15.01.2015
Vor einigen Tagen habe ich Bekanntschaft mit einer
sehr netten Familie gemacht. Das Ehepaar ist etwa in meinem Alter und sie haben
zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen. Sie wohnen momentan in einem
Wohnwagen auf einem Ferienhof hinter der Stadt. Irgendwie haben sie in den
letzten Jahren viel Pech gehabt, haben beide ihre Jobs verloren, das Haus und
ansonsten alles, was irgendein Wert hatte.
Heute besuche ich die Familie in ihrem jetzigen
Zuhause. Es ist wirklich sehr traurig, wie sie sich alle mit einem Minimum
zufrieden geben müssen. Die Kinder haben keinen Platz zu spielen, deshalb sind
sie die meiste Zeit draußen. Mit der Mutter sitze ich in dem kleinen Wohnwagen
und wir unterhalten uns über deren Situation. Es geht um ihre verstorbene
Großtante, die keine Nachkommen hatte und um die sie sich die letzten Jahre
ihres Lebens gekümmert hat. Sie hat sie sehr gemocht und hat versucht ihr die
beste Fürsorge zu geben, die sie konnte. Zum Schluss war es sogar so
zeitaufwändig, dass sie ihren Job aufgeben musste. Nachdem die Großtante
gestorben ist, haben die Probleme in der Familie angefangen. Sie mussten sich
um das Begräbnis kümmern, was nicht so billig war, die Wohnungsauflösung
organisieren und alles drum und dran regeln. Dann hat ihr Mann den Job verloren
und blieb zu Hause. Sie konnte ihren alten Job nicht mehr aufnehmen, die Firma
ist pleite gegangen. Vom Amt haben sie zwar was bekommen, es war für die
Familie aber nicht ausreichend. Und mit den ganzen Kosten, war es einfach viel
zu viel.
Dann zeigt sie mir eine Urkunde, die sie nicht ganz
versteht, hat sie aber behalten, weil sie so schön aussieht und es der letzte
Wunsch ihrer Großtante war, dass sie sie gut aufbewahrt. Ich schaue mir das
Stück Papier ganz genau an und stelle fest, dass es sich um eine alte Anleihe
handelt. Plötzlich sagt sie etwas, was mich auf eine Idee bringt. Die Tante hat
zu ihr gesagt, dies wäre die Versicherung für die Zukunft. Sie hat es nicht
verstanden, ich weiß jetzt aber, wie ich ihr und der Familie helfen kann.
Am nächsten Tag gehe ich zum zuständigen Amt und
spreche mit einer Frau am Schalter. Die Urkunde habe ich mit und als ich sie
ihr zeige, zuckt sie zusammen und verspricht mir, sich in den nächsten Tagen
bei mir zu melden. Sie braucht etwas Zeit, um die notwendigen Informationen
diesbezüglich zu besorgen und die Echtheit zu prüfen.
Auf dem Weg vom Amt, laufe ich zufällig an einem
Flohmarkt vorbei. Ich halte an und will mich dort etwas umschauen. An einem
Stand entdecke ich einen großen Topf, die die Familie gut gebrauchen könnte. Am
Abend bin ich wieder in der Wohnwagenanlage und bringe den Topf mit. Sie alle
sitzen gerade an einem Lagerfeuer und bereiten etwas Essen vor. Natürlich
bitten sie mich zu bleiben und mit denen zu Abend zu essen.
Es ist ein sehr schöner Abend, die Kinder spielen
und laufen herum und ich mit den Eltern erzählen uns einige witzige
Geschichten. Wir müssen alle viel lachen. Plötzlich kommt der Sohn und fragt,
ob er mit meinem Auto ein wenig fahren könnte. Er ist ja schon 17 und würde es
gerne lernen. Ich habe nichts dagegen und verabreiche ihm die Schlüssel. Er
soll aber nur auf dem Gelände rumfahren, nicht draußen auf der Straße.
Natürlich behalte ich ihn die ganze Zeit im Auge.
Er hat viel Spaß dabei und freut sich unheimlich.
Auf einmal hören wir aber einen lauten Krach und sehen wie das Auto gegen einen
Baum gefahren ist. Offensichtlich hat er die Kurve nicht richtig hingekriegt.
Die Eltern springen sofort auf und alle laufen wir zu der Unfallstelle. Dem
Jungen ist nichts passiert, der Wagen hat aber einen ziemlich großen Schaden.
Sie entschuldigen sich tausendmal bei mir, können den Schaden aber unmöglich
begleichen. Zum Glück bin ich gut versichert und verzichte drauf. An diesem
Abend muss ich allerdings nach Hause laufen.
Am nächsten Tag versuche ich die Beamtin telefonisch
zu erreichen. Seit meinem Besuch sind schon einige Tagen vergangen und ich habe
immer noch nichts von ihr gehört. Leider kann mir keiner sagen, wo sie ist oder
wann sie wieder anzutreffen wäre.
Per Zufall treffen wir sie, ich und die Familie, in
einem Schwimmbad. Sie läuft hin und her und verkauft Blumen an die Leute. Ich
wundere mich etwas drüber und spreche sie sofort drauf an. Sie schaut mich mit
den großen dunkelbraunen Augen an und nah Tränen erzählt sie mir, dass sie
gefeuert wurde. Sie hat versucht die Infos über die Urkunde zu besorgen und das
hat offensichtlich jemandem nicht gepasst. Sie ist zwar auf mich sauer, sie
gibt mir aber trotzdem ein Hinweis, wie ich an die notwendigen Dokumente
rankomme.
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