21.07.2014
Meiner Mutters Haus gegenüber, in
dem Haus, wo früher Zigäuner gewohnt haben, soll jetzt ein Scout Clubhause
eingerichtet werden. Ein paar Jungendliche sind auch schon dort und streichen
die Wände, obwohl es heute Samstag ist. Ich entscheide mich am Nachmittag
dorthin zu gehen, um mich mit den Kids ein wenig zu unterhalten und fragen ob
sie noch eine helfende Hand brauchen.
Die Kinder sind alle mit der
Renovierung so sehr beschäftigt, dass sie mich gar nicht bemerken als ich
reinkomme. Ich laufe von einem Raum zu anderem und beobachte sie bei der Arbeit.
Im letzten Zimmer sitzt ein Mädchen auf einem umgedrehten Farbeimer und macht
offensichtlich Pause. Ich komme zu ihr und frage von welchem Scout Club sie
sind und was genau sie dort vorhaben. Sie ist sehr nett und freundlich und
erzählt mir wirklich sehr viel über den Club. Die meisten basteln irgendwelche
Kleinigkeiten und der Club verkauft sie dann auf dem Wochenendmarkt in der
Stadt. Für das Geld, was dort zusammen kommt, investieren sie in weiteres Bastelzeug,
den Club und der Rest wird gespendet. Ich finde die Idee wirklich Klasse und
die Kinder haben echt Respekt verdient.
Am Wochenende gehe ich zu dem
Markt und suche nach dem Stand der Scouts. Irgendwie laufe ich hin und her,
durch die schmalen Gänge zwischen den anderen Verkaufsständen und kann sie
nicht finden. Der Markt ist voll, manchmal ist es so eng, dass es zu „Stau“
kommt und ich muss warten bis ich durchkommen kann.
Ganz am Ende angekommen, sehe ich
eine kleine Gasse. Der Boden ist mit kleinen Steinen gepflastert, mit schmalen
alten Häusern. Die Eingänge in die Häuser sind sehr eng aneinander gebaut und
ein paar junge Frauen stehen dort rum. Meine Neugierde führt mich immer tiefer
in die Gasse, als ich von einem großem Mann, der ein Mädchen am Arm gepackt mit
sich, wortwörtlich, mitschleppt, fast umgerannt werde. Das Mädchen schaut mich
mit ihren großen braunen Augen an und aus ihrem Gesicht kann man Angst und
Verzweiflung spüren. Offensichtlich ist sie nicht ganz freiwillig mit dem Mann
mitgekommen. In dem Moment weiß ich nicht genau was ich tun soll, ich möchte
dem Mädchen helfen, habe aber selbst Angst vor dem großen Mann. Ich drehe mich
um und möchte irgendwo Hilfe holen. Da steht plötzlich ein junger Mann vor mir,
er schaut über meine Schulter und ich bemerke, dass er die zwei beobachtet. Ich
sehe ihn an und will ihm gerade was fragen, als er eine kleine Geste macht ohne
die Beiden aus den Augen zu lassen. Er legt seinen ausgestreckten Zeigefinger
vor seinen Mund, ich soll still bleiben. Also tue ich das und drehe mich wieder
um. Der große Mann mit dem Mädchen verschwindet in einem der Hauseingänge.
Erst dann sagt der junge Mann
ganz leise, dass er ein Privatermittler ist und das Mädchen wurde entführt. Sie
soll für den großen Mann hier in der Stadt anschaffen oder sogar ins Ausland
verkauft werden. Er soll das ganze verhindern und sie wieder nach Hause
bringen. Er will dort in das Haus rein und sich als potentieller Käufer
vorstellen. Der Plan ist vorzutäuschen, dass er das Mädchen erst mal ausprobieren
möchte und als er dann mit ihr in einem Raum alleine ist, versucht er einen
Fluchtweg zu finden. Ich könnte ihm dabei helfen, in dem ich mich als eine
seiner jetzigen Mädchen ausgebe, dann wirkt er bestimmt glaubhafter. Ich
überlege nicht lang und sage zu.
Wir gehen zusammen in das Haus,
wo die beiden verschwunden sind. Er findet den Boss sofort und erzählt ihm
irgendwelche Geschichten. Offensichtlich ist er überzeugend genug und der Boss
erlaubt ihn mit dem Mädchen in eines der Zimmer zu gehen. Als die Tür zu geht,
sitze und warte ich eine Weile in dem Eingangsbereich des Hauses, dann sage
ich, dass ich auf die frische Luft muss und gehe einfach raus. Keiner hindert
mich daran, also entferne ich mich ganz langsam und unauffällig, da ich weiß, wenn
der Privatdetektiv ein Weg nach draußen findet, sollte ich lieber weit weg
sein. Als ich das Ende der Gasse erreiche, sehe ich wie der Boss und seine
Halblangen schreiend aus dem Haus stürmen. Da weiß ich, der Plan ist
aufgegangen und ich muss zusehen, dass ich so schnell wie möglich in den Massen
von Leuten auf dem Markt verschwinde.
Danach habe ich den
Privatdetektiv und das Mädchen nie wieder gesehen, ich bin mir aber sicher,
dass sie in Sicherheit bei der Familie des Mädchens angekommen sind.
Am nächsten Wochenende gehe ich
wieder zu dem Markt und suche die Scouts. Auch diesmal habe ich kein Glück. Ich
laufe zwischen den Ständen stundenlang, kann sie aber nirgendwo entdecken. Auf
einmal sehe ich einen kleinen Scout an einem kleinen Verkaufszelt. Ich laufe rein, da sind zwar Scouts, die ihre
Sachen verkaufen, es ist aber eine andere Gruppe. Ich frage trotzdem, ob sie
wissen, wo die anderen Scouts ihren Stand haben, bekomme aber keine Antwort.
Also gehe ich wieder raus.
Auf der Straße entscheide ich mich
aufzugeben und gehe zu der Bushaltestelle an der Ecke, um nach Hause zu fahren.
Plötzlich fährt ein kleiner Van vorbei und ich erkenne „meine“ Scouts. Sie
bemerken mich auch und halten den Wagen an. Sie erzählen mir, dass sie schon
letzte Woche eine Panne hatten und der Van musste in die Werkstatt. Erst jetzt
wurde alles fertig repariert und sie können endlich wieder ihre Sachen auf den
Markt bringen und verkaufen.
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