07.08.2014
Heute habe ich meinen freien Tag
und möchte einen Ausflug zu dem neuen Staudamm hinter der Stadt machen. Er
wurde erst vor ein paar Tagen für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, so dass Jeder sich
anschauen kann wie alles funktioniert. Es ist bestimmt ein einmaliges
Erlebnis von oben auf die Massen von Wasser zu schauen, die den Tal runter
rasen.
Als ich an dem Damm ankomme sind
bereits sehr viele Leute da und ich muss mich anstellen. Vorne ist ein schmaler
Eingang zu dem engen Weg über dem Damm. Auf der Tafel daneben steht die
komplette Beschreibung des Staudamms, ein Plan und alle Daten dazu. Die Menge
bewegt sich langsam, aber sicher nach vorn. Ich komme Schritt für Schritt immer
näher dem Eingang. Als ich ihn passiere, laufe ich mit dem „Strom“ weiter und
weiter. Die Besucher laufen in beiden Richtungen und alle müssen wir immer wieder denen ausweichen, die
bereits zurück gehen. Ich muss mich ständig durch die Leute regelrecht
durchkämpfen, um an das Gelände auf der rechten Seite zu kommen und etwas sehen
zu können. Der Ausblick ist aber Atem beraubend und überwältigend. Die Höhe und
die Unmengen an Wasser, was runter strömt. In der Mitte des Weges ist ein
kleines Häuschen, in dem ein paar Wächter sitzen. Dort sind weitere
Informationen auf einer Tafel geschrieben. Ich bleibe kurz stehen und will mir
die durchlesen, aber die Leute, die vorbei gehen wollen, schieben mich einfach
weiter und weiter. Es ist sehr eng hier und ich kann mich nicht dagegen wehren.
Auf der anderen Seite angekommen,
steht ein Mann und eine Frau und beide winken mir zu. Ich drehe mich noch
um, bin nicht sicher, ob sie mich meinen, aber hinter mir schenken die Leute
denen keinerlei Aufmerksamkeit. Also gehe ich hin, um zu fragen ob ich gemeint
bin. Sie sind sehr froh, dass ich es verstanden habe und bitten mich sofort mit
denen mitzugehen. Sie warten nicht mal meine Antwort ab, nehmen mich an die
Hand und führen mich weg. Wir passieren eine Absperrung und kommen an einem
Haus, der am Ende des Staudamm Laufstegs gebaut ist.
Wir gehen in das Haus rein und
sie erzählen mir, dass sie die einzigen sind, dass ihr Haus an die
Baugesellschaft nicht verkauft haben und so wurde alles um ihr Haus herum
gebaut. Seitdem haben sie aber Probleme mit dem Haus. Was Genaueres wollen sie
mir erst einmal nicht sagen, stattdessen bieten sie mir einen Tee und ein paar
Kekse an. Ich setze mich auf die Sofa im Wohnzimmer und höre mir ihre
Geschichte an.
Es wird spät und draußen scheint
es langsam dunkel zu werden, also bedanke ich mich und möchte nach Hause. Die
Frau nimmt meine Hand und hält mich auf, ich soll bitte nicht weg, sie möchte,
dass ich dort übernachte und es miterlebe, was in dem Haus passiert. Meine
Neugierde ist in dem Moment stärker als mein Verstand und ich willige zu. Sie
stellen mir ein Gästebett im Wohnzimmer hin und nach ein wenig plaudern
verschwinden sie in ihrem Schlafzimmer und ich bleibe alleine. Das Licht geht
aus und ich liege in dem fremden Bett und denke nach, was hier eigentlich los
ist. Als ich fast schon schlafe, höre ich plötzlich ganz komische Geräusche.
Ich bin sofort hell wach und höre ganz aufmerksam zu. Die Geräusche hören sich
wie Tiergeschreie an und kommen offensichtlich von unten. Ich stehe auf und
möchte die Treppe zum Keller gehen, da taucht das Ehepaar aus dem Nichts auf
und hält mich davon ab. Sie erzählen, dass es jede Nacht so zugeht und es
bestimmt in diesem Haus spukt. Der Keller ist bestimmt verflucht und ich soll
lieber um diese Zeit nicht runter gehen.
Ich will aber dem ganzen auf den
Grund gehen und lass mich nicht aufhalten. Als ich die Tür aufmache, kann man
die Geräusche ganz deutlich hören. Ich laufe die Treppe ganz langsam herunter,
das Licht ist aus und ich halte eine kleine Taschenlampe in der Hand. Plötzlich
fühle ich was an meiner Wange und es wird mir klar, dass es eine Spinnenwebe ist.
Ich wedle mit meinen Händen ganz panisch um mich herum, um die Spinnenwebe von mir
zu reißen. Ich schalte die Taschenlampe ein und in dem dünnen Lichtstrahl kann
ich die Umrisse eines riesigen Kellers sehen. In der Mitte, quer zur Tür steht
ein breiter Regal, der mit einigen Eimern und Farbdosen bestückt ist. Ich laufe
ganz langsam um das Regal herum und schaue hinter ihm nach. In dem schwachen
Licht leuchten mir zwei kleine Augen entgegen. Ich traue mich und gehe noch ein
Stück weiter. Die Augen bewegen sich nicht und starren mich jetzt regelrecht
an. Erst jetzt kann ich erkennen, dass dort ein kleiner Fuchs sitzt. Ich rufe
den Eheleuten, die oben an der Treppe geblieben sind, zu, sie sollen bitte das
Licht anschalten. Als der Raum voll mit Licht durchflutet wird, sehe ich, dass
der kleine Fuchs verletzt ist und deswegen geheult hat. Ich nähere mich ganz
langsam zu ihm. Er ist ganz zahm und hat offensichtlich keine Angst vor mir.
Die Wunde ist nicht groß und kann schnell versorgt und geheilt werden. Ich lass
mir ein wenig Verbandszeug und Desinfektionsmittel bringen und versorge den
Fuchs. Nachher geben wir ihm noch etwas Wasser und stellen die Reste vom
Abendessen hin.
Am nächsten Morgen schauen wir
wieder nach dem Fuchs im Keller. Er sitzt immer noch da. Jetzt im Tageslicht
kann ich sehen, dass das kleine Kellerfenster offen ist, der Fuchs muss dadurch
gekommen sein. Wer weiß wie lange er schon hier unten sitzt und heult,
wenn die Eheleute diese Geräusche bereits
seit ein paar Tagen wahr nehmen. Er sieht auch sehr mager aus. Die Frau kommt
zu mir und fragt, was sie jetzt machen sollen. Als sie sich mir nähert springt
Fuchs regelrecht auf und bellt die Frau an. Sie zuckt sofort nach hinten und
ich versuche den Fuchs zu beruhigen. Offensichtlich kann er die Angst der Frau
spüren und mag sie nicht. Ich sag zu ihr, sie soll mit ihrem Mann in die Stadt
fahren und etwas Hundefutter besorgen. Der Fuchs bleibt bestimmt ein paar Tage
dort, bis es ihm wieder so gut geht, dass er von alleine in den Wald zurück
kehren kann.
Die paar Tage bin ich auch noch
dort geblieben, da der Fuchs die beiden nicht leiden konnte und ich die einzige
war, die ihm futtern durfte und bei der er sich sehr sicher gefühlt hat.
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