06.01.2015
Ich, wieder mal zu Besuch bei meiner Mutter in der
Slowakei. Seit dem ich weggezogen bin sind viele Jahre vergangen und meine
Geburtsstadt hat sich sehr verändert. Das Stadtviertel, in dem ich groß
geworden bin, ist zu einem der schlimmsten und verrufensten Bezirke geworden. Von
meinen Freunden erfahre ich sogar, dass mein Bruder etwas mit der örtlichen
„Mafia“ zu tun hat.
Ich stelle meinen Bruder zur Rede, erfahre aber
nicht viel. In seiner Stimme erkenne ich aber Angst und nach seinem Verhalten
zu urteilen kann ich Furcht und großen Druck spüren. Wie mein Bruder da rein
geraten ist, kann ich mir nicht ganz erklären. Auf eigene Faust versuche ich
über Bekannte zu erfahren, was genau da abgeht. Nach einiger Zeit kann ich mir
dann ein Bild über die Machenschaften der Mafia machen.
Sie beherrschen das ganze Bezirk, zwingen die Leute
mitzumachen, stellen sie unter Druck und verbreiten Angst und Schrecken. Keiner
will sich denen in Weg stellen. Jeden Nachmittag fahren deren Autos durch die
Gegend, halten an verschiedenen Straßen an und verkaufen „Hot Dogs“ aus dem
Kofferraum. Natürlich sind die Hot Dogs nur eine Tarnung für fiese Geschäfte
der ganzen Organisation.
Durch einen Mittelsmann lass ich mich anheuern und
nach ein paar Tagen bin ich schon mitten drin. Der Weg hinein ist wirklich sehr
einfach. Eindruck auf einen der Bosse zu machen und schon ist man tief in die
Geschäfte verwickelt. Mein Auftrag ist aber ein Anderer. Ich versuche mir eine
gute Position zu erschaffen, um letztendlich die Drahtzieher auffliegen zu
lassen oder zumindest meinen Bruder da raus zu bekommen.
Es gelingt mir sogar ein paar sehr private
Informationen über den Oberboss zu erfahren. Jetzt bin ich endlich in der
Position mit dem zu verhandeln und ihn unter Druck zu setzen. Sollten nämlich
diese Infos in falsche Hände geraten, ist die ganze Organisation aufgeflogen.
Ich mache einen Termin bei dem Chef auf einem geheimen Ort. Nicht viele Leute
sind in dieses Treffen involviert. In einem ganz privaten Gespräch verlange ich
dann, dass mein Bruder aus den Diensten entlassen wird, ansonsten gehe ich zur
Polizei und verrate alles was ich weiß. Das macht Eindruck und ich bekomme, was
ich will. Die einzige Bedingung ist, an dem morgigen Bobrennen teilzunehmen.
Ich überlege kurz und versuche den Haken dabei zu entdecken. Letztendlich habe
ich nicht viel Wahl und stimme zu.
Am nächsten Tag bin ich pünktlich samt meinen Bruder
an der Startlinie. Meine Mutter wollte unbedingt mitkommen und wenn sie die
ganzen Leute der Unterwelt da sieht, regt sie sich sofort über meine „Bekannte
und Freunde“, mit denen ich verkehre,
auf. Ich höre ihr nicht richtig zu, denn sie muss nicht wissen, dass
dies nur Scheinbekanntschaften sind. Sollte sie darüber was erfahren, könnte
sie womöglich auch in Gefahr sein.
Das Rennen wird gestartet und es dauert den ganzen
Nachmittag, bis alle Teams im Ziel angekommen sind. Bei meiner Fahrt bemerke
ich, dass mit dem Bob etwas nicht stimmt. Die Geschwindigkeit ist aber viel zu
hoch, um nach dem Fehler zu suchen. Ich habe alle Hände zu tun, um den Bob in
der Fahrbahn zu halten und die Geschwindigkeit in den Kurven zu drosseln, um
nicht mit voller Wucht irgendwo dagegen zu fahren. Zum Glück ist alles gut
ausgegangen und ich habe sogar das Rennen gewonnen. Bei der Siegerehrung kommt
der Boss persönlich, um mir zu gratulieren. Wir posieren ein wenig für die
Fotografen der örtlichen Zeitung und dann nimmt er mich bei Seite. Er flüstert
mir ins Ohr, ich habe es gut gemeistert, es sollte eigentlich mein letzter Tag sein.
Jetzt bin ich aber frei und mein Bruder auch.
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