07.07.2014
Wir sind ein paar Tage mit meinem
Mann aufs Land gefahren. Ein paar Bekannte haben uns eingeladen. Leider können
sie uns nicht die ganze Zeit betreuen, da sie arbeiten müssen, aber wir machen
uns schon schöne Tage. Das Dorf ist klein, überall laufen Hühner, Gänse und
andere Haustiere rum. Die Leute kennen sich alle und wenn etwas passiert, weiß
es sofort das ganze Dorf. Es ist irgendwie niedlich, ich könnte aber so nicht
leben.
Heute gibt es ein sehr
bedeutendes Fußballspiel auf dem Dorf und alle gehen natürlich hin. Wir dürfen
auch nicht fehlen. Es gibt sogar Musik und ein paar Verkaufsstände mit
Würstchen, Popcorn und Bier. Fast wie ein Dorffest. Die Bekannten machen sich
fertig und wir warten im Garten auf sie. Ich schaue durch den Zaun und erst
jetzt wird mir bewusst, dass ich die Nachbarn noch nicht gesehen habe. Der Zaun
ist auch ziemlich hoch und an nur ein paar Stellen kann man durchschauen. Nur
in dem Augenwinkel habe ich gesehen, dass sich in dem Nachbarsgarten etwas oder
jemand bewegt. Ich schaue richtig hin und sehe einen kleinen Jungen, wie er
Ball spielt. Er ist auch ganz festlich angezogen, wartet dort bestimmt auf
seine Eltern, um zusammen zu dem Spiel zu gehen. Nach einer Weile kommt dann
die Mutter raus, nimmt den Jungen an die Hand und geht mit ihm schon vor. Ich
kriege fast Schock, als der Vater rauskommt. Es ist ein Bekannter aus
Offenbach, den ich sehr lange Zeit nicht mehr gesehen und von ihm auch nichts
gehört habe. Ich zuckte bei Seite, dass er mich nicht sieht, aber er bemerkt
die Bewegung und kommt näher zum Zaun, um nachzuschauen. Da kann ich mich nicht
mehr verstecken, also sag ich ganz locker zu ihm: „Hi, wie geht’s?“
Er ist genauso überrascht wie
ich, aber offensichtlich erfreut mich zu sehen. Ich erzähle ihm, dass wir nur
für ein paar Tage da sind und wie es mir geht und so. Er sagt dann, dass er
jetzt verheiratet ist, hat einen Sohn, der bald in die Schule geht und seine
Frau sehr eifersüchtig ist, er freut sich aber wirklich mich nach so langer
Zeit wieder zu sehen.
Am nächsten Tag habe ich den
kleinen Jungen wieder gesehen im Garten zu spielen, und als er mich bemerkte,
kam er zu mir und hat angefangen zu erzählen, über die Schule, dass er sich
schon sehr freut, über Fußball, dass er, wie sein Papa, Fußball über alles
liebt und dass seine Freunde ihn etwas ärgern, weil er nicht jedes Mal mit
denen draußen spielen kann. Es war ein netter Junge und wirklich sehr
gesprächig. Bis seine Mutter rauskam, da war er plötzlich sofort still und ging
mit runter hängendem Kopf zurück nach Hause. Ich habe mir nur gedacht, was für
eine „Hexe“ da mein Bekannter geheiratet hat.
Nach dem kurzen Ausflug auf dem
Lande sind wir wieder zu Hause und auch bereits in der Arbeit. Ich uns Steve
arbeiten beide bei der Armee, er ist Ausbilder und ich die Betreuerin und
medizinische Aushilfe der jungen Rekruten. Heute nach einem harten Training
kamen wieder zwei von den Jungs zu mir. Der eine hatte geschnittene Finger und
der andere konnte kaum atmen. Ich versorgte die beiden und legte sie auf die
Liegen in unserem Medizinzentrum hin. Sie sollen noch eine Weile zu Beobachtung
dort bleiben.
Inzwischen mache ich mich wieder
an meinen Schreibtisch und entwickle ein paar Spiele für die jungen Männer.
Diese sollen ihr Denkvermögen verbessern, aber auch entspannend wirken. Die
Spiele sind alles Brettspiele und ich habe da bis jetzt nur die
Würfeln, ein paar Zahlen auf Stück Holzquadrate gemalt und einen Turm mit
Flagge als Logo entwickelt. Heute ist irgendwie nicht ganz mein Tag.
Nach der Arbeit bin ich auf dem
Weg nach Hause und warte auf einer Haltestelle in Bratislava auf die nächste
Straßenbahn. Es kommt eine angefahren, mit der Nummer 10, sie fährt aber in
andere Richtung als ich brauche. Es steigt eine Frau aus, die komplett in
schwarz bekleidet ist. Es sieht nicht morbide aus, sondern sehr elegant. Sie läuft auf der
Haltestelle sehr unruhig hin und her und es scheint so als ob sie nicht weiß
wohin weiter. Ich spreche sie an und frage wo es hingehen soll. Sie schaut mich
an und auch wenn sie jetzt angehalten hat, steht sie sehr unruhig und sieht aus
als ob sie auf einem Platz tanzen würde.
Sie erzählt mir, dass sie ihre
Tochter hier besucht, die hier studiert und sie möchte sie gerne überraschen,
weiß aber den Weg zu dem Wohnheim nicht mehr genau. Die Adresse hat sie zu
Hause vergessen und jetzt ist sie irgendwie verloren. Ich habe ihr angeboten,
da es schon draußen dunkel war, dass sie erst mal mit mir kommt, sie kann in
der Nachbarswohnung schlafen (sie ist momentan unvermietet) und morgen werde
ich mit ihr zu dem Wohnheim fahren. Sie ist sehr dankbar und wir fahren mit der
nächsten Straßenbahn zu uns nach Hause.
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