17.04.2015
Ein großes Einkaufszentrum an einem
Samstagvormittag. Ich, mitten in der Menschenmenge, suche nach dem Ort, wo ich
mich mit meinen Kommilitonen aus der Uni treffen soll. Unser Professor hat uns
aufgetragen, ein Teil unseres letzten Projektes hier zu prüfen und die Theorie
in Praxis umzusetzen. Es geht um eine Studie über das Verhalten der Menschen in
bestimmten Situationen.
Nach einer Ewigkeit finde ich endlich den Stand.
Alle anderen sind bereits da und haben mit dem ersten Teil der Aufgabe, der
Umfrage, begonnen. Ich stelle mich auch hin, lege meinen grünen Rucksack auf
den Boden und nehme die vorbereiteten Umfragebogen heraus. Ich versuche die
vorbei gehenden Leute davon zu überzeugen, die paar Fragen zu beantworten. Irgendwie
will aber keiner mitmachen.
Erst später stelle ich fest, dass die Anderen eine
Art Belohnung für die Einkaufszentrum Besucher parat haben, um sich ihre
Aufmerksamkeit zu „erkaufen“. Darauf bin ich natürlich nicht vorbereitet. Mit
einem Resignierungsgefühl packe ich meine Sachen wieder ein und auf dem Weg
nach Hause überlege ich, was ich den Leuten anbieten könnte.
Raus aus dem Einkaufszentrum, mitten auf der
Fußgängerzone, bemerke ich eine kleine Ansammlung von Menschen auf der anderen
Straßenseite. Ich gehe näher, um rauszufinden, was da los ist. Ich höre
jemanden in einen Mikrofon reden. Es geht um die bevorstehende Wahl des
Bezirksbürgermeisters. Ich dränge mich ganz nach vorne, vor die kleine Bühne, durch
und sehe meine ehemalige Mitschülerin aus der Grundschule dort stehen. Ihr Name
ist Monika. Ich wusste, dass sie in die Politik gegangen ist, aber ahnte nicht,
dass sie jetzt als Kandidat auf den ganz großen Posten ist. Sie sieht wieder
mal umwerfend aus. Schlank, sehr elegant, mit einem Pelzmantel über die
Schulter, perfekt geschminkt und die Haare, wie aus einem Katalog.
Ich versuche ihr zuzuwinken, sie kann mich aber
nicht sehen. Sie schaut ständig in Richtung der Fernseh- und Fotokameras, die
sich auf der rechten Seite des Podiums versammelt haben. Sie will bestimmt für
die Presseleute so gut wie möglich aussehen. Dann bekommt sie das Wort und
stellt sich ans Mikrofon. Sie fängt an über das Programm der Partei, die sie repräsentiert
und die Pläne, die sie als Bürgermeisterin verwirklichen möchte, zu reden.
Es dauert mir dann doch zu lange und ich verlasse
die Veranstaltung. Ich laufe unten in die U-Bahn Station und will nur noch nach
Hause. Ich stelle mich in die Ecke des Bahnsteigs und denke über das Uni
Projekt nach. Aus meinen Gedanken werde ich von meiner Freundin Anna
rausgerissen. Sie ist ganz zufällig vorbei gegangen und hat mich gesehen. Sie
erzählt mir etwas von einer Party heute Abend und möchte, dass ich auch
hinkomme. Zum Schluss drückt sie mir ein Zettel mit der Adresse in die Hand und
verschwindet wieder. Wortlos bleibe ich dort noch eine Ewigkeit stehen und habe
den Eindruck mich gar nicht bewegen zu können. Ich fühle mich, als ob ich da
festgewachsen wäre.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen