12.10.2014
Wir sind erst
vor ein paar Tagen nach USA umgezogen. Ich versuche mich immer noch einzuleben
und anzupassen. Inzwischen habe ich ein paar Nachbarn kennengelernt und mit
Steve haben wir versprochen eine Einweihungsparty zum Einzug zu geben.
Am Samstag ist
es so weit. Ein Tag vorher bin ich von einem Haus zu anderem gelaufen und alle
Nachbarn persönlich eingeladen. Dabei habe ich viele nette Leute kennengelernt.
Meistens nur die Frauen, da die Männer tagsüber alle arbeiten. Bei Einer
Nachbarin habe ich etwas länger gebraucht, da sie mich herein gebeten hat und
bei einer Tasse Tee mir fast ihre ganze Lebensgeschichte erzählt hat. Ich habe
erfahren, wie sie mit ihrem Mann hierher gezogen sind, wie ihre Kinder auf die
Welt kamen und wie ihr Mann den Job verloren hat und jetzt endlich wieder in
der nahegelegenen Fabrik eine Stelle als Pförtner und Sicherheitsbeamter hat.
Die
Einladungsrunde dauerte bis in den Nachmittag, also bin ich mit den
Vorbereitungen für den morgigen Tag etwas hinterher. Ich mache mich an die
Kuchen und die Salate. Am Samstag stehe ich dann ganz früh auf und mache den
Rest. Um die Mittagszeit kommen auch schon die ersten Gäste. Wir unterhalten
uns über alles Mögliche, meistens aber wollen alle unsere Geschichte hören wie
wir gerade in dieser Stadt gelandet sind.
Als der Tag
vorbei ist, sind ich und Steve komplett erschöpft, aber sehr glücklich und
zufrieden, wie gut alles geklappt hat.
Am Montag
drauf, als Steve zur Arbeit fährt, klingelt das Telefon. Meine Freundin Anna
aus Europa ruft an. Sie erzählt, ihr Chef bräuchte etwas Hilfe und Mitarbeit
von mir. Die ganze Arbeit zahlt er natürlich und fragt, ob ich ihm eine
Rechnung ausstellen könnte. Ich habe für ihren Boss früher mal ein paar
Büroarbeiten erledigt und er war immer mit mir zufrieden und wusste er kann
sich immer auf mich verlassen. Da sage ich Anna am Telefon: „natürlich, kein
Problem, ich mache ihm dann eine Rechnung über die Firma von Steve.“ So sind
wir auch verblieben, sie wird sich später noch mal mit den Details melden.
Ein paar Tage
später bekomme ich eine Nachricht von ihr, dass ich zwei Briefe auf Englisch
übersetzen soll und zwei Pakete zu mir auf dem Weg wären, die Instruktionen
kriege ich nachher. Die Arbeit trifft sich gut, da wir momentan nicht so viele
Aufträge haben. Die Übersetzungen gingen schnell und auch die Rechnung für Mai
habe ich Anna geschickt.
Inzwischen sind
zwei Monaten vergangen und erst heute habe ich von Anna wieder eine E Mail
bekommen, ich soll die zwei Pakete beim Zoll abholen. Da wir nur einen Wagen
haben und der Hafen ziemlich weit ist, bitte ich Steve die Pakete abzuholen auf
dem Weg von der Arbeit nach Hause. Ich gehe zwischendurch einkaufen. Wenn ich
aus dem Haus rauskomme, spüre ich, dass es ziemlich kühl ist. Ich will gerade
umdrehen und mir eine Jacke holen, wenn ich bemerke, dass es angefangen hat zu
regnen und nach ein paar Minuten ändert sich der Regen sogar in Schneeregen.
Für Florida, sehr ungewöhnlich, also will ich schnell die Kamera holen und ein
paar Fotos machen. Bis ich aber wieder draußen bin, ist es wieder warm und die
Sonne scheint.
Am Nachmittag
kommt Steve mit einem Bagger und Anhänger nach Hause. Er kommt wie von Sinnen
und voll sauer ins Haus angerannt. Ich frage, was los wäre. Er nimmt mich an
die Hand und zieht mich nach draußen. Dort auf dem Boden sehe ich zwei zusammen
gerollte alte Teppiche. Ich frage was das soll. Da macht er den einen Teppich
etwas auf und ich kann einen Menschenkopf erkennen. Da sagt Steve zu mir, dass
mein „Freund“ aus Europa uns zwei Leichen zum Entsorgen geschickt hat. Ich kann
es nicht glauben, was hier gerade passiert. Ich nehme den Hörer und rufe sofort
Anna an. Zum Glück ist sie noch im Büro und ich frage sie direkt, was sie sich
bei den zwei „Paketen“ mit ihrem Chef gedacht haben und was ich mit denen
machen soll. Sie sagt mir, ganz entspannt, wir sollen sie irgendwie unauffällig
los werden, die Arbeit wird auch sehr gut bezahlt.
Mit Steve
überlegen wir die ganze Nacht, was wir mit den Leichen machen sollen. Am nächsten Morgen sind wir
auch nicht weiter gekommen. Steve fährt wieder arbeiten und ich bleibe mit den
zwei „Paketen“ zu Hause allein. Ich sitze auf einem Stuhl und starre sie die
ganze Zeit an. Dann kommt mir die Idee, wenn Steve da ist, nehmen wir sie und
entsorgen in den Everglades, da wird keiner nach den Leichen suchen. Das ist
die einzige Lösung.
Auf jeden Fall
habe ich nach dieser Aktion Anna sofort eine Nachricht geschickt, dass ich in
der Zukunft solche Aufträge auf keinen Fall annehmen werde. Dafür müssen sie
sich schon jemand anderen finden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen