19.04.2015
Endlich habe ich es geschafft. Ich betreibe meine
eigene Firma. Am Anfang lief es nicht so gut, jetzt fangen aber die Geschäfte an
zu blühen. Ich und meine zwei Angestellten haben viel zu tun, können an Urlaub
oder freie Tage gar nicht denken.
Heute ist auch ein sehr voller Tag. Zuerst muss ich
etwas in den Eisstadion liefern, später Getränke zu einer großen Straßenparade,
dann noch Papierkram im Büro erledigen und die Ware zur Auslieferung für den
nächsten Tag vorbereiten.
Das Eisstadion ist zum Glück nicht weit weg von
meiner Firma und ich bin schnell da. Jetzt laufe ich durch die Flure des Hintergebäudes
und versuche den Verantwortlichen für die Anlieferung zu finden. Stattdessen
verirre ich mich in die Umkleidekabinen der Hockeymannschaften. Ich wusste gar
nicht, dass es heute ein Spiel gibt und dass sogar das Team aus Tschechei
spielt. Ich freue mich sehr ein paar Leute aus der Heimat zu sehen und warte
dort bis sie vom Training in die Kabine zurückkehren.
Sehr große Enttäuschung wartet auf mich, wenn ein
Spieler des tschechischen Teams endlich von der Eisfläche kommt. Ich laufe ihm
entgegen und will ihn begrüßen. Mein Gesicht strahlt und ich freue mich auf das
Treffen. Der junge Mann bleibt aber, nachdem er meine Schuhe gesehen hat,
stehen und bricht in Lachen aus. Es irritiert mich und ich halte auch an. Ich
schaue meine weißen Ballerinas mit dem slowakischen Nationalsymbol an und
verstehe nicht, was so komisch dran sein soll.
Irgendwie macht mich das sauer und frage den jungen
Mann, was los ist. Da zeigt er an meine Schuhe und lachend antwortet er: „Ich
dachte nie, dass ich hier eine dumme Slowakin treffen werde“. Das hat mich
getroffen! Dass viele Tschechen die Slowaken nicht mögen, das wusste ich, aber
dass ich es auf eigener Haut und auch noch so extrem erlebe, das trifft mich
sehr hart.
Sauer und beleidigt, drehe ich mich mit erhobenem
Kopf um und spaziere aus dem Raum. Ich habe sowieso Besseres zu tun. Nach der
Anlieferung, steige ich in meinen Lieferwagen wieder ein und fahre zurück in
die Firma. Während ich dort die nächste Lieferung vorbereite, bekomme ich
Besuch von einer guten Freundin meiner Mutter. Sie fliegt morgen in die
Slowakei und will sich verabschieden. Ich habe nicht so viel Zeit, also
empfange ich sie an dem Lieferwagen und sie erzählt mir, was sie heute noch
schaffen muss, während ich die Ware ins Auto lade.
Wenn ich fertig bin, will ich mich von ihr
verabschieden und losfahren, wenn sie mich noch um ein kleines Gefallen bittet.
Sie weiß, ich habe noch von letztem Slowakeibesuch ein paar Euros übrig,
vielleicht kann sie mir dafür Dollars geben, dass wir wechseln. Natürlich habe
ich nichts dagegen und hole meine Brieftasche mit dem Geld.
Als ich gerade am Zählen bin, betritt die
Zollkontrolle den Hof der Firma. Ich stecke reflexartig das Geld wieder weg und
sie fangen gleich mein Auto mit einem Metalldetektor durchzusuchen. Dabei fällt
mir ein, dass ich unter dem Beifahrersitz eine Pistole habe. Ganz schnell und
unauffällig greife ich nach ihr und nehme die Patronen aus dem Magazin. So
entladen lege ich sie dann in das Handschuhfach. Die Beamten sind nach einer
Weile auch schon fertig und der Leiter der Truppe kommt persönlich zu mir, um
mich für die vorbildliche Aufbewahrung meiner Waffe zu loben.
Als sie weg sind, verabschiede ich mich auch von
Marika, der Freundin meiner Mutter, wünsche ihr einen schönen Urlaub in der
Slowakei und fahre mit meinem Lieferwagen zur nächsten Auslieferung. Unterwegs
fällt mir aber ein komisches Quietschen von unterm Sitz auf. Ich halte an, um
nachzuschauen. Ich traue meinen Augen nicht, was ich da entdecke. Es liegt dort
ein verletztes kleines Elefantenbaby und ein paar Mäuse bedienen sich an den
Wunden und nagen an ihm. Ich versuche sie umgehend zu trennen und fange die
Mäuse nach und nach ein und stecke sie in einen Karton. Eine der Mäuse
entwischt mir aber immer wieder, sie versteckt sich in dem Rüssel des Elefanten
und ich muss sie jedes Mal aufs Neue rausholen.
Ganz schnell fahre ich zu dem nächsten Tierarzt und
hoffe, dass das Elefantenbaby noch gerettet werden kann. Dabei überlege ich die
ganze Zeit, wie die Tiere in meinen Wagen gekommen sind…
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