20.11.2014
Meine Mutter
hat mich und meinen Bruder gebeten einer Nachbarin im Haus bei der Renovierung
behilflich zu sein. Sie hat die Wohnung gleich über ihr gekauft und möchte die
alte und die neue Wohnung jetzt verbinden. Ein paar Tage vorher waren bereits
Handwerker da, um den Durchbruch durch die Decke zu machen, jetzt sind sie
schon am Treppen aufsetzen und die Wände zu streichen.
Wir bekommen die
Aufgabe im Treppenhaus die Außenwand und den Zwischenpodest sauber zu machen.
Ich verstehe nicht ganz, wozu das gut sein soll. Das Treppenhaus wird ja von
einer Nachbarin, die dafür bezahlt wird, regelmäßig jede Woche geputzt. Ich
will aber nicht unhöflich sein und außerdem habe ich es meiner Mutter
versprochen, also mache ich, was man mir sagt.
Am Nachmittag
bekomme ich endlich die Nachbarin zu sehen. Sie war die ganze Zeit in ihrer
Wohnung und hat die Handwerker beaufsichtigt. Jetzt kommt sie endlich raus, um
nach mir und meinem Bruder zu schauen, wie weit wir mit unserer Aufgabe sind.
Sie ist offensichtlich zufrieden. Ihr Gesicht strahlt und sie lächelt uns an.
Sie verschwindet wieder kurz in der Wohnung und kommt raus mit einem Handbohrer
und einem Stuhl. Sie stellt den Stuhl in die Ecke, steigt drauf und setzt den
Bohrer an. Sie dreht mehrmals die Händel an der Seite, bis sie ein Loch durch
die Decke bohrt. Dann verschwindet sie wieder in der Wohnung und kommt mit
einem langen Kabel raus. Das steckt sie durch das Loch in der Decke und läuft
hoch in die neue Wohnung. Nach ein paar Minuten können wir das Kabel sehen, wie
er sich bewegt und in dem Loch verschwindet.
Die Nachbarin kommt
wieder runter zu uns und an das durchgeschobene Kabel schließt sie ein Radio
an. Sie bleibt kurz stehen und bewundert ihre Arbeit. Als nächstes will sie ein
paar Möbel hier draußen aufstellen. Sie nimmt meinen Bruder mit in die Wohnung.
Sie schleppen einen schweren Holzschrank raus und stellen ihn in die kleine Nische
im Treppenhaus, direkt unter dem Kabelloch. Diesmal gehen wir alle beide mit,
ich soll den Perserteppich rausbringen und ihn auf dem Boden vor dem Schrank
ausbreiten. Mein Bruder soll sich den kleinen Tisch und die zwei Sessel
schnappen und auf dem Teppich aufstellen. Den Tisch zur Wand und die Sessel im
Gang.
Wenn alles
fertig ist kommt die Nachbarin zu uns und bewundert ihre kleine Sitzecke im
Treppenhaus. Da halte ich es nicht mehr aus und sage zu ihr, dass dies nicht
geht. Hier sollen Leute durchlaufen können, ohne über Sessel oder andere
Möbelstücke zu stolpern. Außerdem muss sie sich auch dessen bewusst werden,
dass hier auch ganz Fremde hoch und runter laufen. Die könnten sich sehr leicht
für die Möbel hier „interessieren“. Da wird sie wirklich sauer, sie braucht
keine Ratschläge von mir und es wird schon nichts passieren.
Am Abend muss
mein Bruder zur Arbeit, er spielt in der Philharmonie und heute haben sie ein
großes Konzert. Er muss sich beeilen, seine Sachen einpacken und los geht’s.
Ich werde ihn zu der Straßenbahnhaltestelle mit meinem Wagen bringen, dann muss
ich sowieso noch einkaufen gehen. Als wir die Wohnung verlassen und die Treppe
nehmen, kommen wir an den Möbeln der Nachbarin vorbei. Da bekomme ich die Idee.
Sie wollte mir ja nicht glauben, also nehmen wir den Tisch und die Sessel jetzt
mit und mal schauen, was passiert. Ohne, dass uns jemand bemerkt, schaffen wir
die Sachen in meinen Wagen. Ich habe ein Cabrio, deshalb müssen wir alles noch
mit Decken abdecken, damit es Keiner sieht. Es passt alles ohne Probleme auf
den Rücksitz rein.
Ich fahre dann
los. Als ich meinen Bruder an der Haltestelle raus lasse, sagt er zu mir, ich
soll der Nachbarin dann sofort, wenn ich zu Hause ankomme, Bescheid sagen, dass
wir die Sachen mitgenommen haben. Ich gebe ihm mein Wort und sehe ihn durch die
Gleise laufen. Mit dem großen Cello auf dem Rücken, ist er nicht so schnell und
die ankommende Straßenbahn muss rasch abbremsen, damit sie ihn nicht erwischt.
Zum Glück ist alles gut ausgegangen.
Nachdem ich vom
Einkaufen wieder zurück bin, klingle ich bei der Nachbarin. Ich erzähle ihr,
was wir gemacht haben und führe sie unten zu meinem Wagen. Dort liegen die
Möbel auf dem Rücksitz und letztendlich gibt sie mir Recht. Es ist wirklich
keine gute Idee, die Sachen im Treppenhaus stehen zu lassen. Gemeinsam tragen
wir dann die Sessel und den Tisch zu ihr, in die Wohnung. Ich bin froh, dass
sie ihre Meinung geändert hat und dass die Möbel jetzt doch Sicher untergebracht
sind.
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