29.12.2014
Es ist kurz vor Jahresende. In der Nacht ist Schnee
gefallen. Die weiße Decke unterstreicht die Feiertagsatmosphäre. Ich bin auf
dem Weg zur Arbeit und eine der Wenigen, die keinen Urlaub bekommen haben.
Unsere Firma ist ein kleines Buchhaltungsunternehmen und der Auftragsansturm
wird erst im Neuen Jahr erwartet. Die Büros sind wie leer gefegt.
Heute erwarten wir nur einen einzigen Kunden. Eine
Firma, die Kuchen und Süßes für Hochzeiten und große Events herstellt. Sie
kommen auch nicht wegen ihrer Buchhaltung, sondern wollen sich bei uns für
unsere ganzjährige Arbeit bedanken und haben uns eine Überraschung versprochen.
Die Atmosphäre ist schon jetzt ganz locker und viele unterhalten sich über die
anschließende Weihnachtsfeier.
Als die Vertreter der Kundenfirma ankommen, sprechen
sie kurz mit unserem Direktor und dann stellen sie große Kühlvitrinen mitten in
unseren Büroräumen auf. In jeder der Vitrinen werden verschiedene Kuchen und
Torten hingestellt. Ich und meine Kollegen dürfen jetzt von jedem der leckeren
Süßwaren probieren. Jeder nimmt sich einen Teller und läuft zwischen den
Vitrinen. Alle Kuchen sehen wirklich sehr gut aus, man kann sich nicht für
einen bestimmten entscheiden. Ich sehe meine Kollegen, die sich von jeder Sorte
ein Stückchen auf den Teller legen. Wie sie alles schaffen wollen, ist mir ein
Rätsel. Ich mache eine Vitrine auf, wo die Nusstorte steht und nehme ein Stück
raus. Ich stelle mich in die Ecke und während ich den leckeren Kuchen auskoste,
beobachte ich meine Kollegen, wie sie sich um die leckersten Schokoladen
Stückchen streiten. Irgendwann mal muss ich über sie lachen.
Als die Torten und Kuchen verschwunden sind,
verabschieden sich auch unsere Kunden, packen alle Vitrinen wieder ein und
verlassen uns. Es war wirklich eine gelungene Überraschung. Ich und meine
Kollegen bereiten jetzt unsere Büros für die Weihnachtsfeier vor. Wir schieben
alle Tische zu den Wänden und stellen alle Stühle im Kreis auf. Am Eingang wird
ein Tisch aus der kleinen Küche hingestellt. Dort werden die Flaschen mit
Alkohol platziert und warten wir alle auf unseren Chef, der eine Ansprache
halten soll. In der Zeit unterhalten wir uns über dies und das.
Als es schon zu lange dauert, schicken wir einen
Mitarbeiter raus, um nach dem Boss zu schauen. Wir wollen endlich anfangen.
Unser Kollege kommt aber auch nicht zurück. Langsam verlieren wir die Geduld.
Ich schalte das Radio an, um die peinliche Stille zu übertönen. Ein paar
Kollegen fangen an zu tanzen. Ich bin neugierig und gehe nachzuschauen, was mit
dem Direktor los ist. Ich finde ihn und ein paar meiner Kollegen in dem Garten
des Nachbarshauses. Sie feiern dort feucht und fröhlich mit der Nachbarin und
ihren Kindern. Die Musik ist sehr laut, so dass sie mich nicht hören können, als
ich nach ihnen rufe.
Ich drehe mich um, laufe wieder zurück in unser Büro
und stelle das Radio ab. Ich erzähle der ganzen Belegschaft, dass die Feier in
das Nachbarshaus verlegt wurde. Jeder freut sich jeder, dass die Feier endlich
los geht und läuft umgehend hin. Ein paar von ihnen schnappen sich die Flaschen
am Eingang und nehmen sie mit.
Die Feier zieht sich dann bei der Nachbarin bis in
die nächtlichen Stunden. Die meisten haben ein oder mehr Gläschen zu viel und
sind bereits auf den Stühlen eingeschlafen. Einer, der noch kaum was getrunken
hat, ist mein Kollege und ehemaliger Mitschüler aus Gymnasium, Juraj. Er
unterhält sich die ganze Zeit mit der Nachbarin. Sie scheinen sich gut zu
verstehen. Nachhinein erfahre ich dann, dass sie von ihrem Ehemann verlassen
wurde und versucht jetzt ihr Leben mit ihren drei Kindern alleine zu meistern.
Ich setze mich zu den beiden und höre der Geschichte aufmerksam zu.
Die Zeit vergeht und irgendwann mal merke ich, dass
es draußen langsam hell wird und ein neuer Tag bricht auf.
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