19.07.2014
Ich wohne in einer
Wohngemeinschaft in einem kleinen Einfamilienhaus. Meine Bewohner sind ein Junge
und ein Mädchen, die ich kaum kenne und zu sehen bekomme. Das Haus ist auch
sehr geschickt aufgeteilt, jeder von uns hat ein separater Eingang, gemeinsam
nutzen wir nur die große Küche und das Wohnzimmer, wo eine bequeme Kautsch und
ein Fernseher stehen. Mein Eingang ins Haus ist links durch den schmalen Vorgarten. Am Ende führt dann eine
kleine Treppe zu meinem Teil des Hauses.
Heute bin ich zu Hause, ich muss
für eine Prüfung lernen und ein paar andere Sachen vorbereiten. Irgendwann mal
mitten am Tag klopft jemand an die Tür. Ich wundere mich ein wenig, da ich auch
eine Klingel habe, gehe aber trotzdem aufmachen. Vor der Tür stehen ein großer
Mann im Anzug und ein Mädchen mit Rasterlocken. Beide stürmen förmlich rein, so
dass ich zur Seite springen muss, um nicht umgerannt zu werden. Hinter dem
Mädchen kommt noch ein kleiner Junge rein und macht die Tür hinter sich zu. Den
habe ich auf den ersten Blick gar nicht bemerkt.
Immer noch im Schock, sitze ich
auf dem Stuhl meines Schreibtisches, der fremde Mann steht vor mir und erzählt
irgendwas über paar Tage Unterkunft, ich darf nicht aus dem Haus und wenn sie
gut behandelt werden, passiert mir nichts und sie werden wieder verschwinden.
Ob ich will oder nicht, muss ich mit den Bedingungen einverstanden sein. Der
Mann schaut sich in meinem Teil des Hauses um und fragt, was dort oben unter
dem Dach wäre. In der ganz hintersten Ecke des Flurs ist eine steile Treppe
nach oben, zu einer Dachluke. Ich sagte, dort ist nichts, der Raum wird auch
nie benutzt. Der Mann sagt: „OK“ und macht die Luke auf. Es kommt etwas Licht
in den dunklen Flur rein und ich kann Ecke einer Glasvitrine sehen. Die habe
ich komplett vergessen. Ich habe sie dort früher hingestellt und meine „Schätze“
drin verstaut. Es ist ein Kristallset, der aber nicht komplett ist. Es gehört
dazu eine Weinkaraffe, Weingläser, ein Aschenbecher, eine Schüssel und eine
Vase. Der Mann schaut sich das an und sagt, sie alle drei werden dort oben
übernachten. Dann zieht er eine Waffe von unter seinem Sakko heraus und stellt sie auf eine kleine alte
Nachtkommode, die auch auf dem Dachboden steht.
Es vergehen ein paar Tage ohne,
dass es jemanden auffällt, was bei mir los ist. Die drei sind eigentlich ganz
nett, erzählen immer wieder lustige Geschichten, trotzdem werden wir nie
Freunde sein. Der Mann ist zwar auch sehr freundlich, aber er jagt mir Angst
ein. Vielleicht ist es diese Waffe, die ich bei ihm gesehen habe. Heute am
Frühstückstisch sagt er dann plötzlich, dass sie morgen wieder weiter ziehen
und schon heute ihre Sachen packen werden. Ich bin durch die Nachricht sehr
erleichtert und mache mich auf, das Geschirr zu spülen. Dabei kriege ich solche
Kopfschmerzen, die nicht auszuhalten sind. Der Mann kommt zu mir und gibt mir
ein paar Tabletten, die helfen sollen, ich muss mich aber kurz hinlegen, sonst
wirken sie nicht. Das mache ich auch und schlafe sofort ein.
Als ich aufwache, höre ich erst mal
nur leise Stimmen in der Ferne. Ich mache die Augen auf und belausche
aufmerksam das Gespräch. Die Drei sind offensichtlich am packen. Sie
unterhalten sich auch über mich, das Mädchen fragt, ob der Mann mir genug
Tabletten gegeben hat, damit ich nicht aufwache bevor sie weg sind. Erst jetzt
habe ich verstanden, dass ich betäubt wurde und keine Kopfschmerztabletten, sondern
Schlaftabletten geschluckt habe. Ich versuche aufzustehen, kann mich aber kaum
auf den Beinen halten, deshalb bleibe ich liegen und höre weiter zu, was sie
erzählen.
Der Mann diktiert dem Mädchen
irgendwelche Zahlen und sie addiert sie offensichtlich mit Hilfe eines
Taschenrechners. Als sie fertig werden, sagt sie: „6“ und er antwortet: „Ok,
das reicht für ein paar Tage“. Dann höre ich Schritte und anschließend die
Eingangstür, wie sie auf- und wieder zugeht. Jetzt sind sie Weg und ich
versuche mich aus dem Zimmer zu bewegen. Es ist nicht einfach, aber Schritt per
Schritt kommt meine Kraft langsam zurück.
An der Treppe zu der Dachluke,
schaue ich nach ober und versuche zu erkennen, ob dort alles in Ordnung ist.
Soweit ich erkennen kann, haben sie alles in bester Ordnung gelassen, als mein
Blick auf die Vitrine mit dem Kristall fällt. Es fehlen ein paar Stücke.
Offensichtlich haben die Drei die Karaffe, die Vase und den Aschenbecher
mitgenommen, um es zu verkaufen. Jetzt verstehe ich auch, was der Mann und das
Mädchen hier gerechnet haben. Ganz leise muss ich dann doch lachen, die
Einzelstücke sind ohne den Rest nichts Wert.
Ganz langsam bewege ich mich
durch den Flur zum Telefon und rufe die Polizei an. Ich erzähle denen die ganze
Geschichte und sie sagen, dass sie eine Streife vorbei schicken. Ich setze mich
also hin und warte. Erst am Nachmittag
höre ich ein Auto vor dem Haus parken, es sind die Polizisten. Sie
kommen rein und entschuldigen sich, dass es so lange gedauert hat, sie haben
die Drei aber geschnappt an der Tankstelle um die Ecke, als sie die geklauten
Stücke verkaufen wollten. Es gab eine kleine Schießerei, es wurde aber keiner
verletzt und die Diebe sind jetzt sicher in Gewahrsam genommen.
Auf einer Seite war ich froh, auf
der anderen haben die Drei mir leid getan. Es waren eigentlich sehr nette und
freundliche Leute, die bestimmt in Geldnot geraten sind und auf dieser Weise
sich das Geld zum Leben verschafft haben. Nicht ganz sauber, aber schlau
gemacht. Letztendlich waren sie aber nicht schlau genug und jetzt wartet ein
Gericht auf sie.
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