07.10.2014
Meine Freundin
Jana aus Hannover ist bei mir zu Besuch. Wir haben bereits ein paar schöne Tage
zusammen verbracht. Wir sind durch das Land gefahren, haben ein paar alte
Schlösser besucht, waren im Naturparkgebiet die Wildtiere beobachten, im
National Museum etwas Neues über die Menschheit und Evolution erfahren und
jetzt sitzen wir wieder bei mir zu Hause und genießen ein Gläschen Wein am
Abend.
Leider muss ich
morgen schon wieder arbeiten, aber meine Freundin bleibt noch eine Woche hier.
Ich hoffe sie wird sich nicht al zu sehr tagsüber langweilen, wenn ich in der
Arbeit bin.
Gleich am
nächsten Tag konnte ich mich davon überzeugen, dass Jana das Wort Langeweile
nicht kennt. In der Zeit als ich arbeiten war, hat sie alle meine Nachbarn
kennengelernt und mit denen einen kleinen Klub gegründet. Sie werden sich jetzt
jeden morgen treffen und den Quizwettbewerb im Radio mitmachen.
Der zweite Tag
verläuft gut, aber am dritten Tag geht irgendwie alles schief. Jana soll etwas
auf Deutsch grammatisch korrekt durchsagen. Leider hat sie deutsche Grammatik
nie gelernt. Alles was sie weiß ist vom Hören und Sehen. Durch diese Frage hat
der Klub leider viele Punkte verloren und ist wieder nach hinten in der
Bewertungstabelle gerutscht. Alle sind jetzt auf Jana sauer.
An dem Tag
komme ich ziemlich spät nach Hause. Das erste Problem erkenne ich schon im
Erdgeschoss. Der Aufzug ist außer Betrieb gesetzt. Ich nehme die Treppe, aber
im ersten Stock komme ich nicht weiter. Im Zwischengeschoss liegen bergweise
Ziegel, Holzbretter, alte Tapeten und Bauschutt. Ich kann dort nicht
durchkommen. Da kommt mir ein junger Mann entgegen, lächelnd nimmt er mich an
die Hand und hilft mir den „Berg“ zu übersteigen. Erst dann stellt er sich vor
und sagt, er ist der Neffe meiner Nachbarn gegenüber. Sie haben sich
entschieden zu renovieren und als sie den Aufzug durch einen Kurzschluss zum
Stehen brachten, haben sie ihm um Hilfe gebeten.
In dem Moment
kommt der Nachbar, sein Onkel, raus und bittet mich auf eine Tasse Tee herein.
Ich nehme die Einladung an und laufe durch den Flur, die halbe Baustelle, in
die Küche. Dort setzen wir uns alle drei an den Tisch und unterhalten uns über
die Renovierung, das Haus, die Nachbarn und es kommt auch Jana zum Gespräch.
Sie mögen sie sehr, aber dieser Quiz ist für manch unserer Hausbewohner
wichtiger als eine Menschenbeziehung. Sie erzählen mir dann, dass sie damit
jetzt sowieso aufgehört haben, weil sie mit der Renovierung so beschäftigt
sind.
Zu Hause wartet
Jana schon ungeduldig auf mich. Sie ist sehr traurig, dass sie aus der
Quizmannschaft rausgeflogen ist. Ich versuche sie zu trösten und verspreche
ihr, dass ich sie morgen zu den Nachbarn bringe, sie kann denen bei der
Renovierung helfen und dabei den jungen Mann, den Neffen, kennenlernen. Das
zaubert ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht, trotzdem bleibt sie etwas
geknickt.
Am nächsten
Abend nach der Arbeit gehe ich direkt in die Nachbarswohnung. Der Bauschutt
liegt immer noch im Treppenhaus und ich kann aus der Wohnung laute Musik und
laute Stimmen hören. Die Tür ist auf, also gehe ich gleich rein. Ich finde alle
im Wohnzimmer, wie sie feiern und tanzen, auf dem Tisch ein paar leere Flaschen
Wein. Als sie mich sehen, schenken sie mir gleich ein Glas ein und erzählen,
dass sie mit Janas Hilfe heute alles geschafft haben und morgen nur noch der
Bauschutt weggefahren werden muss. Ich fühle mich wohl und bin glücklich, dass
ich helfen konnte.
Liebe Dascha
AntwortenLöschenIn mir entsteht der Eindruck, dass Du zu viele Baustellen hast, wo Du die Uebersicht verlierst und sie deshalb nicht mehr im Griff hast, auch wenn ein paar Sachen zwischendurch mal gut laufen. Weniger Baustellen, ob ein Abbau bei der Arbeit oder bei den privaten Kontakten, würden Dir mehr Zeit und Ruhe für Dich bescheren und weniger drunter und drüber... Herzliche Grüsse Robert