06.11.2014
Mit meiner
Mutter stehen wir in einer großen Stadtvilla, die zum Verkaufen ist. Heute ist
ein „Tag der offenen Tür“ und jeder kann reinkommen und sich die Villa von
innen anschauen. Schon als Kind bin ich jeden Tag auf dem Weg zur Schule an der
hohen Mauer vorbei gelaufen. Schon immer war ich neugierig, was sich hinter der
Mauer versteckt. Über das Haus sind verschiedene und meistens gruselige
Geschichten erzählt worden. Alles aber nur deswegen, weil die Eigentümer sehr
zurückgezogen und für sich selbst gelebt haben und Keiner was Näheres über die
Familie wusste.
Wir laufen
durch die großen Räume mit hohen Decken und breiten Fenstern mit ganz schweren
dunkelroten Vorhängen an den Seiten. Das Mobiliar ist wirklich sehr alt und ich fühle mich wie
in einem Museum oder Antiquitätengeschäft. Im Esszimmer, dem Raum mit dem
riesigen Kamin und dem langen Esstisch für gut 20-30 Gäste, kommt uns ein
älteres Ehepaar entgegen. Sie halten sich an der Hand und scheinen sehr
glücklich zu sein. Es sind die Eigentümer und sie fangen an uns die Geschichte
des Hauses zu erzählen. Vor allem geht es um ihre Liebe und wie sie gegen den
Willen der Eltern geheiratet haben.
Plötzlich werde
ich in der Zeit zurückversetzt und ich realisiere, dass ich immer noch in der
Villa bin, aber etwa 60-70 Jahre früher. Nach der Kleidung zu urteilen, etwa
Ende der 20-er, Anfang der 30-er Jahren. Die ältere Dame von vorhin ist jetzt
ein ganz junges Mädchen und arbeitet in dem Haus als Dienstmädchen. Heute ist
der Hochzeitstag. Sie und der junge Sohn des Herrn des Hauses wollen ganz
heimlich in einer Kirche hinter der Stadt heiraten. Ich und meine Freundin
Miriam sind die Trauzeugen. Wir warten nur noch auf meine Freundin, dass sie
uns mit ihrem Wagen abholt. Alles muss dabei sehr unauffällig und schnell
gehen. Wenn die beiden schon mal verheiratet sind, kann denen die Liebe Niemand
mehr verbieten.
Endlich ist
Miriam da und alle vier steigen wir in den Wagen. Es ist ein schöner sonniger
Tag und wir fahren durch das Industriegebiet. Rechts und links sind dicke Mauern
aufgebaut, die ein Fabrikgelände von der Straße trennen. Am Ende der Straße
müssen wir noch durch ein paar Feldwege durch und dann erreichen wir endlich
unser Ziel, die Kirche. Der Pfarrer wartet bereits auf uns und führt uns hinter
das Kirchengebäude, zu den Gräbern. Dort ist ein kleiner Blumenaltar aufgebaut
und hier soll auch die Trauung durchgeführt werden. In der Kirche geht es nicht,
da die Hochzeit heimlich stattfindet. Ich fühle mich mehr wie bei einem
Begräbnis als bei einer Hochzeit.
Nach der
Zeremonie fahren wir den gleichen Weg zurück. Unterwegs überlegen die beiden,
frisch verheirateten, wie sie es der ganzen Familie beibringen sollen. Sie
entscheiden sich, es allen auf einem neutralen Boden, zu erzählen. Deshalb
drehen wir um und fahren zu Miriams Wohnung. Dort organisieren wir ganz spontan
einen feierlichen Empfang und Miriam ruft inzwischen alle Bekannte, Verwandte
und vor allem die Eltern an. Sie lädt sie unter dem Vorwand einer
Firmenpräsentation ein und alle sagen natürlich zu.
Am Abend
versammeln sich alle und wenn die Eltern endlich da sind, stellt sich der
Bräutigam vorne hin und fängt an zu erzählen, wie er sich in die Bedienstete
verliebt hat und dass die beiden heute geheiratet haben. Plötzlich herrscht
eine Totenstille in dem Raum und alle Blicke sind an den Vater gerichtet. Er
überlegt kurz, dann bewegt er sich ganz langsam nach vorn zu seinem Sohn. Die
Reaktion ist aber ganz anders, als es alle erwartet haben. Der Vater umarmt
seinen Sohn und sagt zu ihm, dass er es schon geahnt hat und eigentlich gegen
die Heirat nichts hat. Die beiden sollen glücklich werden und denen viele
Enkelkinder schenken. Gleich kündigt er eine Hochzeitsfeier am nächsten Tag in
deren Villa an.
Wie es in
diesen Kreisen in der Zeit so war, die Hochzeitsfeier ist wirklich sehr groß.
Ich glaube die ganze Stadt hat sich dort versammelt. Auf jeden Fall ist es eine
Sensation, wenn einer der oberen Klasse ein einfaches Mädchen heiratet. Der
Höhepunkt des Abends und der ganze Stolz des Herrn des Hauses ist eine eigene
Startbahn für die Weltraumraketen. Heute soll gerade wieder Eine starten und
nach einem kleinen Rundgang durch die Bauhallen, setzen wir uns alle in dem
Garten hin und warten auf den Countdown.
In dem Moment
werde ich wieder in unsere Zeit zurückgebracht und als ob die beiden es
wüssten, was gerade passiert ist, lächeln sie mich an und nehmen mich ganz
vertraulich an die Hand. Sie führen mich in den großen Garten und ich erkenne
die Startrampe der Space Shuttle. Es ist tatsächlich alles Wahr. Später erfahre
ich, dass die beiden leider nie Kinder bekommen haben und da sie keine
Nachfahren haben, verkaufen sie jetzt das Haus und das Anwesen. Irgendwie habe
ich das Gefühl, dass sie mich auserwählt haben. Ich verstehe nicht ganz was
hier passiert, leider kann ich mir so ein Haus nicht leisten. Egal wie sehr ich
es mir gewünscht hätte…
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