30.12.2014
Mein Mann und ich ziehen wieder zurück nach
Deutschland. Ich fliege als erste, um die Wohnung in Offenbach einzurichten und
alles Notwendige zu erledigen. Mein Mann kommt später nach.
Auf dem Flughafen wartet meine Freundin Rosa auf
mich. Zusammen fahren wir erst mal zu ihr nach Hause, dort wartet ein
großzügiges Mittagessen auf mich und ein leckeres Espresso J Ihr Mann, Roberto, ist
auch da. Er hat eine eigene Firma, wo ich schon in ein paar Tagen als
Büroangestellte anfangen soll.
Am späten Nachmittag bringt mich Rosa zu meiner neuen
Wohnung. Sie ist in einem Hochhaus in einer der neuen Siedlungen am Rande der
Stadt. Es ist nicht die beste Gegend, aber für den Anfang eine günstige Lösung.
Rosa bleibt nicht lange, sie muss noch ein paar Sachen in der Stadt erledigen
und lässt mich dort alleine zurück.
Die Siedlung sieht nicht gerade einladend aus, alle
Häuser sind gleich und die Umgebung erinnert mehr an eine Baustelle als an eine
gemütliche Wohngegend. In der Eingangslobby des Hauses sieht es auch nicht
besser aus. Ich gehe zu einem der Aufzüge. Es sind keine klassischen Aufzüge,
sondern Paternoster, solche die ohne Türen sind und ununterbrochen im Kreis fahren.
Ich versuche einzusteigen, verpasse aber immer wieder den richtigen Moment. Mit
meinem großen Koffer ist es auch nicht so einfach. Plötzlich entdecke ich einen
Knopf an der Wand, mit dem, wie ich denke, ich die Geschwindigkeit etwas
reduzieren kann. Ich betätige ihn und schaue zu was passiert. Der Aufzug wird langsamer und nach ein paar Sekunden
bleibt er komplett stehen. Plötzlich fängt er an sich in die andere Richtung zu
bewegen und ich kann die Passagiere sehen, wie sie Kopf runter fahren. Ich
erschrecke mich und drücke den Knopf nochmal. Diesmal passiert aber nichts. Ich
kann die Leute innen drin schimpfen hören.
Nach diesem erfolglosen Versuch den Aufzug zu
nehmen, benutze ich lieber die Treppe. In der Wohnung stelle ich meinen
schweren Koffer in dem Eingangsflur auf den Boden und laufe die Zimmer durch.
Überall bemerke ich einen sehr penetranten Geruch nach Farben. Ich mache sofort
die Fenster auf, um durchzulüften. Plötzlich klingelt es an der Tür. Als ich
aufmache, steht eine junge Frau vor mir. Sie stellt sich vor und ohne, dass ich
was antworte, steht sie auch schon in meiner Küche. Sie ist eine der
Nachbarinnen, kommt aus Indien und wohnt hier mit ihrer Familie auch erst seit
ein paar Tagen. Sie ist eine kleine und zierliche Person, in einem bunten
langen Kleid. Sie erzählt ununterbrochen über die Wohnungen, die Siedlung und
die Anwohner.
Irgendwann mal schalte ich dann komplett aus und
mache mich an die Arbeit. In der Küche muss ich ein riesiges Aquarium
aufstellen, was jede Menge Arbeit bedeutet und ich habe keine Zeit für ein
„small talk“ mit der Nachbarin. Sie steht am Fenster und schaut mir bei der
Arbeit zu. Dann fragt sie wofür das Aquarium wäre. Ich schaue sie an und
erzähle ihr, dass ich ein paar unsere Haustiere gebracht habe, eine Schildkröte
und Fische, die umgehend ins Wasser gesetzt werden müssen. Das Aquarium ist
riesig, nicht nur sehr breit, sondern reicht auch vom Fußboden bis zur Decke
und nimmt fast den ganzen Raum ein. Ich fülle es mit Wasser und nehme die kleinen
schwarzen Kapseln aus dem Koffer, die ich als Transportbehälter für die Tiere
benutzt habe. Ich mache die erste Kapsel auf und tauche sie in das Wasser. Ein
kleiner Fisch erscheint, sieht erstmals wie tot aus. Er schwimmt mit dem Bauch
nach oben und steigt langsam zur Wasseroberfläche. Nach ein paar Sekunden dreht
er sich aber, wird immer größer und fängt an zu schwimmen. Das gleiche mache
ich mit den übrigen Kapseln und fülle das Aquarium mit Leben. Die Schildkröte,
ein paar Fische und ein kleiner Hai finden so ihr neues Zuhause.
Die Nachbarin schaut wortlos und sehr neugierig zu.
So etwas hat sie in ihrem Leben noch nie gesehen. Wenn ich fertig bin, nehme
ich mir endlich die Zeit, um meine neue Nachbarin besser kennenzulernen. Wir
setzen uns beide an den Tisch im Esszimmer, ich biete ihr ein Kaffee an und wir
unterhalten uns.
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