Mein Traumtagebuch

Sonntag, 3. August 2014

Ich - Anwältin



30.07.2014

Ich arbeite als Rechtsanwältin im Gericht. Heute ist ein sehr voller Tag, eine Verhandlung nach der anderen. 

Als erstes verteidige ich ein Mädchen im Teenager Alter. Der Saal ist voll von jungen Leuten. Offensichtlich ist meine Mandantin eine bekannte Person, weil auch sehr viele Kamerateams vom Fernsehen, aber auch von verschiedenen TV Shows da sind. Erst einmal kümmere ich mich nicht um das ganze herum, ich versuche mich an den Fall zu konzentrieren.

Als die Richterin den Saal betritt, herrscht plötzlich eine absolute Ruhe und alle stehen auf. Man sieht es der Richterin an, dass sie von der Menge an Zuschauern auch überrascht ist. Sie setzt sich hin und die Verhandlung beginnt. Der Staatsanwalt ist ein guter Kollege von mir, wir kennen uns schon lange und haben sogar früher ein Praktikum zusammen absolviert.  Er verliest die Anklage und die Richterin eröffnet die Anhörung der Zeugen.

Der Prozess zieht sich über den ganzen Vormittag, womit ich gar nicht gerechnet habe. In der Mittagspause versuche ich meine Kollegen aus der Kanzlei zu erreichen, dass sie meine anderen Termine übernehmen oder die verschieben lassen, da ich hier wahrscheinlich nicht so schnell fertig werde. Auf dem Flur taumeln sich Unmengen an Leuten und zufällig kann ich ein Gespräch von zwei jungen Frauen neben mir hören. Sie unterhalten sich über meine Mandantin, sie soll in einer Show aufgetreten und so bekannt geworden sein. Es war ein Singkontest und sie war so schlecht, dass sie wiederrum interessant wurde. Dazu spielte auch die Tatsache eine Rolle, dass die Jury sie unfair behandelt hat und so hat sie jedem leid getan. Die Jury musste, aufgrund des öffentlichen Drucks, das Mädchen noch mal auftreten lassen. Die Zuschauer haben sie so in ihre Herzen geschlossen, dass sie über Nacht, auch wegen dem Skandal, ein Star wurde. 

Ich wusste nichts davon, meine Mandantin hat mir dies nicht erzählt. Alles, was ich von ihr erfahren habe war nur ihr Privatleben und die Umstände der Tat, wegen der sie jetzt vor Gericht steht. Es spielt auch keine große Rolle, nicht für mich und nicht für den Fall. Es ist aber sehr darauf zu achten, was man zu den Medien sagt. 

Am anderen Ende des Korridors sehe ich den Staatsanwalt und entscheide mich mit ihm kurz zu reden. Also gehe ich zu ihm und spreche ihn an. Ich frage wie es ihm geht und ob er die „Star“ Geschichte wusste. Er schaut mich überrascht an und sagt: „Natürlich, du nicht?“. Ich fühlte mich „schuldig“ und beschämt. Er übersprang das Thema geschickt und sprach dann über seine Familie und Kinder.

Plötzlich änderte er das Thema und fing an über das Gold zu reden, was meine Mandantin angeblich irgendwo gebunkert haben soll. Der Themawechsel hat mich überrascht. Ich selbst glaubte nicht, dass das Mädchen das Gold jemals hatte. Es soll aus dem Tresor ihres Onkels verschwunden sein. Dies war aber auch nicht der Gegenstand der Verhandlung.

Die Pause war vorbei und die Anhörung der Zeugen fuhr fort. Irgendwann mal mitten drin, kommt der Staatsanwalt mit dem Antrag, die Wohnung des Mädchens noch mal durch zu suchen, wegen dem Gold des Onkels. Ich habe Widerspruch eingelegt, da es nicht hier her gehört. Ich habe seine Fixierung auf das Gold nicht ganz verstanden. Erst später habe ich erfahren, dass der Onkel eine hohe Belohnung ausgeschrieben hat. Mein Widerspruch wurde abgelehnt und die Verhandlung wieder unterbrochen. Wir alle sind in die Wohnung meiner Mandantin gefahren und die Polizeibeamten haben alles nochmal durchsucht. Natürlich wurde nichts gefunden. Auf dem Weg zurück ins Gericht lehnt sich meine Mandantin plötzlich ganz nah an meine Schulter und flüstert ganz leise in mein Ohr, dass sie doch weiß, wo das Gold ist, ich soll sie nur rausholen und wir werden es uns teilen. In dem Moment wusste ich nicht, was ich davon halten soll. Gibt sie es nur vor, damit ich eine bessere Motivation habe einen Freispruch für sie zu holen oder weiß sie tatsächlich was drüber? So oder so, mir war es eigentlich egal, was mit dem Gold ist oder wo es versteckt sein könnte. Meine Verteidigung wird es nicht beeinflussen. 

Dieser Prozess zog sich über ein paar Wochen und am Ende wurde das Mädchen wirklich frei gesprochen.  Ein Tag nach dem Freispruch hat sie mich dann zur Feier des Tages zu ihr nach Hause eingeladen. Von dort sind wir zu einem der Studios gefahren, wo dieser Singwettbewerb gedreht wurde. Ich wusste nicht genau, was wir dort wollen, aber es sollte eine Überraschung für mich sein, also ging ich mit. In einer der hintersten Ecken zieht sie eine falsche Wand zur Seite und dahinter verbirgt sich ein kleiner Tresor. Sie holt einen kleinen Schlüssel aus der Tasche und steckt ihn rein, tippt ein paar Zahlen ein und dreht den Schlüssel. Die Tür geht auf und sie nimmt ein paar Goldmünzen heraus. Ich sprang, wortwörtlich, zur Seite. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Sie wollte unbedingt, dass ich ein paar von den Münzen behalte. Das konnte ich aber nicht machen, ich habe sie angeschaut und ihr gesagt, sie soll so schnell wie möglich das Gold nehmen und von hier verschwinden. Ich vergesse die Angelegenheit und werde Niemandem was erzählen. 

Sie hat tatsächlich an mich gehört und ist von einem Tag zu anderem verschwunden. Ich weiß nicht wohin und wie, aber ich hoffe es geht ihr dort gut. 

Nach ein paar Monaten habe ich dann einen Brief aus Argentinien bekommen. Es war von ihr und in dem Umschlag ein paar tausend Dollar. Ich musste wirklich nur lachen und dran denken, was für ein Dickkopf sie ist!

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