Mein Traumtagebuch

Donnerstag, 21. August 2014

Steves Boss, die Marktverkäuferin und der alte Vermieter



17.08.2014

Ich hole heute Steve von der Arbeit ab, wir müssen nachher zum Markt einkaufen und zu meiner alten Wohnung die restlichen Sachen holen. In Steves Büro komme ich relativ pünktlich an, er sitzt am Schreibtisch und arbeitet an irgendeinem Bericht. Er muss ihn heute noch fertig kriegen, sein Chef braucht ihn unbedingt für heutige Abendsitzung mit dem Vorstand. 

Es dauert etwa eine halbe Stunde, wenn plötzlich die Tür aufgeht und sein Chef reinplatzt. Steve ist zum Glück rechtzeitig fertig geworden und druckt den Bericht gerade aus. Der Drucker ist nicht ganz neu, deshalb dauert es etwas länger. Sein Boss kommt inzwischen zu mir, begrüßt mich und fragt wie es mir geht. Wir kennen uns kaum, ich habe ihn nur ein paar Mal gesehen bei irgendwelchen Firmenfesten oder zufällig auf dem Gang, wenn ich Steve an der Arbeit besucht habe. Dann zieht er ein paar Karten aus seiner Tasche und überlegt kurz. Schließlich streckt er seine Hand aus in meine Richtung und sagt, er schenkt uns die Karten für die Oper, weil mein Mann so gute Arbeit abgeliefert hat. Ich bin in dem Moment sehr überrascht und nehme die Karten schweigend an. Er dreht sich wieder zu Steve und dem Drucker. Solange wir alle auf den Bericht warten, verläuft die Zeit ohne ein einziges weiteres Wort. Zum Schluss verabschiedet er sich von mir und verschwindet in der Tür. Steve schaut mich an, versteht genauso wenig wie ich, was das sollte. Wir zerbrechen uns aber nicht lange den Kopf drüber, Steve packt seine Sachen und wir fahren sofort Richtung Markt los.

Auf dem Markt laufen wir zwischen den Verkaufsständen, ich brauche einen Korb zu kaufen und den, wie ich weiß, finden wir ganz hinter in der Markthalle. Dort ist ein Laden, der einer älteren Dame gehört. Sie fertigt die Körbe in allen möglichen Größen und Formen per Hand und verkauft sie vor Ort. Ich glaube sie wohnt sogar in dem Laden, hinten ist ein dicker, schwerer roter Vorhang und trennt ihr Schlaf- und Wohnraum von dem Verkaufsladen.

Als wir  endlich dort sind, wollen wir gerade rein gehen, da läuft plötzlich ganz hektisch mein Bruder aus dem Laden raus. Er bemerkt uns in der Eile gar nicht und hört uns auch nicht, als wir nach ihm rufen. Es kommt mir etwas seltsam vor, mache mir aber im Moment kein Kopf drüber. In dem Laden sind wir erst mal alleine und schauen uns um nach dem passenden Korb. Dann sehe ich, wie sich der rote Vorhang hinten bewegt und dann kommt die Verkäuferin raus. Sie wusste offensichtlich nicht, dass sie Kunden hat, den sie verschreckt in dem Augenblick, als sie uns sieht. Sie ist nur sehr sperrig bekleidet, die Haare zerstreut und Lippenstift komplett verschmiert. Sie sieht aber nicht aus, als ob sie gerade ein Schläfchen gemacht hat. Dann muss ich sofort an meinen Bruder denken, ich hoffe nur, dass ich mich irre und er mit ihr kein Techtelmechtel hat. Momentan sieht es aber danach aus. Sie ist ja gut 20 Jahre älter und könnte seine Mutter sein. Außerdem ist ihr Ruf nicht gerade der Beste…

Nach diesem Erlebnis konnte ich in dem Laden nicht mal eine Minute mehr aushalten und mit Steve haben wir entschieden, dass wir erst zu meiner alten Wohnung fahren und später, wenn ich mich abgeregt habe, wieder kommen. 

Der Vermieter hat mich wegen meiner alten Wohnung vor ein paar Tagen angerufen und gesagt, ich muss kommen und die restlichen Sachen, was dort noch geblieben sind, entweder mitnehmen oder entsorgen. Das Haus wir nämlich in den nächsten Monaten Grundsaniert und alles muss raus. Vor Ort sehen wir, dass dort jeder der ehemaligen Nachbarn seine Sachen zusammen packt, offensichtlich müssen sie alle ausziehen. Einen von denen treffen wir im Treppenhaus und fragen, was los ist. Er sagt uns alle haben eine kurzfristige Kündigung bekommen und heute müssen alle raus. Das schlimmste ist, nicht jeder konnte auf die Schnelle eine neue Bleibe finden und wird dann gezwungen in einem Hotel zu übernachten. Die Kosten dafür will der Vermieter aber nicht übernehmen. Eine Familie muss sogar in den Obdachlosenlager einziehen, da sie kein Geld für ein Hotel haben. Ich hätte nie gedacht, dass der Vermieter so herzlos sein kann. 

Als wir mit Steve fertig sind und die Wohnung endlich komplett leer ist, wollen wir gerade in unser, um die Ecke geparktes, Auto einsteigen, wen wir auf der Terrasse der nah gelegenen Kneipe den Vermieter sehen. Er scheint sich dort gut zu amüsieren, tanzt zur Musik einer live Band, die dort auftritt und ist offensichtlich betrunken. Es macht mich irgendwie sauer ihn dort so zu sehen, während die armen Familien keine Bleibe haben. Ich nehme Steve an den Arm und laufe hin. Als wir näher kommen, kann ich sogar erkennen, dass die Frau aus dem Korbladen dort ist. Auch angetrunken und feiert und flirtet  mit dem Vermieter. Das gibt mir den Rest. Ich will ihm zur Rede stellen, in letztem Moment hält mich aber mein Mann davon ab. Es macht kein Sinn sich mit ihm in dem Zustand eine Auseinandersetzung zu liefern, einerseits wird er sich wahrscheinlich morgen nicht mehr dran erinnern und außerdem geht es uns eigentlich nichts an. Irgendwo hat Steve Recht, meine Wut ist dadurch aber nicht gestillt.

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