Mein Traumtagebuch

Sonntag, 12. April 2015

Die irische Kneipe



04.04.2015

Für heute sind endlich die Uni und die Vorlesungen vorbei. Es war insgesamt eine sehr anstrengende Woche und so beschließen ich und ein paar von meinen Kommilitonen, dass wir abends in die Stadt gehen, um etwas zu trinken.

Das Zentrum ist voll und wir laufen durch, auf der Suche nach einem relativ ruhigerem Plätzchen. Da finden wir in einer der hinteren Gassen ganz versteckt eine kleine Kneipe und wollen schauen, was sie da haben und was da los ist. Draußen stehen zwei kleine runde Tische mit je 4 Stühlen, wir entscheiden uns aber innen drin Platz zu nehmen.

Wir setzen uns hin und warten auf die Bedienung. Es tut sich aber nichts. Das Lokal ist relativ leer, nicht viele Leute verlaufen sich bestimmt in diese Gegend. Man muss ja sagen, wir wussten von der Existenz dieses Ladens bis heute auch gar nichts. Irgendwann mal geht langsam unsere Geduld aber zu Ende und Steve steht auf, um nach der Bedienung zu fragen.

Er geht zu der Bar vorne. Da stehen zwei junge Mädchen eine Blond und eine Schwarzhaarig. Sie unterhalten sich und schenken Steve, der jetzt direkt neben der Blonden steht, keine Aufmerksamkeit. Er unterbricht das Gespräch und fragt nach, ob wir was trinken können, die Blonde dreht sich zu ihm und sagt ja. Sie ist offensichtlich die Bedienungskraft in dem Lokal hier.

Ich komme auch dazu und frage, was sie denn für Bier haben, da zeigt sie wortlos nur Richtung Zapfanlage, wo die Biermarken draufgeklebt sind. Ehrlich gesagt, habe ich solche Biere noch nie in meinem Leben gesehen oder von denen gehört. Sie erklärt dann, dass dies ein irisches Lokal sei und deshalb verkaufen sie ausschließlich Bier irischer Hersteller. Auch deswegen ist es hier so leer, da die Leute solche Marken noch nicht kennen und in der Gegend hier noch eher unbekannt sind. Sie würde uns das Schwarzbier empfehlen. Mit Steve bestellen wir das Bier und warten, bis es uns gebracht wird. Es dauert eine Ewigkeit, aber nach dem ersten Schluck muss ich zugeben, es schmeckt wirklich gut. Der Service lässt wirklich zu wünschen übrig, aber wegen dem Bier lohnt sich es öfters hier vorbei zu schauen.

Inzwischen bemerke ich eine Frau am Nebentisch, die Hochschwanger ist und ganz nervös wirkt. Sie dreht sich immer wieder um und schaut Richtung Tür. Irgendwann mal fasst sie sich an ihren Bauch und schreit kurz auf. Ihr Gesicht läuft ganz rot an und sie beißt die Zähne zusammen. Offensichtlich bekommt sie die Wehen. Nach ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen, hat sie unendliche Schmerzen, versucht aber sich nichts anmerken zu lassen.

Ich stehe auf, laufe zu ihr und frage nach ob sie Hilfe braucht. Sie schaut mich an und sagt, sie wartet auf ihren Mann, er soll sie zum Krankenhaus bringen. Es vergehen viele unendliche Minuten, voller Schmerzen und Anstrengung, ihr Mann kommt aber irgendwie nicht. Nach einer Weile wird es immer schlimmer und sie bittet uns letztendlich, sie doch ins Krankenhaus zu fahren.

Ich helfe der Frau hoch und führe sie zum Ausgang. Wir laufen an der Bar vorbei und neben uns sehe ich die junge Bedienung, wie sie auf einem Stuhl hockt. Sie schaut uns ganz uninteressiert zu und kaut an ihrem Kaugummi weiter. Da halte ich an und kann mir die Frage nicht verkneifen: „Wie wäre es wenn sie der Dame helfen würden?“. Da kommt auch die direkte Antwort: „Nö“ und sie versinkt wieder in ihren Gedanken.

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