Mein Traumtagebuch

Montag, 4. August 2014

Der Sturm und die Unbekannte



31.07.2014

Ich und Steve sitzen auf unserer Terrasse, wenn plötzlich ein großer Sturm und Gewitter kommt. Wir packen schnell alles von draußen ins Haus und schauen dem Naturschauspiel zu. 

Unser Haus befindet sich am Ende eines der unzähligen Kanäle in Cape Coral. Unser Nachbar von links hat ein Boot, das an einem Lift über dem Wasser hoch gefahren ist. In dem Sturm können wir sehen, wie sich das Boot von einer Seite zur anderen bewegt und immer mehr geschaukelt wird. Bis auf einmal der Lift den Kräften nicht mehr Stand hält und nachgibt. Das Boot wir fast umgeworfen, die Konsole für die Sonnendachplane bricht komplett ab und die Hälfte der Inneneinrichtung schwimmt einfach weg. Die Sitze sind weggebrochen, man erkennt nur die Unterseite, der ehemals so bequemen gepolsterten Bänke, aus rohem Holz. Gleichzeitig, wie das Boot quasi zerstört wird und auf dem Wasser landet, schwimmt es den Kanal runter und entfernt sich immer mehr von uns.

Das Boot können wir bestimmt nicht mehr retten, wir können es  aber zumindest folgen und schauen, wo es landet, dass wir dem Nachbarn, wenn er wieder da ist, sagen können, wohin es weggetrieben wurde. Draußen hat sich das Wetter immer noch nicht ganz beruhigt, wir laufen aber den Ufer entlang dem Boot hinterher, durch die Büsche und hohes Gras, werden dabei nicht nur ganz nass, sondern auch komplett dreckig. 

Das Boot hält endlich in dem Nachbars Kanal an und bewegt sich nicht mehr. Es scheint fest zu sitzen. Steve versucht ein Seil dran zu befestigen, um es am Ufer fest zu binden. Zum Glück führen zum Wasser ein paar Treppen, so dass er an das Boot gut rankommt. Ich beobachte ihm von oben, als von hinten eine junge Frau zu mir kommt und fragt, was los wäre. Ich drehe mich um und erzähle ihr die ganze Geschichte mit dem Boot. Sie ist sehr nett und scheint deswegen besorgt zu sein. Dann fällt mir ein, dass sie vielleicht denkt, es wäre jemand umgekommen oder wurde verletzt, so wie das Boot aussieht. Ich beruhige sie sofort und sage, dass das Boot leer war, als es von dem Wind zerstört wurde. Man kann das beruhigende Ausatmen bei ihr sehen und ein kleines Lächeln im Gesicht. Sie ist noch jung, sehr dünn und im Gesicht ganz blass. Ich frage sie, ob es ihr gut geht und sie antwortet: „Ja, ich bin nur erschrocken durch das Gewitter“. In dem Moment scheint sie ganz wackelig an den Beinen zu sein, also nehme ich sie an beiden Armen und halte sie fest. Nach kurzer Weile geht es ihr wieder besser und sie schiebt mich regelrecht von sich zurück. 

Inzwischen hat Steve das Boot fest gebunden und kam hoch zu uns. Erst jetzt denke ich dran, mich und Steve vorzustellen. Sie lächelt uns an und sagt ihren Namen (den ich mir nicht mehr gemerkt habe). Sie erzählt uns, dass sie auch verheiratet ist, ihr Mann ist noch auf der Arbeit, müsste aber jeden Moment nach Hause kommen. Wenn wir möchten, können wir kurz bei ihr Kaffee oder Tee trinken und uns ein wenig ausruhen, bevor wir nach Hause gehen. Ich bedanke mich bei ihr, muss aber momentan ablehnen. Ich bin so dreckig, dass ich mich wirklich nicht wohl fühle und muss umgehend eine Dusche nehmen. Ich verspreche ihr, dass wir nachher aber bestimmt vorbei schauen. 

Mit Steve zu Hause angekommen, steigt er sofort unter die Dusche. Ich kann es nicht mehr aushalten und gehe in das andere Bad, obwohl ich weiß, dass wir diesen Teil des Hauses untermietet haben, es müsste jetzt aber leer sein, da der Mieter in der Arbeit ist. Ich schließe also die Tür auf und laufe schnell durch die kleine schmale Küche in das Bad und dusche endlich. Als ich rauskomme, erwartet mich eine Überraschung. Unser Untermieter ist doch da, ich kann sein Gesicht nicht sehen, kann aber den bösen Blick fühlen. Er fragt, was ich da machen würde. Erst jetzt erkenne ich Steph, ehemaligen Freund von meinem Mann, mit dem wir uns verstritten haben, weil er uns in einer ganz schweren Zeit im Stich gelassen hat. Ich weiß nicht sofort, was ich sagen soll und stottere vor mich hin. Er steht zwischen der Tür und rührt sich nicht. Auf dem Kopf hat er eine riesige Kapuze überzogen, so dass ich sein Gesicht kaum erkennen kann. Auf einmal bewegt er sein Kopf nach oben und ich kann an seinem Hals einen riesigen schwarzen Fleck erkennen, der sich von den Ohren bis zur Brust zieht und mitten drin einen Loch. Ich erschrecke mich und gehe ein Schritt zurück. Er schaut mich an und sagt, es wäre nichts schlimmes, das wird schon heilen, braucht aber seine Zeit. Er sei momentan krankgeschrieben, deshalb ist er auch zu Hause. Irgendwie tut er mir leid, ich versuche aber dagegen zu kämpfen, er ist es nicht Wert. Ihm hat es auch bestimmt nicht leid getan, als er uns damals verlassen hat, um seine persönlichen Interessen zu verfolgen. Das wir am Ende und ruiniert waren, hat ihm nicht interessiert. Ich drehe mich um und will gerade von dort verschwinden, als er ganz verärgert zu mir sagt: „… und nächstes Mal vorher fragen, dies ist eine Privatwohnung!“ In dem Moment war ich so sauer, dass ich ihm eine auf der Stelle knallen könnte. Ich habe mich auch schon umgedreht, dann habe ich mich aber doch beherrschen können, habe ihm nur einen bösen Blick zugeworfen und bin weg. Als die Tür hinter mir zu gegangen ist, musste ich dran denken, dass er sich gar nicht geändert hat und immer noch so ein Egoist, wie früher, ist.

Ich habe dieses kleine Erlebnis dem Steve erzählt, er war auch sauer und wusste gar nicht, dass ausgerechnet er dort als Untermieter wohnt. Der Name in dem Vertrag ist doch ganz anderer! Morgen werden wir es noch mal alles prüfen, jetzt haben keine Zeit dafür, wir wollen zu unserer neuen Bekannten, die wir heute kennen gelernt haben.

Als wir bei denen ankommen, macht sie uns die Tür auf und scheint sehr traurig zu sein. Ich frage erst mal nicht nach, wir begrüßen und sie führt uns ins Wohnzimmer. Wir setzen uns hin und ihr Mann kommt rein. Er ist ein großer, kräftig gebauter Mann mit einer tiefen Stimme. Seine Begrüßung hält sich sehr in Grenzen, sie ist sehr kurz und knapp. Ich habe den Eindruck, dass wir nicht ganz willkommen sind, aber wenn wir schon da sind, versucht er sich zu beherrschen und wechselt ein paar Worte mit uns. Seine Frau hat inzwischen ein Tee für uns in der Küche vorbereitet und kommt rein mit einem Tablett, den sie auf den kleinen Tisch vor dem Sofa stellt. Sie setzt sich aber nicht hin und bleibt neben dran stehen. Es kommt mir alles sehr komisch vor, es scheint mir aber unpassend nachzufragen. 

Da die Atmosphäre nicht ganz behaglich ist, will ich den Besuch nicht in die Länge ziehen und nach einer Unterhaltung übers Wetter und ein paar unwichtiger Dinge, stehe ich auf und sage, dass wir schon gehen müssen. Wir verabschieden uns von ihm, sie begleitet uns noch zur Tür. Als er aus dem Blick ist, nehme ich sie an die Hand und frage, ob alles in Ordnung ist. Ihr kommen ungewollt Tränen in die Augen und es bricht mir fast das Herz sie so zu sehen. Ich nehme sie in den Arm und sie flüstert mir was ins Ohr. Ganz entsetzt bekam ich die Bestätigung von dem, was ich geahnt habe. Ihr Mann ist sehr besitzergreifend und gewalttätig. Sie zeigt mir überall blaue Flecken und ich mit meinem Mann versuchen ihr zu erklären, dass sie nicht bei ihm bleiben muss. Es gibt Möglichkeiten sich von ihm zu trennen und neu anzufangen. Sie schüttelt nur den Kopf und ich sage ihr, wenn sie sich es anders überlegt, bei uns kann sie auf jeden Fall unterkommen und auf unsere Hilfe und Unterstützung zählen. Plötzlich hören wir aus dem Haus seine Schreie, sie soll sofort wieder rein kommen, sie zittert am ganzen Körper, dreht sich um und geht rein. Ich stecke ihr noch schnell unsere Adresse in die Hand, als sie die Tür hinter sich zu macht. Ich hoffe sie überlegt es sich und nimmt unsere Hilfe an.

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