14.02.2015
Eine riesengroße Hochzeit. Ich bin die
Hochzeitsplanerin und habe alle Hände voll zu tun. Man muss auf jede
Kleinigkeit denken und alles im Griff haben, damit das glückliche Hochzeitspaar
ihren schönsten Tag im Leben nie vergisst und immer als die „perfekte Hochzeit“
in Erinnerung behält.
Heute ist es so weit. Die letzten Gäste sind gestern
Abend angereist. Während die Braut ganzen Vormittag für ihre Haare, Nägel und Makeup
braucht, kümmere ich mich um die weiblichen Verwandten. Sie sollen alle in einheitlich
gehaltenen Kleidern angezogen werden. Sie wurden in einem Modesalon bestellt
und nach den, mir zugesandten Größen, angepasst. Jetzt kommt der Augenblick der
Wahrheit.
Bereits die erste Dame, die ihr Kleid anprobiert,
meckert über die zu eng geschnittene Taille. Die andere beschwert sich, dass es
zu groß ist, bei einem Kleid ist der Ausschnitt zu klein, da Zwickt es, dort
zieht es und alle wollen schnell was geändert haben. Da ich mit so etwas
rechnen musste, habe ich die Schneiderin für heute bestellt und sie hat
wirklich alle Hände zu tun. Ich überlasse ihr den ganzen Chaos in dem
Umkleideraum und gehe nach dem Trauungsraum schauen.
Dort sind schon ein paar Männer versammelt und
einige Kinder, die hin und her laufen. Die Gästesitze sind links und rechts
aufgestellt und in der Mitte ist ein roter Teppich ausgerollt. Durch den soll
das Brautpaar zum Altar laufen. Alles soweit perfekt, wenn ich plötzlich ein
Kind schreien höre. Ich schaue die Männer an, von denen einer der Vater sein
sollte, wie ich denke. Keiner von denen rührt sich aber. Also laufe ich selbst
dahin, woher ich den Schrei gehört habe. Ein kleiner Junge sitzt auf dem Boden
und sein Knie blutet. Die Hose ist aufgerissen und sein Gesicht voll Tränen.
Ich schaue mir erst einmal die Wunde an. Es ist nicht so schlimm wie es
aussieht. Ich helfe dem Jungen hoch und bringe ihn in das Umkleidezimmer der
Frauen. Dort ist ein erste Hilfe Kasten und ich kann seine Wunde versorgen. Die
Schneiderin repariert während dessen seine Hose und ruck-zuck ist er wieder
bereit an der Hochzeitsfeier teilzunehmen.
Inzwischen sind auch die Frauen zufrieden gestellt
und ich muss sagen, sie alle sehen wunderbar aus. Noch ein wenig Makeup, etwas
Schminke und Haare hochbinden und wir sind fertig.
Der Trauungssaal füllt sich langsam und die Gäste
setzen sich allmählich auf deren Plätze hin. Dann fängt endlich die Zeremonie
an. Die feierliche Musik erklingt und der Bräutigam mit den Trauzeugen läuft
rein. Sie alle stellen sich vorne hin und ihre Blicke wandern zu der
Eingangstür. Jetzt warten alle auf den Höhepunkt der Hochzeit, den Auftritt der
Braut.
Es passiert aber nichts. Wenn die Musik aufhört zu
spielen, kommt die Unruhe auf und die Gäste fangen an sich zu fragen, was da
los ist. Ich gebe dem DJ ein Zeichen, er soll den Hochzeitsmarsch nochmal
abspielen. Alle werden wieder aufmerksam und schauen zu dem Eingang. Ich nutze
die Gelegenheit und schleiche mich raus, um nach der Braut zu schauen.
Ich finde sie in ihrem Umkleideraum, mit Tränen in
den Augen und einem Foto in der Hand.
Ich frage, was denn los wäre, wieso sie noch nicht raus ist. Sie schaut
mich nur an und drückt mir die Fotografie in die Hand. Ich kann den Bräutigam
im Arm einer anderen Frau erkennen. Ich versuche die Braut zu trösten und ihr
erklären, dass dies noch nichts bedeuten muss. Sie soll mit ihrem Zukünftigen
drüber sprechen, um Klarheit zu schaffen. Vielleicht ist das alles nur ein
kleines Missverständnis.
Gesagt, getan. Am Ende wurde alles geklärt und die
Hochzeit konnte doch wie geplant stattfinden. Alle haben sich bei der
anschließenden Feier gut amüsiert und ich konnte mit mir zufrieden sein. Nicht
nur wegen der perfekten Organisation, sondern auch, dass ich ein Brautpaar doch
noch glücklich machen konnte.
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