06.04.2015
Ich arbeite wieder bei Roberto, in seinem Groß- und
Einzelhandel. Ich bin, so zu sagen, seine rechte Hand und wenn er nicht in der
Firma ist, habe ich das Sagen.
Seit gestern haben wir vier neue Mitarbeiter. Ich
weiß nicht wo sie Roberto ausgegraben hat, sie machen mir nicht den Eindruck,
dass sie wirklich wissen, was sie erwartet oder was die Arbeit bei uns mit sich
bringt. Heute haben sie erst einmal nur die Aufgabe, die Ware an die Kunden
auszuliefern. Zu Zweit bekommen sie einen Truck zugeteilt, der bereits voll
beladen ist. Ich händige denen die Lieferscheine aus und sie müssen nur zu den
Kunden fahren und die Ware richtig zustellen.
Am nächsten Tag hören wir von den Kunden, wie sich
die Vier angestellt haben. Zwei haben ihre Aufgabe ohne Probleme gemeistert.
Die anderen zwei waren aber sehr ungeschickt, haben sehr lange gebraucht und
laut den Berichten scheint es so, als ob sie nicht wussten was sie da tun.
Roberto bleibt aber unbeeindruckt und gibt denen
noch eine Chance. Heute sollen sie Ware bestellen. Und wieder läuft es bei den
zwei nicht ganz rund. Sie entscheiden sich alles aus einem Katalog zu
bestellen. Wenn die Ware ankommt, lasse ich sie direkt auf die LKWs laden. Ich
schaue durch das Bürofenster zu, wie sie sich anstellen. Der Eine hat Unmengen
an Wurst bestellt und die Ladefläche von unseren Lieferwagen reicht natürlich nicht
aus, um alles von dem Lieferanten LKW direkt umzuladen. Der junge Mann versucht
es trotzdem und stapelt die Kisten und die Kartons ohne einen Plan weiter.
Irgendwann mal ist es dann so weit, dass der Berg
von Salami und Wurst nicht mehr hält und die Kartons langsam nachlassen,
runterrutschen und ein Teil der Ware auf dem Boden landet. In dem Moment kommt
Roberto hin und regt sich unheimlich auf. Er beschimpft den jungen Mann, feuert
ihn aber immer noch nicht. Stattdessen gibt er ihm den Schlüssel vom Lager und
sagt ihm, er soll die restliche Ware, die nicht mehr auf den Truck passt, im
Lager unterbringen.
Nachdem er endlich fertig ist, kommt er fix und
fertig ins Büro, setzt sich an den Tisch und gönnt sich eine Verschnaufpause.
Roberto schaut inzwischen nach, wie viel von der Lieferung kaputt gegangen ist
und zieht die Bilanz. Er rechnet den Schaden aus und hält ein kurzes Gespräch
mit dem Jungen. Er wird für den Schaden aufkommen müssen. Wie er es einstellt
ist seine Sache. Er kann versuchen die Ware doch noch zu verkaufen, um das Geld
aufzubringen. Ansonsten muss er alles aus eigener Tasche bezahlen.
Die restliche Ware liefern wir dann mit Roberto
zusammen aus. Spät in der Nacht sind wir endlich fertig und kommen zurück in
die Firma. Im Hof sehen wir den voll beladenen Truck mit der Wurst, aber keine Ware
im Lager. Da wird Roberto wirklich sauer. Er ruft den neuen Angestellten auf
seinem Handy an und erfährt, dass er Seelen ruhig in der Kneipe um die Ecke
sitzt und ein Bierchen trinkt. Da flippt er komplett aus und schimpft vor sich
hin.
Plötzlich bricht er zusammen und fällt um. Eine
Stille beherrscht das Büro. Ich springe sofort auf. Knie mich zu ihm hin und
frage, was los ist. Er schaut mich mit seinen dunklen Augen an und ist nicht im
Stande ein Wort rauszubringen. Seine Lippen sind blau angelaufen und seine
Zunge hängt irgendwie ganz komisch halb raus aus dem Mund auf die Seite. Sie
scheint komplett trocken zu sein. Umgehend rufe ich einen Krankenwagen. Während
wir auf Hilfe warten versorge ich Roberto mit Wasser. Ich hoffe nur, dass
dieser Vorfall endlich genug war, um den jungen Mann endgültig in die Wüste zu
schicken.
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