14.11.2014
Ein Haus auf
einem Fels am Meer in Florida. Ich wohne in diesem Haus, habe mein eigenes
Zimmer im ersten Stock und lebe hier zusammen mit ein paar jungen Leuten. Bevor
ich hierher kam, kannte ich niemanden, jetzt sind wir eine große Familie
geworden. Wir sind eine große Wohngemeinschaft von Künstlern, Ausgestoßenen,
„Verrückten“, zu der normalen Gesellschaft nicht passenden Narren und
Arbeitslosen.
In den nächsten
Tagen kommt noch ein Freund von mir aus der Slowakei und zieht mit ein. Er
fliegt über Alaska, also dauert es
einige Tage bis er antrifft. Wieso er diesen Flug genommen hat, keine Ahnung.
Plötzlich klingelt das Telefon und mein Freund ist dran. Er ist kaum zu hören,
ich kann einen sehr starken Wind im Hintergrund hören und die Verbindung ist auch
sehr schlecht. Er teilt mir mit, dass wegen eines Sturms er sich verspäten
wird. Er freut sich aber schon auf die Wärme im Süden. In ein paar Tagen ist er
da, wenn er was Näheres weiß, wird er sich wieder melden.
Nachdem ich
aufgelegt habe, bin ich zum Wohnzimmer, wo die anderen Bewohner gerade sitzen
und fernsehen. Ich sage denen, dass sich Peter etwas verspätet wegen schlechtem
Wetter. Alle wissen über seine Ankunft und Einzug in das Haus Bescheid. Alle
zusammen haben wir ihm ein Zimmer im oberen Stockwerk eingerichtet. Ich hoffe
nur, dass der Sturm bald nachlässt und er sicher endlich ankommt.
Ein paar Tage
später ist Peter endlich da und ich kann ihm sein Zimmer in der WG zeigen. Die
Anderen haben ihm ein Willkommensfrühstück vorbereitet und ihn zum offiziellen
Mitglied unseren kleinen Community erklärt. Es ist für ihn alles neu und als
wir endlich alleine sind, fragt er nach den Anderen, wie sie sind und was sie
machen. Ich erzähle ihm von Allen im einzeln und wie unser Leben hier so ist.
In der Nacht
passiert was sehr ungewöhnliches. Wir werden durch einen lauten Knall geweckt und laufen nach draußen vor das Haus.
Es ist dunkel und wir können kaum was sehen. Wir hören das Wasser an den Felsen
prallen und spüren, wie ein ganz schlimmer Sturm kommt. Wir gehen wieder in das
Haus und machen alle Fenster und Türen zu. Die Hurrikan Jalousien werden
runtergefahren und wir versammeln uns alle im Wohnzimmer. Dann warten alle ab
und hören zu was draußen passiert.
Nachdem alles
vorbei ist gehen wir raus, um nach eventuellen Schäden zu schauen. Es ist zum
Glück nicht viel passiert, bis auf ein paar umgeworfene Hecken und abgefallenen
Baumäste. Es ist bereits Morgen und die Sonne geht auf. Es ist ziemlich kalt
und wir entscheiden uns den Kamin anzumachen. Später am Tag sehen wir sogar ein
paar Schneeflocken rumzufliegen, was für Florida sehr selten und unüblich ist.
Ich hoffe, dass es am nächsten Tag wieder warm wird.
Und tatsächlich
ist wieder warme Front mit viel Sonne und Wärme gekommen. Peter hat sich sehr
gut eingelebt, nur mit unserem „verrückten“ Al kann er nicht viel anfangen. Der
Junge ist etwa zurückgeblieben, er spricht nicht und meistens macht er ganz
ungewöhnliche Sachen, die Keiner verstehen kann. Ansonsten ist er aber ein sehr
netter und offenherziger Mensch. Wenn er Jemanden mag, dann wirklich,
Verstellung und Lüge sind für ihn Fremdwörter.
Eines Tages
kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen meinem Freund und Al. Al hat sein
Zimmer durchsucht, war wahrscheinlich neugierig, und etwas dabei kaputt
gemacht. Peter ist auf ihn sehr sauer und versucht ihm zu erklären, dass dies
nicht geht, er kann die Sachen von anderen nicht einfach so durchwühlen. Ob Al
es verstanden hat, weiß ich nicht. Ich habe ihn genommen und in sein Zimmer gebracht,
er war sehr traurig drüber, dass jemand ihn angeschrien hat.
Am nächsten Tag
wieder ein Aufstand im Haus, diesmal bin aber ich das Opfer. Al hat einer meine
Bilder genommen und drüber ein neues Bild gemalt. Ich bin sofort in sein Zimmer
und treffe ihn ganz stolz vor dem Bild stehen und lachen. Bei diesem Anblick
übergibt mich eine unbeschreibliche Wut. Ich gehe zu dem Bild und versuche es
zu zerreißen. Als ich die obere linke Ecke abreiße, sehe ich, dass Al mein Bild
lediglich neu bespannt hat und auf die obere Leinwand gemalt hat. Erst jetzt
sehe ich auch, dass oben ein paar kleine Flaggen stecken. Die bunten Fahnen
sind bis auf 3-4cm abgeschnitten und auf jeder Fahne steht etwas geschrieben.
Auf der ersten, blauen Steht „Dasenka“ (das ist mein Name), auf der roten
etwas, was mit „Ma“ anfängt (weiter kann ich die Schrift nicht entziffern) und
auf den restlichen steht was mit Arbeitsamt und ein paar Sprüche. Jetzt weiß
ich, dass dies eine Art Geschenk für mich ist. Während ich das Bild anstarre,
mache ich ein paar Schritte Rückwerts, setze mich neben Al und nehme ihn in den
Arm. Er ist sehr glücklich, dass mir sein Bild gefällt und bei mir kommen die
Tränen in die Augen. Es ist ein sehr rührender Augenblick.
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