13.04.2015
Ich verbringe die Feiertage bei meiner Mutter. Die
ganze Familie wird wieder mal Weihnachten gemeinsam unter einem Dach feiern.
Draußen ist es kalt, der Schnee bedeckt teilweise die Straßen und ich genieße
die Wärme und Gemütlichkeit der Dreizimmerwohnung meiner Eltern.
Als ich am Heiligabend aufwache, steht meine Mutter
bereits in der Küche und ist fleißig am Kochen, Backen, Braten. Ich mache mir
schnell einen Kaffee und setze mich an den Küchentisch. Es macht immer wieder
Freude meiner Mutter bei den Vorbereitungen für das festliche Mahl am Abend
zuzusehen.
Es hat sich einiges getan seit dem ich das letzte
Mal zu Besuch war. Mein Vater hat endlich mal eine neue Spüle für meine Mutter
im Flur gebaut und angeschlossen. Das Becken ist schwarz und ganz tief. Wie ich
mich umsehe, stapelt sich momentan das Geschirr nicht nur in der Küche, sondern
auch in dem Spülbecken auf dem Flur. Offensichtlich fühlt sich keiner hier für
das Abspülen verantwortlich und meine Mutter hat momentan keine Zeit für.
Nachdem ich meinen Kaffee mit Genuss fertig
getrunken habe, ziehe ich mich um und will meiner Mutter in der Küche helfen.
Wenn nichts anderes, will ich das Geschirr waschen. Ich stelle mich im Flur zu
dem neuen Spülbecken und lass das Wasser laufen. Wenn ich gerade anfangen
möchte, kommt meine Mutter und mit einem sehr sauren und ironischen Ton in
ihrer Stimme sagt sie zu mir: „Lass es sein, es steht ja schon sooo lange da,
es stört KEINEN!“ und ihr Blick wandert zu meinem Vater, der im Sessel ganz gemütlich
die Nachrichten im Fernsehen anschaut. Ich fühle mich dagegen etwas beleidigt,
ich wollte ja nur helfen.
Ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll. Am
Nachmittag kommt schon mein Bruder mit seiner Frau und Kindern und dazu noch
hat meine Mutter einen Nachbar vom dritten Stock, sein Name ist Rudolf, zu dem
Weihnachtstisch eingeladen. Er ist dieses Jahr allein zu Hause geblieben, seine
ganze Familie ist verreist und meine Mutter wollte nicht, dass er Weihnachten
alleine verbringt.
Ich lass also das Geschirr stehen und setz mich ins
Wohnzimmer zum Fernseher. Es laufen gerade die Olympischen Spiele und eine
Übertragung von dem Eiskunstlauf der Paare. Ich versuche dem Wettbewerb zu
folgen, trotzdem bleiben meine Gedanken irgendwo bei meiner Mutter.
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