20.04.2015
Es erwartet mich ein sehr wichtiger Termin. Ich muss
mich beeilen, esse nicht mal etwas zum Frühstück, schnappe mir meine Tasche und
düse los. Ich muss pünktlich sein, denn es geht um meine Zukunft.
Die Person, die ich in der Stadt treffen soll ist
Marcel, ein Bekannter von mir und meinem Mann. Er hat mich vor ein paar Tagen
angesprochen, ob ich für ihn nicht eine große Werbekampagne machen würde. Wird
diese gut sein, garantiert er weitere Aufträge von sehr renommierten und
berühmten Firmen.
Ich habe mich für den heutigen Termin sehr gründlich
vorbereitet und werde ihm die komplette Kampagne präsentieren. Das Kaffee, wo
wir uns treffen sollen, ist bereits voll, als ich ankomme. Ich setze mich an
einen der Tische auf der Terrasse. Von dort habe ich guten Überblick über das Lokal
und über die Straße, so dass ich Marcel sofort sehe, wenn er kommt.
Es dauert nicht lange und er erscheint mit seinen
beiden Töchtern. Erst später erfahre ich, sie sind die ultimativen Kritiker,
die meine Präsentation beurteilen werden. Sie sind im Alter von 16 und 18 und
wissen ganz genau, was heutzutage angesagt und trendy ist. Damit habe ich zwar
nicht gerechnet, bin mir aber sicher, dass meine Kampagne den Zeitgeist genau
getroffen hat, also bleibe ich nachbevor ruhig und gelassen.
Nachdem ich fertig bin, schaue ich zu den zwei
Mädels hoch und warte auf deren Reaktion. Sie sitzen aber nur sprachlos da und
starren immer noch den Bildschirm meines Laptops an. Mit Marcel schauen wir uns
gegenseitig an und fragen uns innerlich, ob dies gutes oder schlechtes Zeichen
ist. Dann plötzlich erwachen die Teenager aus dem „Wachkoma“ und ich beobachte,
wie ihre Gesichter regelrecht strahlen. Offensichtlich sind sie von meiner
Arbeit überzeugt und das freut mich unheimlich. Mit Marcel unterschreiben wir
noch einen Vertrag über die zukünftige Zusammenarbeit und verabschieden uns bis
zum nächsten Treffen.
Zufrieden und sehr glücklich laufe ich anschließend
durch die Stadt und will mich eigentlich für die gute Arbeit belohnen und mir
was Schönes kaufen. Ich bin so in Gedanken, dass ich aus Versehen, anstatt des
Einkaufszentrum, eine Automobilwerkstatt betrete. Erst wenn ich mitten in dem
Empfangsraum stehe und eine junge Dame mich anspricht, bemerke ich meinen
Fehler. Ich drehe mich sofort um und will gerade wieder gehen, wenn ich hinter
mir eine bekannte Stimme höre, die nach mir ruft.
Als ich mich umdrehe sehe ich Luigi, einen Bekannten
von mir, den ich schon seit Jahren nicht gesehen habe. Er nimmt mich an die
Hand und führt mich in den Pausenraum der Werkstatt. Dort setzen wir uns hin
und er fängt an zu erzählen was es bei ihm Neues gibt. Dabei strahlt er die
ganze Zeit und hat einen ganz komischen, aber sehr glücklichen Ausdruck in
seinen Augen. Ich höre ihm zu und erfahre, dass er vor ein paar Tagen gekündigt
hat und heute sein letzter Tag ist.
Er hat jetzt eine neue Chance bei Fernsehen
bekommen. Und zwar Dank seinen Hund. Als die eines Tages in dem Stadtpark
spazieren waren und sein Hund seine Kunststücke vorgeführt hat, wurde er von
einem, zufällig vorbei gehenden, Filmproduzenten entdeckt. Jetzt hat er eine
Rolle in einer TV Serie bekommen und mittlerweile ist auch die Sprache über
eine eigene Show.
Ich freue mich für ihn, habe aber eigentlich keine
Zeit hier mit ihm zu sitzen. Ich werde immer unruhiger, kann mich aber nicht
aus der Situation ausreden. Die Krönung des ganzen soll aber noch kommen.
Nachdem Luigi endlich mit seiner „Lebensgeschichte“ fertig ist, steht er auf
und verschwindet kurz hinter einem Vorhang des Pausenraumes. Ich könnte die
Situation ausnutzen und einfach verschwinden, traue mich aber in dem Moment
nicht den Raum zu verlassen.
Es dauert auch nicht lange und plötzlich steht Luigi
vor mir mit seinem riesigen Hund. Er ist ein sehr hübscher und ganz braver
Hund. Die Rasse ist eine kurzhaarige und
ich denke sie heißt „Magyar Vizsla“. Luigi spricht zu ihm,
dann macht er irgendwelche komische Bewegung und der Hund fängt an zu springen
und Saltos vorwärts und rückwärts zu machen. Es ist unglaublich, wie so ein
großer Hund so beweglich sein kann und offensichtlich macht es ihm auch noch
Spaß.
Letztendlich bleibe ich bis zu
Ende der „Vorstellung“ und bin wirklich begeistert. Ich freue mich für Luigi
und seinen Hund, dass sie es soweit geschafft haben und hoffe für die Beiden,
dass es auch langfristig was wird.
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