder vor dem Einkaufszentrum, halten wir endlich
an und versuchen etwas durchzuatmen. Ich beuge mich nach vorne, Hände auf meine
Knie und atme tief aus. In dem linken Augenwinkel sehe ich wie sich etwas in
dem Busch an der Straße bewegt. Die Schlange ist uns bis hierher gefolgt, ich
wusste gar nicht, dass die Viecher so schnell sein können. Sie nähert sich
immer schneller. Ich überlege nicht lange und laufe weg so schnell ich kann.
Ich folge Steve in die U-Bahn Station. Er bleibt
erst unten an der Treppe stehen. Er ist komplett von der Puste und stützt sich
an der Clown Messlatte. Etwas später komme ich auch an und stelle mich neben
ihn. Steve fragt einen vorbei gehenden Mann nach dem Weg zu dem Bahnsteig.
Inzwischen halte ich Ausschau nach der Schlange. Als ich mich umdrehe, sehe ich
eine, wie sie die Treppe der U-Bahn Station runter steigt. Ich drehe mich um,
will Steve sagen, dass die Schlange wieder da ist, wenn ich plötzlich etwas
hinter meinem Hals spüre. Es muss eine andere Schlange sein, die sich den Weg
nach unten verkürzt hat und sich einfach von der Decke runter gelassen hat. Sie
landete direkt hinter meinem Kragen und jetzt macht sie es sich um meinen Hals
gemütlich.
Ich bin total im Schock, versuche mich nicht zu
bewegen. Meine rechte Hand ist nach oben gestreckt, die andere nach vorn. Mein
Mund ist offen und ich will nach Steve rufen, dass er mir zu Hilfe kommt. Egal
wir ich mich anstrenge, ich bekomme kein Ton raus. Ich versuche es immer wieder
aufs Neue
, leider
vergeblich. Steve kann mich einfach nicht hören.
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