24.11.2014
Bulgarien,
Sofia. Urlaubszeit. Mitten in der Stadt habe ich ein kleines Zimmer gemietet.
Dort ziehe ich mich gerade um und will ausgehen, ein wenig Nachtleben genießen.
Wenn ich im Bad vor dem Spiegel stehe und mich schminken möchte, stelle ich
fest, dass ich nichts mitgenommen habe. Ich schaue auf die Uhr, es ist schon
ziemlich spät, deshalb, nehme ich nur meine Brieftasche und laufe schnell um
die Ecke, in das große Einkaufszentrum.
In der
richtigen Abteilung, gehe ich zu einer Verkäuferin, die in der Ecke sehr
gelangweilt steht und den Feierabend nicht mehr abwarten kann. Ich sage zu ihr,
dass ich alles von A bis Z brauche, die komplette Ausstattung und frage nach dem
ganzen Programm. Sie schaut mich an, offensichtlich bin ich ihr zu hecktisch
und ungeduldig. Ihr Blick bohrt mich regelrecht durch und er wandert von meinen
Schuhen bis zu den Haaren. Nach einer Weile sagt sie zu mir, dass eine
Schnurbartenthaarung für junge Männer in der Abteilung in erstem Stock
durchgeführt wird. Ich soll nach dem Chef fragen.
Ich bin
erstaunt und erschrocken. Sehe ich wirklich so männlich aus? Ich suche mir den
nächsten Spiegel und schaue rein. Das Spiegelbild bin doch nicht ICH! Ich sehe in
dem Spiegel wirklich einen jungen Mann, der sich als Frau verkleidet, eine blonde
langhaarige Perücke aufgesetzt hat und ganz auffällig geschminkt ist. Irgendwie
kann ich es nicht glauben, was ist mit
mir passiert ist und vor allem wann?
Meine Gedanken
werden durch ein Telefonat unterbrochen. Meine Freundin Tania ruft an, ich soll
sofort in die Stadt in das eine Lokal kommen, wo wir unser Abend das letzte Mal
beendet haben. Sie und Ivana warten bereits auf mich. Erst jetzt wird mir
bewusst, dass ich schon viel zu spät bin. Ich schnappe mir eine kleine
Handtasche und fahre mit dem Taxi hin.
Der Abend ist,
trotz der schrecklichen Entdeckung über mein ICH, doch noch sehr schön. Ich
habe mich prächtig amüsiert und wieder mal viele neue Leute kennengelernt. Wir
haben getanzt, getrunken und auf dem nach Hause Weg sogar gesungen.
Heute Morgen
fühle ich mich wie ausgebrannt und bin sehr durstig. Ein paar Gläschen habe ich
gestern doch zu viel genommen. Tania und Ivana, meine Freundinnen, haben bei
mir zu Hause geschlafen. Ich bin, wie immer, als erste Wach. Ich mach Kaffee
und gehe ins Bad. Wenn ich vor dem Spiegel stehe, muss ich an die Geschichte
von vorherigem Tag denken und wage mich nur ganz langsam wieder reinzuschauen.
Zu meiner Überraschung bin ich es wieder, den ich im Spiegel sehe und bekomme
ganz tolle Laune und weiß der Tag wird super.
Am Nachmittag
bekomme ich Anruf von meinem Freund Pippo, der eine kleine Pizzeria in der Stadt
hat. Heute bietet er Brunch an und bittet mich die Schicht für seinen Sohn zu
übernehmen, da er eine Prüfung hat und Pippo selbst muss zu einem Arzttermin.
Natürlich sage ich zu und mach mich sofort auf den Weg. Ivana und Tania lasse
ich eine Nachricht auf dem Küchentisch.
In Pippos
Lokal, sehe ich ihn nur sehr kurz, er ist schon auf dem Weg. Alles, was er sagt
ist nur, ich soll die Leute noch fertig versorgen, kassieren und alles
zumachen. Die Pizzeria ist voll, die Leute sind laut und ich fange an von einem
Tisch zu anderem zu laufen, um nach den Gästen zu schauen, wie weit sie sind
und wie lange sie noch brauchen.
Als endlich
schon fast alle gegangen sind, sehe ich Tania und Ivana kommen. Ich lass sie in
die Pizzeria durch den Hintereingang rein, denn mittlerweile ist die Vordertür
zugeschlossen. Die letzten Gäste lasse ich gerade raus, als Tania mit einer
unglaublichen Idee kommt. Sie weiß, dass Pippo hinten ein kleines Boot hat. Wir
sollen uns einfach mal was gönnen und einen Bootsausflug machen. Zuerst will
ich davon nichts hören, aber nach einer Weile finde ich die Idee gar nicht mal
so schlecht. Alle drei ziehen wir uns um, nehmen unsere Badeschlappen, ein paar
Handtücher und steigen in das Boot ein. Ich hoffe nur, dass Pippo es nicht
erfährt, er wäre bestimmt sehr sauer auf mich.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen