24.08.2014
In Heidenheim bin ich bei der
Firma von Ania und Elisabeth schon länger beschäftigt. In ein paar Tagen wird
meine Stelle frei, weil ich von hier wegziehe. Sie, und ich natürlich auch,
suchen nach einem oder einer Nachfolgerin. Bis jetzt haben wir noch kein Glück
gehabt. Heute kommen auch ein paar Kandidatinnen sich vorzustellen.
In unseren Büros sieht es
momentan nicht gerade einladend aus. Wir
bauen um, der ganze Boden ist ausgerissen und wird komplett neu gemacht. Gleich
kommt Anias Mann und ihre Töchter zu helfen. Es werden heute endlich die neuen
Bodenfliesen gelegt und jeder soll Hand anlegen. Nebenbei muss das Büro auch am
Laufen gehalten werden, darum kümmere ich mich und Elisabeth empfängt die
Bewerberinnen. Als sie da sind, zeigt sie denen erst einmal die Firma und die
Büroräume, entschuldigt sich für die Unordnung und führt sie alle in das
Besprechungszimmer. Dort finden dann den ganzen Tag die Gespräche statt.
Das letzte Bewerbungsgespräch
endet erst am Abend. Als Elisabeth das Mädchen zu Tür bringt, mache ich auch
Feierabend. Wir setzen uns zusammen hin und atmen endlich auf. Ania und ihre
Mädels kommen auch zu uns, während ihr Mann noch alle Werkzeuge und Material
aufräumt.
Am nächsten Tag geht es im Büro
ähnlich zu, irgendwie habe ich den Eindruck, dass wir nicht voran kommen. Nicht
mit den Fliesen, nicht mit dem Geschäft (da wegen der Renovierung viele Termine
abgesagt oder verschoben werden müssen) und auch nicht mit der neuen Kollegin.
Wenn der Tag fertig ist, stehen endlich drei Kandidatinnen in der engeren
Auswahl. Morgen wird dann Elisabeth zusammen mit Ania entscheiden.
Als wir endlich gehen wollen,
platzt ein junger Mann unerwartet herein. Er sagt, dass er es nicht früher
schaffen konnte, aber jetzt ist er endlich da, um sich vorzustellen und die
Anweisungen für den morgigen ersten Arbeitstag zu erhalten. Wir alle, wie wir
da stehen, sind überrascht und schauen uns gegenseitig an. Offensichtlich
scheint ihm keine von uns zu kennen oder zu wissen wovon er spricht. Nach ein
paar Minuten des Schweigens und vielen Fragezeichen in unseren Gesichtern,
führt Elisabeth die restlichen drei Kandidatinnen raus zum Parkplatz und ich
mit Ania nehmen uns den jungen Mann vor. Wir fragen ihn, wer er ist, woher er
kommt und was ihn so sicher macht, dass er den Job kriegt. Die Antwort
überrumpelt uns beide und vor allem mich. Er erzählt, er ist der Sohn von
meiner Ex-Mitschülerin aus der Grundschule, Andrea und ich habe sie vor ein
paar Tagen besucht und gesagt, er könnte bei uns in der Firma anfangen. Ich war
zwar vor einigen Tagen bei denen zu Besuch, habe Andrea aber nur kurz erwähnt,
dass wir jemanden suchen. Offensichtlich ist es da zu einem Missverständnis
gekommen.
Als Elisabeth wieder rein kommt,
setzten wir uns alle hin und versuchen die ganze Situation zu klären. Wir
erfahren, dass er gelernter Automechaniker ist, später einen PC Lehrgang
gemacht hat und jetzt kann er als Bürofachkraft arbeiten. Seine Mutter hat ihm
her geschickt, weil die Stelle hier zu besetzen ist und sie dachten, da ich die
Familie kenne, er den Job auf jeden Fall kriegt. Ich habe versucht die
Situation zu erklären, nicht nur ihm, sondern auch Ania und Elisabeth, dass
seine Mutter sich meine Worte offensichtlich falsch erklärt hat und wenn er
möchte kann er sich auf die Stelle bewerben, es sind aber auch andere in der
engen Auswahl und er noch nicht eingestellt ist. Etwas enttäuscht, aber
aufgeklärt, verlässt er dann das Büro und ich greife sofort zum Telefon, um mit
Andrea drüber zu sprechen.
Ich erreiche sie sofort und sie
fragt gleich nach, ob ihr Sohn morgen anfangen kann. Ich erkläre ihr, wie alles
gelaufen ist, dass er noch mal kommen muss und die Stelle noch nicht 100% hat.
Da muss er sich noch viel anstrengen. Sie klang etwas enttäuscht, sagte aber,
dass sie auf mich zählt und ich es bestimmt hinkriege ihn für die Stelle zu
empfehlen. Dann erwähnt sie noch, dass ihr Mann sich dann auf jeden Fall
revanchieren wird, er hätte eine gut laufende Baufirma in Österreich und er
könnte ein paar Mitarbeiter vorbei schicken, um den Boden fertig zu stellen. Es
wäre in einem Tag geschafft.
Als ich den Hörer auflege,
erzähle ich die ganze Geschichte Elisabeth und Ania, sie sind genauso sprachlos
wie ich. Trotzdem versprechen die beiden es sich bis zum nächsten Tag zu
überlegen.
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