26.08.2014
Mit Ania und Elisabeth, von der
Firma, wo ich arbeite, gehen wir heute zusammen zu einem Geschäftspartner in
der Stadt. Wir haben einen Termin und wollen mit ihm über die anstehende Messe
in Berlin sprechen. Sein Büro ist in einer Seitenstraße direkt an der
Fußgängerzone. Es ist eine schmale Gasse, die Häuser sind ganz alt und sehr eng
aneinander gebaut. Alle sehen gleich aus, ohne Fassade, nur mit nacktem
Mauerwerk und alten doppelflügigen Fenstern.
An dem Bürogebäude angekommen,
klingeln wir und die Eingangstür geht automatisch auf. Wir steigen die schmalen
und steilen Treppen nach oben. In jedem Stockwerk ist nur ein einziges Büro. Es
empfängt uns eine Sekretärin und bittet uns rein. Wir sollen uns im Vorzimmer
gemütlich machen, ihr Chef wird gleich Zeit für uns haben. Ania und Elisabeth
setzen sich auf die Sofa und ich schaue mich ein wenig in dem Raum um. Er ist
in die Länge gezogen, am Ende ist ein Fenster zu der Straße und direkt unter
dem Fenster quer zu den Wänden steht der Schreibtisch der jungen Dame, die uns
empfangen hat. Sie sitzt jetzt dort und tippt was in ihren Computer. Vor dem
Schreibtisch auf der linken Seite ist eine Tür, das müsste das Büro des Chefs
sein. Die andere, kleiner, Tür am Eingang ist mit einem Schild für Toiletten
versehen.
Nach ein paar Minuten geht die
Chef Tür auf und ein älterer Herr kommt raus. Er begrüßt uns alle drei und
führt uns in sein Büro. Er scheint etwas nervös und aufgeregt zu sein. Das
bemerken auch meine Kolleginnen. Ania ist dann so offen und fragt was los ist.
Er dreht sich zu uns und sagt, dass seine privaten Safes, die er für die Kunden
verwaltet, ausgeraubt wurden. Er ist den ganzen Tag am Telefon und spricht mit
der Polizei, der Bank, der Versicherung und natürlich mit den Kunden. Ich
wusste vorher nicht in welcher Branche er arbeitet, eigentlich dachte ich im Bauwesen,
wie unsere Firma (wir verkaufen importierte Kunststofffenster). Ich bin noch
nicht lange in der Firma beschäftigt und den Herrn sehe ich heute zum ersten
Mal. Er verwaltet die „Schätze“ seiner Kunden, ob es Edelsteine, Goldbarren
oder Sammlungen alter wertvoller Briefmarken oder Bilder sind. Alles ist bei
ihm gut angelegt und abgesichert. Bis heute…
Wir versuchen ihn ein wenig zu
trösten, es gestaltet sich aber schwer, wie man sich vorstellen kann. Nach
einer Weile, als die Telefone endlich ein wenig Ruhe geben, kommen wir zu
unserem eigentlichen Anliegen, wegen dem wir heute da sind. Es geht um die
Messe in Berlin, bei der wir beide, der Herr und unsere Firma, jedes Jahr
teilnehmen. Er mietet immer den Stand, richtet es ein und wir dürfen unsere Produkte
dort präsentieren. Er braucht nicht so viel Platz und der Stand ist eine
Standardgröße, die für ihn allein zu groß ist. So teilen wir uns die Miete und
jeder spart an Kosten. Als wir endlich auf das Thema kommen, hört er uns zwar
zu, man kann aber erkennen, dass er mit seinen Gedanken ganz wo andres ist.
Er scheint, als ob er zu allen Fragen,
die wir mit ihm besprechen wollen, nur eine Antwort parat hat. Er bejaht alles
und glotzt die ganze Zeit in den Fernseher, der auf seinem Beistelltisch steht.
Es wird gerade eine Übertragung von den gestrigen Music Awards übertragen. Sie
zeigen Rihanna, die ihre Auszeichnung als beste Sängerin übernahm, eine goldene
Medaille auf einem blauen Band.
Als Ania und Elisabeth
feststellen, dass es nicht viel Sinn macht mit ihm zu reden, verabschieden wir
uns und sagen der Sekretärin, dass wir besser ein anderes Mal wieder kommen,
wenn die Umstände etwas günstiger sind. Sie nickt und lässt uns raus. Draußen
vor dem Gebäude bleiben wir kurz stehen und überlegen, was wir machen. Es sieht
nämlich so aus, dass wir dieses Jahr alleine zu der Messe fahren werden. Er
wird nach diesem Erlebnis wahrscheinlich nicht hingehen, da er im Moment ganz
andere Sorgen hat und seine Reputation ist so im Eimer, dass er dort nichts Positives
präsentieren könnte. Alle drei laufen wir in den Kaffee um die Ecke und
sprechen die ganze Zeit drüber, ob es sich lohnt auf eigene Faust nach Berlin
zu fahren oder nicht.
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