01.01.2015
Ein Wochenende im Sommer, ich habe meinen kleinen
Neffen bei mir zu Hause. Mein Bruder ist verreist und ich soll auf den Kleinen
aufpassen. Gleichzeitig hat sich für die Tage meine Freundin Rosa zu Besuch
angemeldet, sie kommt mit dem Zug am Nachmittag. Ich freue mich schon sehr auf
sie, wir haben uns schon sehr lange nicht mehr gesehen.
Gerade als mein kleiner Neffe sein Mittagsschläfchen
hält kommt Rosa an. Wir setzen uns in die Küche, trinken Kaffee und überlegen,
was wir später machen könnten. Wir entscheiden uns zu einem Flohmarkt zu gehen,
dort wird bestimmt auch mein Neffe seinen Spaß haben. Als er aufwacht machen
wir uns gleich auf den Weg.
Der Markt ist auf einem großen Platz in der Stadt,
wir laufen alles durch und schauen uns die Sachen, die zum Verkauf stehen, ganz
genau an. Plötzlich merke ich, dass mein kleiner Neffe verschwunden ist. Nach
einer Weile finde ich ihn auf einem LKW voller Kartoffeln. Er spielt auf der
Ladefläche. Ich rufe nach ihm, er tut aber so, als ob er nichts hören würde.
Ich werde immer lauter, er ignoriert mich aber komplett. Auf einmal sehe ich,
wie sich die Ladefläche nach oben bewegt. Der Fahrer ist dabei die Ladung
Kartoffel zu entladen. Da wird auch mein Neffe aufmerksam und versucht da weg
zu kommen. Es ist aber zu langsam. Er rutscht mit den Kartoffeln auf den Boden
hinter dem LKW. Zum Glück passiert ihm nichts, trotzdem muss ich mit ihm
schimpfen.
Nach dem wir den ganzen Markt schon durchgelaufen
sind, gönnen wir uns eine Pause in einem kleinem Kaffee. Da sehe ich meine
Freundin Anna auf uns zukommen. Sie freut sich uns alle zu sehen und lädt uns
für später zu ihr nach Hause. Sie ist eine Studentin und wohnt in einer WG,
nicht weit von dem Markt. Rosa und mein Neffe kommen auch mit.
Bei Anna in der WG wohnen noch ein paar andere
Studenten aus der Slowakei, sie alle sind gleichzeitig nach Deutschland gekommen.
Sie sind gute Freunde und kennen sich schon seit Langem. Wir sitzen alle in der
Küche, wenn plötzlich einer der Bewohner ganz sauer und schlecht gelaunt rein
kommt. Er erzählt über seinen Besuch beim Ausländeramt, wo sein Visum
verlängert werden sollte. Die Beamtin war aber nicht gut auf ihn zu sprechen
und hat seine Verlängerung abgelehnt. Sie hat sogar eine Abschiebung
angeordnet. Wir wundern uns warum. Leider hat er den Grund dafür nicht erfahren
können. Alle sind in der gleichen Situation und ihre Visa wurden ohne Probleme
verlängert bis auf ihn. Wir sind am überlegen, wie sich Annas Mitbewohner
dagegen wehren könnte. Vielleicht mit einem Widerspruch, was aber sehr
ungewöhnlich wäre.
Zwei Tage später ruft mich Anna erneut an und
erzählt mir, dass die Beamtin in der Wohnung ist und zwingt ihren Freund
umgehend zur Abreise. Sie ist da, um dies zu überwachen und ihm sogar zum
Busbahnhof zu eskortieren. Das scheint mir sehr verdächtig und ich mache mich
sofort auf den Weg zu Annas Haus. Dort finde ich nur noch Anna und eine
Umzugstruppe des Arbeitsamtes. Jetzt werden sie alle aus der WG ausquartiert,
da sie Widerstand geleistet haben. Im Moment können wir nicht viel tun, ich
nehme Anna zu mir und wir überlegen, was wir dagegen machen können.
Nach ein paar Tagen laufe ich zufällig an der
Wohnung vorbei. Ich sehe über dem Eingang ein Schild „Neueröffnung“. Ich werde
neugierig und gehe rein. Die ganze Wohnung wurde zu einem Lokal umgestaltet.
Die Fenster wurden mit Holzverkleidung zugemacht, es ist sehr dunkel innen drin
und in der Mitte steht eine große Bar Theke. An den Stühlen sitzen nur Soldaten
und trinken was. Ich frage die Bedienung, was hier los ist. Sie erzählt, dass
die Regierung hier eine Kneipe für die verwundeten Soldaten, die aus dem
Kriegsgebiet zurück gekommen sind, errichtet hat. Jetzt verstehe ich den ganzen
Zusammenhang, wieso das Visum von unserem Freund versagt und die WG so auf die
Schnelle aufgelöst wurde. Es ist eine Frechheit, wie die Beamten die Rechte der
Menschen umgehen. Leider sind wir alle dagegen völlig machtlos. :(
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