04.07.2014
Ich bin auf dem Weg zu meiner
Freundin Katja. Sie wohnt oberhalb des Schlosses in Bratislava auf einem Berg.
Die Zugangsstraße ist wirklich sehr steil und ich bin schon außer Atem als ich
dort ankomme. Das Haus ist ein Anwesen mit hohen Mauer rund um den Garten und
einem eisernen Tor als Eingang. Heute ist das Tor aber offen und ich spaziere
einfach rein und gehe zum Hauseingang. Dort macht mir auch schon der Bruder von
Katja auf und sagt zu mir, dass sie noch mit ihrer Mutter hinten im Haus sind,
sie müssen die alten Möbel zum Entsorgen oder Verschenken aussortieren, da
heute die neue Wohnzimmereinrichtung angeliefert kommt. Ich kann aber solange
mit ihm gehen, er hat ein paar Freunde da und sie schauen sich gerade die alten
Fotos der Familie an. Es war eigentlich eine gute Idee, also ging ich mit.
Genau gesagt waren es zwei seiner
Freunde, die dort mit ihm saßen und in alten Kartons der Familie rumwühlten.
Ich setzte mich auch hin und nahm den ersten Karton neben mir. Auf den ersten
Blick sahen wir alte Fotos und irgendwelche alte Kassetten. Beim besseren
Hinsehen erkannten wir auch noch alte Briefe von Katjas Mutter und ein paar
komische Zeichnungen. Es sollten wahrscheinlich irgendwelche Experimente oder
Visionen eines jungen Technikers sein, aber keine davon ist wirklich zu
Ende gebracht. Die eine sah aus wie ein liegender Hund mit ausgetreckten Beinen aus und überall
rundum waren Zahlen und Buchstaben in farbigen Quadraten geschrieben. Die
Bedeutung weiß bestimmt nur der Autor. Katjas Bruder hat dann vorgeschlagen,
die Kassetten zu hören und steckte eine in ein altes Kassettenrekorder ein. Die
Musik war Rock aus den Sechzigern und Siebzigern. Nach einer Weile hörte die
Musik auf und es kam eine Aufnahme von einem Gespräch von Katjas Vater mit
offensichtlich einem Freund von ihm. Da musste ihr Vater bestimmt noch jung
sein, weil sie über Uni, Mädchen, Feiern und Pott rauchen sprachen. Es muss
eine wirklich alte Aufnahme sein. Wir saßen da und hörten versteinert zu. Es war
sehr ungewöhnliche Situation. Plötzlich hörten wir Schritte und bekamen Panik.
Ganz hektisch schalteten wir den Recorder aus, nahmen die Kassette raus und
Niko, Katjas Bruder, gab mir sie, um sie in meiner Tasche zu verstecken. Da kam
auch schon der Vater von Katja (in
Wirklichkeit ist er schon vor Jahren gestorben, in meinem Traum lebt er wieder
und auch wir alle sind wesentlich jünger als heute) und fragte ob alles in
Ordnung wäre. Wir starrten ihm alle an, offensichtlich hat ihm jetzt jeder von
uns mit ganz anderen Augen gesehen. Es war mir etwas peinlich.
Als auch Katja und ihre Mutter
kamen, setzten wir uns an den Tisch und fingen an zu Mittag zu essen. Wir
unterhielten uns über alles Mögliche, diese Kassette ging mir aber die ganze
Zeit nicht aus dem Kopf und musste ununterbrochen an sie denken. Nach dem Essen bin ich mit Katja
in den Garten raus und habe ihr erzählt, was passiert ist. Sie schaute mich an
und sagte, dass dies wirklich eine peinliche Situation ist. Die Kassette ist
ihres Vaters Geheimnis gewesen, wieso er sie die ganzen Jahre aufbewahrt hat,
weiß sie nicht, aber alle wissen Bescheid und tun so als ob nichts wäre. Wir
saßen an einem Gartenteich, mit schwimmenden Pflanzen, die gelbe und rote
Blüten bekamen. Rund um den Teich waren viele hohe Pflanzen, ich bin kein
Botaniker, deshalb kann ich die ganzen Namen nicht, und ein paar Bäume. Die
Bank, an der wir waren, war direkt am Teichufer und wir konnten gut den
Zugangsweg und das Haus sehen, ohne gesehen zu werden.
Katjas Mutter taucht dann auf und
erzählt uns, dass Katjas Vater entschieden hat, dass wir nachher in die Stadt
gehen und Katja sich umziehen soll. Ich wusste, ich muss die Kassette los
werden noch bevor wir weggehen. Also bin ich in das Haus und ging den Flur
entlang. An jeder Seite waren unzählige Türen in Zimmer, die ich noch nie
gesehen habe. Eine Tür stand ein Spalt offen und als ich durchschaute, sah ich
Katjas Vater, wie er sich umzieht. Ich schreckte zurück, noch peinlicher konnte
es nicht mehr werden an dem Tag für mich… Als ich bei Seite zuckte, berührte
ich eine riesige Vase im Flur, die natürlich einen lauten Geräusch erzeugte und
ich hielt sie mit den Händen, damit sie nicht umfällt und zerbricht. Das würde
mich noch fehlen!
Katjas Vater hat es
selbstverständlich gehört und kam aus dem Zimmer raus. Er fragte, was ich dort
machen würde, aber ich stehe nur da und kann kein Wort von mir geben. Er nimmt
mich an die Hand und führt mich in die Küche. Dort steht Katjas Mutter und er
bietet sie mir etwas Wasser zu geben, ich wäre irgendwie unter Schock. Er geht
dann weg und Katjas Mutter gibt mir ein Glas mit Wasser. Ich nehme es in die
Hand und trinke ein Schluck. Dann erzähle ich die ganze Geschichte auch Katjas
Mutter. Sie war immer schon sehr cool und uns mehr eine Freundin als eine
Mutter. Sie schaut mich entsetzt an und will die Kassette sofort haben. Ich
nehme sie aus meiner Tasche heraus und händige ihr sie aus. Sie nimmt das Tape
und versteckt es umgehend in eine der Küchenschubladen. Dann dreht sie sich
wieder zu mir und sagt: „Zu Niemandem ein Wort!“.
Als alle fertig waren,
versammelten wir uns vor dem Hauseingang in der Auffahrt. Es fehlte nur noch
Katjas Vater, als wir plötzlich einen lauten Schrei aus dem Haus hören. Es
schien aus dem Bereich der Küche zu kommen und ich und Katjas Mutter haben uns
sofort angeschaut und wussten, was es bedeutet. Sie lief sofort los. Wir
blieben dort stehen und warteten, was passiert. Nach einigen Minuten kommt dann
Katjas Mutter raus und sagt zu uns wir sollen doch alleine gehen und uns
amüsieren. Sie hat vorgeschlagen, dass wir ein Taxi nehmen, so müssen wir nicht
laufen. Ich schaute umgehend in meine Tasche und suchte nach der Brieftasche.
Ich konnte aber lange drin rumgraben, sie war nicht da. Katjas Mutter sah es
und steckte mir einen Geldschein in die Tasche und sagte wir sollen sofort los.
In der Stadt sollten wir noch ein
paar Freunde treffen. Ich freute mich auf einen Jungen, den ich ein Tag vorher
kennen gelernt habe und ihn sehr charmant fand. Als wir in das Lokal
reinkommen, ist es ziemlich voll und wir setzen uns an einen der hinteren
Tische. Ich sitze mit dem Rücken zur Wand, so dass ich einen guten Überblick
habe. Plötzlich sehe ich den Jungen die Tür zu betreten und freue mich
innerlich, mein Herz fängt an zu rasen und ich bin sehr aufgeregt. In der
nächsten Bruchsekunde sehe ich, dass seine Hand jemanden hinter ihm her
schleppt. Es ist ein junges Mädchen, sehr hübsch, mit langem schwarzem Haar,
sieht aus wie eine Südländerin. Sofort weiß ich, ich habe mich um sonst gefreut.
Als es dann spät wurde, sind wir
wieder zurück zu Katjas Haus gegangen. Vor dem Eingang auf der Straße steht ein
großer Möbeltransporter. Dann sind die neuen Möbel doch noch heute angekommen,
gut, dass Katjas Eltern zu Hause geblieben sind. Wir verabschiedeten uns und
ich wollte die Abkürzung nach Hause nehmen. Durch den Haupteingang ging es zu
steil runter durch die ganze Stadt. Stattdessen, wenn ich den Hintereingang
benutze, komme ich direkt in meine Wohnviertel an. Katja erklärt mir noch den
Weg zum Hintereingang, ich muss nämlich durch das ganze Haus laufen und
verabschiedet sich von mir. Ich gehe los, ganz vorsichtig, damit ich niemanden
wecke. Die Flure kommen mir unendlich vor, sie sind alle ziemlich dunkel, es
kommt nur etwas Licht von draußen rein, zum Glück ist heute Vollmond und der
Mond beleuchtet die ganze Stadt. Am Ende des Ganges komme ich in einen riesigen
Raum, voll von Möbeln. Sie sind ganz ordentlich aufgestellt und mitten drin
steht die alte rote Sofa mit einem Zettel, auf dem steht: „Obdachlosenheim“.
Eine sehr schöne Geste von Katjas Mutter.
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