05.01.2015
Wieder mal ein Slowakei Besuch. Mein Bruder, Roman,
hat mich für heute zu einer Führung durch die alte Konservenfabrik eingeladen. Ich
weiß zwar nicht, was mich dort Interessantes erwarten soll, trotzdem komme ich
mit.
Roman mit seiner Frau warten schon auf mich vor dem
Eingang, als ich ankomme. Zuerst müssen wir durch den Empfang, wo ich einen
Besucherausweis bekomme. Dann geht es mit der Führung los. Die Fabrik ist
wirklich sehr alt und produziert praktisch nichts mehr. Es ist nur noch eine
kleine Anlage im Betrieb, die Souvenirs für die Touristen aus den originalen
50-er Jahre Dosen herstellt.
Die Führung dauert unglaublich lange, mein Bruder
zeigt mir an jeder Ecke eine andere Dose und erzählt dazu Geschichten, die man
nicht unbedingt alle glauben möchte. Ich will ihm aber den Spaß nicht verderben
und zeige mich sehr interessiert. Den Job als Touristenführer in der
Konservenfabrik hat er erst seit Kurzem, er lebt aber dadurch sein Traum. Ich
freue mich sehr für ihn.
Am nächsten Tag ist ein Feiertag. Es ist ein
Jahrestag der "Samtenen Revolution" vom 1989, wo ich und mein Bruder, sowie alle
unsere Freunde sehr aktiv dabei waren. Es waren sehr schöne Zeiten und wir
erinnern uns gerne daran. Für den Abend ist eine riesige Feier in der Stadt
geplant. Ich und mein bester Freund Peter feiern aber bei ihm zu Hause.
Gleichzeitig soll es auch eine Art Abschiedsfeier sein, denn am nächsten Tag
soll ich wieder zurück nach Hause fliegen.
Peter hat sich wirklich gut auf die Feier
eingerichtet, gute Musik, viel Wein in der Küche, Kleinigkeiten zum Knabbern,
die ganze Wohnung in den Stil der 80-er Jahre dekoriert und auf dem Balkon
viele bunte Luftballons befestigt, die um Mitternacht in die Luft gelassen
werden. Es sind auch viele Leute eingeladen. Peter konnte sogar eine alte
Aufnahme des österreichischen Rundfunks besorgen, das mit uns am Tag der
Grenzeröffnung, der gleichzeitig mein Geburtstag war, ein Interview gemacht hat.
Wir waren einer der ersten, die die, bis dahin so streng überwachte, Grenze
nach Österreich überquert haben.
Mein Bruder ist auch dabei und die Feier nimmt
richtig Schwung an. Im Fernsehen läuft die Live Übertragung von dem Hauptplatz
in der Stadt, wo sich ganz viele Leute versammelt haben. Wir genießen den Abend
und lassen uns zusammen mit den anderen, die die Revolution aktiv mitgestaltet
haben, feiern. Punkt Mitternacht lassen wir die unzähligen Luftballons in die
Luft steigen. Es ist ein sehr bewegender Moment.
Am nächsten Morgen fährt mich mein Bruder zum Zug.
Die Emotionen vom vorherigen Abend sind immer noch sehr präsent. Als wir am
Bahnsteig ankommen, müssen wir feststellen, dass der Zug eine Stunde Verspätung
hat. Deshalb gehen wir zusammen in den McDonalds um die Ecke und essen erstmals
eine Kleinigkeit, bevor es später Richtung Wien Flughafen geht. So haben wir
die Möglichkeit noch ein wenig länger in den Erinnerungen an den gestrigen
Abend und die Revolution zu schweben.
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