15.02.2015
Ich wohne wieder bei meiner Mutter. Eines Abends
komme ich nach Hause und kaum betrete ich die Wohnung, schreit mich meine
Mutter an, wo ich gewesen bin, ob ich nicht weiß wie spät es ist und ob ich
nicht anrufen kann, wo ich bin. Ich bleibe wie versteinert stehen und verstehe
nicht ganz, was hier passiert.
Erst wenn sich meine Mutter etwas abregt und
beruhigt, kommt sie mit der Sprache raus. Es ist nicht nur so, dass sie mit mir
schimpft… Sie erzählt mir, dass schon seit Stunden ein Bekannter auf mich
wartet. Er ist am Nachmittag gekommen und sie weiß nicht mehr wie sie ihn
beschäftigen soll. Sie musste sich die ganze Zeit um ihn kümmern und konnte
nichts anderes machen.
Ich gehe in mein Zimmer und auf dem Bett sehe ich
einen sehr guten Bekannten von mir liegen. Natürlich freue ich mich ihn zu
sehen und in der ganzen Aufregung bemerke ich gar nicht, dass er sich kaum
bewegt. Ich bitte ihn noch etwas Geduld zu haben, ich möchte mir nur schnell eine
Tasse Tee in der Küche holen.
Es dauert nicht lange und ich kehre in mein Zimmer
zurück. Erst jetzt realisiere ich wirklich, dass er immer noch regungslos da
liegt. Als ich näher komme, frage ich, was los wäre. Er fängt an zu erzählen
und ich setze mich zu ihm hin. So von der Seite kann ich dann erkennen, dass
sein Kopf nach hinten komplett offen ist. Ich erschrecke mich in dem Moment,
versuche mir aber nichts anmerken zu lassen.
Wie er über einem schlimmen Autounfall und seinem
langen Aufenthalt im Krankenhaus erzählt, beobachte ich ihn. Seinen Kopf kann
er offensichtlich gar nicht bewegen. Von vorne sieht alles ganz normal aus,
hinter den Ohren fehlt aber die Hälfte der Schädelhülle. Stattdessen hat er am
Kopf eine Art Metallkonstruktion angeschraubt, die verhindert, dass beim Liegen
sein Gehirn den Untergrund berührt. Während er spricht, kann ich sogar die
Bewegung des Gehirns wahrnehmen und ab und zu mal kleine Stromschläge
beobachten. Sobald er aufhört, rührt sich nichts mehr. Es ist schon ein
interessantes Anblick.
Irgendwann mal werde ich dann neugierig und frage,
was er hier eigentlich tut. Erst einmal sagt er, dass er ein paar Äpfel aus
seinem Garten gebracht hat. Dann kommt er aber mit der Sprache raus. Natürlich
war es nur ein Vorwand. Er wollte mich sehen und mich um Hilfe bitten. Er
möchte ein paar Tage bei mir bleiben. Auf seine Frau ist er nicht gut zu
sprechen. Seit dem Unfall macht sie ihm das Leben zur Hölle. Sie beschimpft ihn
ständig, macht ihm Vorwürfe wegen dem, was passiert ist und lässt ihn den ganzen Tag nicht in Ruhe.
Außerdem hat er den Eindruck, dass sie ihn nicht nur hasst, sondern sich von
ihm auch ekelt.
Natürlich habe ich nichts dagegen, er kann hier
bleiben so lange er braucht. Ich muss nur meiner Mutter Bescheid sagen.
Am nächsten Tag kommt überraschender Weise seine
Frau zu Besuch. Als ich die Tür aufmache, sehe ich eine kleine traurige Frau,
die mit einer ganz leisen Stimme nach ihrem Mann fragt. Irgendwie kann ich mir
nicht vorstellen, dass dies die Furie sein soll, die mein Bekannter ein Tag
vorher beschrieben hat. Ich lasse sie rein und führe sie direkt in mein Zimmer.
Sie setzt sich aufs Bett zu ihrem Mann und entschuldigt sich bei ihm. Ich mache
dann die Tür zu und lasse die beiden sich auszusprechen. Ich glaube sie sind
auf dem guten Weg der Versöhnung.
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